AERZTE Steiermark | Jänner - page 20-21

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Ærzte
Steiermark
 || 01|2015
Ærzte
Steiermark
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Foto: Gubisch, Privat
NICOLE SCHWAR
Den ersten Anstoß für eine
Handlung gibt immer das
Publikum: „Was ist dein Vater
von Beruf?“ –„Weinbauer“.
Eine der in der Szene han-
delnden Personen wird dann
ein Weinbauer sein, oder eine
Weintraube, die gerade ge-
pflückt wird. Der Phantasie
sind keine Grenzen gesetzt.
„Improtheater ist Bühnenthe-
ater, das nicht geprobt ist. Die
beteiligten Schauspieler und
Musiker improvisieren alle
Szenen, nicht einmal Texte
sind vorbereitet“, erklärt
Acham.
Auch die Spielarten sind ver-
schieden. Es kann ein einzel-
ner Schauspieler auftreten, es
kann aber auch eine Gruppe
auf der Bühne stehen – meist
sind das zwischen zwei und
fünf Darsteller und zumin-
dest ein Musiker. Die Per-
formance kann lose Regeln
haben, über die das Publikum
vorher informiert wird. So
kann zum Beispiel vorgege-
ben werden, dass eine Szene
eine Heldin hervorbringen
soll. Die Zuschauer können
über das zu bedienende Genre
oder Fremdsprachen abge-
fragt werden, genauso kann
entschieden werden, ob Lieder
oder gar ganze Musicals aus
dem Stegreif entstehen sollen.
Meist besteht ein Abend aus
mehreren unterschiedlichen
Teilen. Es gibt jedoch auch
spezielle Formate, die einen
durchgehenden Handlungs-
schon eine gewisse Gelassen-
heit vorhanden, aber ich freue
mich jedes Mal auf das, was
da kommen mag. Es ist ein
super Ausgleich zum Brot-
beruf.“
Obwohl nichts geplant, kon-
trollierbar und vorhersehbar
ist, setzt sich das Ensem-
ble zum Ziel, am Ende eine
schlüssige, oftmals lustige,
aber manchmal durchaus
ergreifende und ernste Ge-
schichte entstehen zu las-
sen – was meistens gelingt:
„Schwere Patzer passieren er-
freulicherweise selten. Und
wenn doch, weiß das Publi-
kum ja, worauf es sich einge-
strang über die gesamte Auf-
führung erarbeiten.
Genauso ungeplant wie das
Theater selbst, ist die Ge-
schichte, wie Andreas Acham
dazu gekommen ist: Bereits
als Student hat er nebenher
als Barpianist gearbeitet. Im
Zuge dessen erhielt er das An-
gebot, Stummfilme am Kla-
vier zu begleiten – eine gute
Vorbereitung auf das Impro-
theater. Denn auch hier ist es
sehr wichtig, sich stark auf die
Akteure zu konzentrieren, um
den Faden nicht zu verlieren.
Bei einer Filmaufführung im
Grazer Paradeishof hörte er
erstmals vom Improvisati-
onstheater und bekam das
Angebot, es doch einmal zu
versuchen. Bereits eine Wo-
che später war es dann soweit.
Seit 1997 hat Acham nun als
Impromusiker und Ensemble-
Mitglied beim Theater im
Bahnhof (TiB) die schwierige
Aufgabe, Szenen akustisch zu
untermalen bzw. durch die
Musik gewisse Stimmungen
zu vermitteln und Akzente
zu setzen, die für die jewei-
lige Handlung hilfreich sind.
Andererseits müssen spontan
Lieder und Musikstücke ent-
stehen. Die Melodien kom-
men meist vom Musiker, es
kann aber auch umgekehrt
sein und jemand fängt auf der
Bühne zu singen an. Binnen
Sekunden steigt der Musiker
instrumental ein – eine Spit-
zenleistung des Gehirns, die
mehr als zwei Stunden lang
andauern muss.
Ausgleich zum 
Brotberuf
Ein weiterer wichtiger Punkt
ist das Einspielen von Ge-
räuschen: Einmal wird ein
Klingelton benötigt, ein an-
deres Mal eine Hupe, ein
Zusammenstoß, eine Explo-
sion,… Stressen lässt sich
Acham aber nicht mehr:
„Nach den vielen Jahren ist
Andreas Acham ist HNO-Arzt und „Impromusiker“.
Seit 17 Jahren
motivieren ihn das Interesse an den menschlichen Sinnen und der Spaß
an der Arbeit. Instrumental untermalt er Szenen im Improvisationsthe-
ater und verstärkt binnen Sekunden Emotionen, die nicht vorhersehbar
sind. Was für ein Gefühl, vor 100 Menschen auf eine Bühne zu treten,
ohne zu wissen, was die nächsten Stunden bringen werden...
„Es ist eine rundum lustige Arbeit!
Wir haben auch danach noch Spaß,
wenn wir bei einem Bier über den
abgelaufenen Abend reden.“
Andreas Acham
lassen hat.“
Ein aktuelles Projekt, an dem
Acham beteiligt ist, feierte am
8. Dezember im Cafe „Stock-
werk“ am Jakominiplatz Pre-
miere: die Musik beim so-
genannten „Jazz and Poetry
Slam“. Autoren tragen dabei
ihre Texte vor, diese werden
direkt während des Vorlesens
musikalisch ergänzt. Drei
Musiker befinden sich auf der
Bühne, erhalten eine kurze
Anweisung worum es im je-
weiligen Text geht – und dann
geht’s los!
Der nächste Slam wird im
Jänner 2015 stattfinden.
Ohren auf!
serie
Arzt im besonderen Dienst
Improvisationstheater in Graz
Montag – die improvisierte Show
jeden Montag im Grazer Orpheum
Game of Death
Solo-Performance in englischer Sprache, mit dem Schau-
spieler Jacob Banigan und einem Musiker.
Einmal pro Monat im Theater im Bahnhof in der Elisabe-
thinergasse
Karten:
Einzelkarte: € 16,00
Es gibt Ermäßigungen für Schüler, Studenten und Gruppen
Reservierungen:
oder
+43 316 8008 - 9000
Andreas Acham mit den
TiB-Kolleginnen und
-Kollegen.
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