AERZTE Steiermark | -Dezember 2023

Das Magazin der Ärztekammer Steiermark STEIERMARK Bessere kassenärztliche Versorgung in der Steiermark: 4 Tage & mehr Foto: Adobe Stock Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien Beste Bedingungen Zusammenarbeit Dezember 2023 Aktion. Allgemeinarzt Meinrad Lindschinger hält sich musikalisch fit. Innovation. Jungarzt Sami Mouritane setzt auf innovative Lernerlebnisse. Exploration. Der frühere Gesundheitsminister und Chirurg Rifat Latifi lobt Österreich. Ärztinnen und Ärzte versorgen auch Kinder. Das ist normal. Was ist aber, wenn sie eigene Kinder zu betreuen haben? Dafür gibt es ab 2024 die 4-Tage-Woche. Und was haben die Patient:innen davon? Denen hilft ein Versorgungskonzept, das auch die Tagesrandzeiten einschließt. Trotz weniger Arbeitstage gibt es so mehr ärztliche Versorgung.

Eine besinnliche Weihnachtszeit und viel Gesundheit für 2024 … wünscht die Ärztekammer Steiermark Dr. Michael Sacherer Präsident MR Dr. Peter Schmidt Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer Vizepräsident/Kurienobmann Dr. Gerhard Posch Vizepräsident/Kurienobmann Dr. Doris Kriegl Finanzreferentin Dr. Johannes Greimel Kammeramtsdirektor Mag. Dr. Stefan Kaltenbeck, Bakk. Kammeramtsdirektor-Stv. Eiskrippe im Grazer Landhaushof Fotos: Schiffer

Bereich themen Ærzte Steiermark || 12|2023 3 BUCHTIPP Immun und gesund. Starke Abwehrkräfte – auch im Alter Von: Peter Weiler, Wolfgang Bauer Verlagshaus der Ärzte ISBN: 978-3-99052-305-6 EUR 21,90 Auch im Alter kann man viel für die eigene Gesundheit und das Immunsystem tun – so lautet die motivierende Botschaft des Ratgebers. Er zeigt, wie man das alternde Immunsystem unterstützen kann und somit die Lebensqualität steigert. Neben den Klassikern wie Bewegung und gesunder Ernährung propagieren die Autoren erholsamen Schlaf, Entspannung, KneippAnwendungen und Musik. Sie zeigen auch, wie man das Immunsystem selbst bei chronischen Erkrankungen stärken kann. Peter Weiler ist Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie und stellvertretender Abteilungsvorstand an der Landesklinik St. Veit, Wolfgang Bauer arbeitet als Gesundheitsjournalist. DATUM 27. Jänner 2024 Zum 72. Mal findet am 27. Jänner 2024 in der Wiener Hofburg der Ärzteball der Ärztekammer Wien statt. Sämtliche Informationen zum Programm sowie die Möglichkeit, Tickets zu erwerben und einen Tisch zu reservieren, finden sich unter www.ärzteball.at. LINK: www.patiospots.com Für Prostatakrebs-Patienten gibt es mit PATIO (Patient Involvement in Oncology) eine Plattform zumWissenserwerb und Erfahrungsaustausch, initiiert durch das Ludwig Boltzmann Institut Applied Diagnostics. Auf der Website finden sich Alltagstipps, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Möglichkeit, über die „Patiolounge“ zu diskutieren. Zahl 253.000 Todesfälle in der EU standen 2021 (aktuellste Zahl) laut EUUmweltagentur EEA mit überhöhter Feinstaubbelastung in Zusammenhang. Verschmutzte Luft ist, so die EEA, das größte von Umweltbedingungen ausgehende Gesundheitsrisiko. Fortbildungstipp Am Samstag, 20. Jänner, findet der Österreichische Impftag 2024 unter dem Motto „Impfen schützt – Von neuen Impfstoffen bis zu künstlicher Intelligenz“ statt – vor Ort im Austria Center Vienna oder online daheim vor dem Bildschirm. Bei Anmeldung noch vor dem 8. Jänner 2024 gibt es einen Frühbucherrabatt. Mehr unter: www.arztakademie.at/impftag IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climat -austria.at Ident-Nr. A Klim komp nsierte Produk w w.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im Dezember Schlagzeile „2024 wird das Jahr der Gesundheitspolitik, die Ärztekammer wird alle politischen Wahlen in Österreich mit Maßnahmen begleiten“, erklärte Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann für niedergelassene Ärzte, gegenüber der Kleinen Zeitung. kleinezeitung.at, 9.11.2023 Foto: Elisabethinen

Bereich themen 4 Ærzte Steiermark || 12|2023 Fotos: Adobe Stock, Conclusio Themen Cover. Vier-Tage-Woche: Gut für alle 8 Arzt im besonderen Dienst. Meinrad Lindschinger: Musikalisch fit 14 Jubiläum. 25 Jahre Impfnetzwerk 16 Ausbildung. Chirurgischer Nachwuchs setzt Initiativen 18 Gespräch. Rifat Latifi: „Österreich ist ein großer Freund“ 21 Aviso. Österreichischer Impftag reloaded 26 Serie. Täglich Dankbarkeit 27 Versorgung. Die neue mobile geriatrische Remobilisation mobiREM 28 Recht. Aktuelles aus der Rechtsprechung 29 Gesunder Genuss. Süßsaure Vielfalt 30 Wirtschaft&Erfolg. Angehörige abgesichert 32 Rat&Daten. Spezial. Menschen abholen und richtig führen 34 Wirtschaft&Erfolg. Das Beste aus verschiedenen Arztgenerationen 36 Expertinnentipp. Invertragnahme & Verrechnungsansuchen 39 CIRS. Verdachtsdiagnose Digoxin-Überdosierung 39 Forschung. Neues Bakterium in der Donau gefunden 40 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Das neue Gehaltsschema in der KAGes 42 Serie GEM/EINSAM. Mediziner:innen sind anders 44 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Serie KASSENCHECK. Mögliche Formen der Zusammenarbeit für Niedergelassene. Teil 2 45 Serie. Praktisch Täglich. „With a little help from my friends“ 47 Debatte 6 News 41 Planstellen 48 Referate 50 Kleinanzeigen 51 Personalia 54 Karikatur 57 Ad Personam 58 Weit. In Sachen Telemedizin ist die Steiermark ein Hotspot. IT-Experte Günter Schreier arbeitet in Graz. Seite 34 Vorne. Besser und neu sind die Rahmenbedingungen (nicht nur) in der KAGes. Die Details. Seite 42

Ærzte Steiermark || 12|2023 5 Bereich themen Für mehr als acht von zehn Befragten (83,6 Prozent) ist es laut aktueller Frage des Monats klar: Ärztinnen und Ärzte sollen verstärkt Medikamente direkt abgeben – in der Ordination und bei Hausbesuchen. 11,8 Prozent sind dagegen, 4,5 Prozent wissen es nicht genau oder haben eine andere Idee. So klar ist die Antwortenlage selten. In eigener Sache: Mit dieser Ausgabe beenden wir unsere Serie „Gesunder Genuss“, die die Kulinarik-Expertin Birgit Pichler für AERZTE Steiermark geschrieben hat. In der letzten Folge geht es um Zitrusfrüchte, vor allem in der kalten Jahreszeit, in der sie ihre Hauptsaison haben, ein beliebtes Thema. Dass gesund und wohlschmeckend zusammenpassen können, hat Pichlers kulinarische Serie mehr als bewiesen. epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Foto: Georg Wilke bild des monats. Das Management-Team der Öst. Gesundheitskasse ÖGK ist ja nicht allzu bekannt. Grund genug, um nicht nur Generaldirektor Bernhard Wurzer (Zweiter von rechts), sondern auch seine drei Stellvertreter Rainer Thomas, zuletzt Direktor und Leiter der Grundsatzabteilung im Hauptverband der Sozialversicherungsträger (ganz links), Alexander Hagenauer, ehemals Kabinettschef im Bundesministerium für Gesundheit, (Zweiter von links) und Georg Sima (ganz rechts), zuvor stv. Abteilungsleiter der Kärntner Gebietskrankenkasse und des Gesundheitsdienstes, ins Bild zu setzen. AERZTE Steiermark Frage des Monats: Sollen Ärztinnen und Ärzte verstärkt Medikamente zur Direktabgabe vorrätig halten? Ja Nein Weiß nicht/Sonstiges n=287 83,6 % 11,8% 4,5 % Medikamente von Ärztinnen und Ärzten? Klar.

6 Ærzte Steiermark || 12|2023 Bereich Gerhard Posch Blaulicht rettet Menschenleben Kommt es in einem Krankenhaus zu einem Notfall, wird eine Fachärztin oder ein Facharzt raschest zur Hilfe geholt. Laut Kraftfahrgesetz kann das bei Rufbereitschaft „aufgrund krankenanstaltenrechtlicher Organisationsvorschriften“ auch die Anfahrt mit einem mit Blaulicht ausgestatteten Privatfahrzeug sein. Schließlich geht es um ein Menschenleben. Da zählt dann jede Minute. Das Blaulicht muss selbstverständlich genehmigt werden. Das ist aber gar nicht so einfach: Wer länger als 30 Kilometer fahren muss (auch auf einer Schnellstraße oder Autobahn) und außerhalb des Bezirkes wohnt, in dem sich „sein bzw. ihr“ LKH befindet, darf laut rechtlicher Vorgabe nicht mit einer positiven Erledigung des Blaulichtansuchens rechnen. Nun wissen wir, dass viele Fachärztinnen und -ärzte außerhalb des Bezirkes leben, in dem sich das LKH befindet. Die Fahrtstrecke ist dann auch länger als 30 Kilometer. Wir befassen uns gerade mit einem konkreten Fall, wo genau das zutrifft. Der Kollege ist einer jener, die rasch vor Ort sein sollen, wenn sie gerufen werden. Und das geht mit Blaulicht einfach besser. Nicht, weil er schneller fährt. Sondern, weil er auf der Autobahn die berühmte „Rettungsgasse“ benützen kann und nicht durch Sondertransporte aufgehalten wird. So rettet das Blaulicht tatsächlich Menschenleben. Das gilt insbesondere in Zeiten des Ärztemangels, der auch zu mehr Blaulichteinsätzen führt. Letztlich geht es um die Sicherheit für die Steirerinnen und Steirer. Dass Ärztinnen und Ärzte im Stau stecken, statt im Notfall raschestmöglich ins Spital zu ihren Patient:innen zu gelangen, kann wohl niemand wollen. Die rechtlichen Vorgaben müssen dringend reformiert werden. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu. Zum Glück. Die Galavorstellung der österreichischen Gesundheitspolitik in Sachen Gesundheitsreform lässt das Jahr 2024 noch sehnsüchtiger erwarten. Drohen, Streiten, Beleidigt-Sein, das waren die Show-Elemente der Beteiligten, das ganz große Theater. Keiner hat diesen Zirkus unbeschadet überstanden, so berechtigt viele Anliegen gewesen sein mögen. Die Ärztekammer nicht, die Österreichische Gesundheitskasse nicht, und die Politik sowieso nicht. Die Kollateralschäden, die alle Verhandler in Kauf genommen haben, sind enorm. Die Ärztekammer ist der Politik und der ÖGK ins offene Messer gelaufen und hat mit ihren Drohungen und ihrer Kommunikationsstrategie viel Kredit bei den Patientinnen und Patienten verspielt. In Zeiten der Inflation und der Rezession entfalten die alten Kommunikations-Reflexe nicht mehr ihre Wirkung. Was in Erinnerung bleibt? Gesundheitsminister Johannes Rauch wollte offensichtlich eine geschwächte Ärztekammer, die Ärztekammer einen übrig gebliebenen Strohhalm ihrer Macht und die Gesundheitskasse weitere Kompetenzen. Johannes Rauch brach das Vetorecht der Ärztekammer bei Niederlassungen. Neue Stellenpläne und die Schaffung neuer Ambulatorien kann die Kammer künftig nicht mehr beeinspruchen. Die Österreichische Gesundheitskasse entscheidet, wo Kassenstellen platziert werden. Für die Ärztekammer ist dieser weitere Machtverlust doppelt bitter. Weil gute Initiativen überschattet werden. Etwa die Viertagewoche für Kassenärzt:innen, mit gleichzeitiger Ausweitung der Ordinationszeiten in den Randzeiten. So eine Arbeit zeigt, was eine Landesärztekammer in Zusammenarbeit mit der ÖGK bewirken kann. Letztlich ist es heute egal, dass man aus Entscheidungsprozessen geflogen ist. Wenn sich die Gesundheitsversorgung weiter verschlechtert, haben Politik und Gesundheitskasse den Schwarzen Peter. Die Ärztekammer kann sich währenddessen auf Lösungen im Sinne der Ärztinnen und Ärzte und der Patientinnen und Patienten konzentrieren, um die eigene Glaubwürdigkeit wieder aufzubauen. Didi Hubmann ist Redakteur der Kleinen Zeitung und Gesundheitsexperte. Den Kommentar schrieb er ohne Honorar. d batte Didi Hubmann Es geht um die Glaubwürigkeit

Bereich Ærzte Steiermark || 12|2023 7 Über mehrere Jahre hat sich wenig bewegt in der Steiermark. Das ist jetzt anders. Da gibt es einmal die Möglichkeit der Vier-Tage-Woche für ÖGK-Vertragsärztinnen und -ärzte. Sie gilt ab Jänner 2024. Die Vier-Tage-Woche ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Versorgung für unsere Patientinnen und Patienten und zur Erhöhung der Lebensqualität für unsere Kolleginnen und Kollegen in den ÖGK-Vertragspraxen. Es gibt die bwewchtigte Hoffnung, dass sich dadurch wieder mehr Stellen besetzen lassen. Gleichzeitig ist es gelungen, die finanziellen und nicht-finanziellen Rahmenbedingungen für Spitalsärztinnen und Spitalsärzte in der Steiermark signifikant weiterzuentwickeln. Begonnen haben die Verbesserungen hier in der Spitalsgesellschaft des Landes, der KAGes. Aber dabei ist es nicht geblieben: Auch für Ärztinnen und Ärzte mit dem Dienstgeber Med Uni Graz wurde viel erreicht. In Graz haben wir damit besten Bedingungen aller Uni-Standorte. Ebenso gut sieht es auch für die Kolleginnen und Kollegen in den Ordensspitälern aus. Die Gunst der Stunde – Stichwort Ärztemangel – hat geholfen. Aber um gute Ergebnisse zu erzielen, waren harte Verhandlungen kompetenter Teams notwendig. Allein bei der Umsetzung an der Med Uni sind 16 unterschiedliche Regelwerke entstanden. Es geht also nicht nur um Politik, es geht auch darum die Veränderungen auf die Straße zu bringen. Das war und ist nötig, um mit Überzeugung sagen zu können: Es ist wieder gut, als Ärztin und Arzt in der Steiermark zu arbeiten. Wir Steirerinnen und Steirer sind wieder wer. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Vier-Tage-Woche für Kassenärztinnen und Kassenärzte, die das wollen, kommt. Das ist eine erfreuliche Nachricht für Ärztinnen und Ärzte mit ÖGK-Vertrag. Die Ordination an vier statt an fünf Tagen offenhalten zu müssen, macht es leichter, das Privatleben mit dem Beruf zu vereinbaren. Es ist aber auch eine erfreuliche Nachricht für Patientinnen und Patienten. Aus zweierlei Gründen. Erstens dürfen sie weit eher damit rechnen, dass ihnen eine Ärztin oder ein Arzt wohnortnahe zur Verfügung steht. Vier Tage in der Woche zur Ärztin, zum Arzt des Vertrauens gehen zu können, ist besser als fünf Tage keine Ärztin, keinen Arzt zu haben. Es gibt aber aus Sicht der Patientinnen und Patienten noch einen zweiten triftigen Grund für die Möglichkeit der Vier-Tage-Woche. Es ist nämlich vorgesehen, dass damit eine verstärkte Verfügbarkeit zu den so genannten Tagesrandzeiten verbunden ist. Also mehr ärztliche Hilfe und das vermehrt auch am Abend dank der Vier-Tage-Woche. Darauf dürfen die Patientinnen und Patienten hoffen. Sie, liebe Kollegin, lieber Kollege, müssen in der Vier-Tage-Woche durchaus nicht jede Woche am Abend parat sein. Sie können sich mit den benachbarten Ärztinnen und Ärzten abwechseln. Also bringt die Reduktion der Öffnungstage auch ein Mehr an Flexibilität für Sie. Bitte stimmen Sie sich mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Nachbarschaft diesbezüglich ab. Die Möglichkeit gibt es für Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner genauso wie für Fachärztinnen und Fachärzte. Der einzige Unterschied ist die Größe der Versorgungsregion. Die ist bei Fachärztinnen und Fachärzten naturgemäß größer. Wieder ist etwas gelungen. Auch die ÖGK hat sich letztlich davon überzeugen lassen, dass es allen etwas bringt. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Vier-Tage-Woche macht es besser Standortbestimmung Michael Sacherer Wir Steirerinnen und Steirer sind wieder wer d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

Jetzt ist es fix: Die 4-Tage-Woche für niedergelassene ÖGKVertragsärztinnen und -ärzte in der Steiermark kommt. Ab Jänner 2024. Natürlich nur für diejenigen, die es wollen. Und die ‚grünes Licht‘ von ihren Kolleginnen und Kollegen in der Versorgungsregion dafür haben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit den reduzierten Ordinations-Öffnungstagen ist es für junge Ärztinnen und Ärzte viel leichter, etwa die Kinderbetreuung zu organisieren. Aber auch für „gestandene“ Ärztinnen und Ärzte kann das Leben durch diese Option besser werden. „Mit der Vier-Tage-Woche besteht die begründete Hoffnung, dass wieder mehr Ärztinnen und Ärzte in die Kassenpraxis gehen wollen“, ist Michael Sacherer, der Präsident der Ärztekammer Steiermark, überzeugt. Alle Ärztinnen und Ärzte in der jeweiligen Versorgungsregion haben Vorteile, wie der kassenärztliche Referent in der Ärztekammer Steiermark, Alexander Moussa, betont. Denn das Konzept sieht auch vor, dass die ÖGKÄrzt innen und -ärzte abwechselnd an bestimmten Tagen ihre Ordination geöffnet halten können. „Es gibt ein hohes Maß an Flexibilität für die beteiligten Ärztinnen und Ärzte“, hebt er hervor. Wie kann es praktisch funktionieren? Ein Beispiel: In einer Versorgungsregion (für Al lgemeinmediziner:innen einem Dienst sprengel, für Fachärzt:innen einem Bezirk) gibt es sieben ÖGK-Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin. Fünf davon machen bei der Vier-Tage-Woche aktiv mit. Die anderen zwei stimmen zu, haben ihre Ordinationen aber weiter an fünf Tagen geöffnet, wie es der Kassenvertrag vorsieht. Die Ärztinnen und Ärzte, die für sich in der Versorgungsregion eine 4-Tage-Woche Cover Vier-Tage-Woche: Gut für alle Die Vier- Tage-Woche soll ÖGK-Vertragsärztinnen und -ärzten das Leben erleichtern und gleichzeitig die Versorgung der Bevölkerung verbessern. Foto: Adobe Stock 8 Ærzte Steiermark || 12|2023

Ærzte Steiermark || 12|2023 9 Cover Fotos: Adobe Stock, Schiffer etablieren wollen, entwickeln gemeinsam ein regionales Versorgungskonzept , das eine ärzt liche Versorgung auch an Tagesrandzeiten (bis 18:30 Uhr) vorsieht. Eine Innovat ion ist, dass sich, wenn dies in der Versorgungsregion gewünscht ist, die beteiligten Ärztinnen und Ärzte abwechseln können und nicht immer dieselbe Praxis eine Abendordination anbieten muss. „Wir hoffen sehr, dass die Reduktion der obligatorischen Praxisöffnungstage von fünf auf vier wieder mehr Ärztinnen und Ärzte dazu bewegen wird, einen Kassenvertrag anzustreben“, sagt der steirische Ärztekammerpräsident. So hätten die Ärztinnen und Ärzte mehr freie Tage und die Patientinnen und Patienten gleichzeitig ein Mehr an kassenärztlicher Versorgung, noch dazu an den Tagesrandzeiten. Um das zu erleichtern, wird die Mindestöffnungszeit der Ordination 23 Stunden an vier Tagen betragen, statt 20 Stunden an fünf Tagen. Die echte Arbeitszeit, so die Zusatzvereinbarung, darf sich durch weniger Arbeitstage nicht reduzieren, auch die Versorgungsleistungen müssen gleich bleiben. Sollte sich herausstellen, dass die Vier-Tage-Woche nicht den gewünschten Er folg bringt, kann die Kassenärztin, der Kassenarzt zum Monatsende die Rückkehr zur „alten“ Fünf-Tage-Woche beantragen. Es wird evaluiert Das Projekt ist vorerst auf fünf Jahre befristet. Es läuft also mit Ende Dezember 2028 aus. Ärztekammer Steiermark und ÖGK werden schon während der Laufzeit dieser Zusatzvereinbarung (spätestens bis Ende 2025) die Auswirkungen der Umsetzung der Vier-TageWoche für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie die gesamte VersorgungssiDie VierTage-Woche kommt für alle Ärzt:innen für Allgemeinmedizin sowie Fachärzt:innen mit ÖGK-Vertrag. Aber nur für jene, die das auch wollen. Niemand muss, jede:r kann. „Es gibt ein hohes Maß an Flexibilität für die beteiligten Ärztinnen und Ärzte.“ Alexander Moussa, Kassenärztlicher Referent

10 Ærzte Steiermark || 12|2023 Foto: Schiffer Cover Aus der Zusatzvereinbarung: Voraussetzungen für eine 4-Tage-Woche Für die Gewährung einer 4-Tage-Woche im Sinne dieser Vereinbarung sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen: • Ordinationsöffnungszeiten von mindestens 23 Stunden an 4 Werktagen • Davon mindestens 2 Nachmittage bis 18:30 Uhr • Für Samstagsordinationen im Ausmaß von mindestens 4 Stunden kann eine Nachmittagsordination auf 15:30 Uhr reduziert werden. • Die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit und damit die Sachleistungsversorgung darf sich durch die 4-Tage-Woche nicht reduzieren. Die ÖGK wird diesbezüglich insbesondere die Entwicklung der abgerechneten Fälle quartalsweise beobachten und auch allfällige Rückmeldungen bzw. Situationsbeschreibungen von Versicherten, Behörden, Interessensvertretungen usw. berücksichtigen. „Mit der Vier-Tage-Woche besteht die begründete Hoffnung, dass wieder mehr Ärztinnen und Ärzte in die Kassenpraxis gehen wollen.“ Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark

Ærzte Steiermark || 12|2023 11 Cover Allgemeinmedizin: Versorgungsregionen im Überblick Stadt Graz: Jeder Stadtbezirk ist eine Versorgungsregion (17 Sprengel mit 3 bis 16 Planstellen) Graz Umgebung (12 Versorgungsregionen mit je 3 bis 7 Planstellen): Gratwein-Straßengel | Gratkorn | Kalsdorf, Werndorf, Wundschuh | Hart, Kainbach, Laßnitzhöhe, Nestelbach, St. Marein | Deutschfeistritz, Peggau, Übelbach | Frohnleiten | Eggersdorf, Gutenberg-Stenzengreith, Kumberg, St. Radegund | Hitzendorf, St. Bartholomä, St. Oswald, Stallhofen, Thal | Fernitz-Mellach, Gössendorf, Hausmannstätten, Raaba-Grambach, Vasoldsberg | Feldkirchen, Seiersberg-Pirka | Semriach, Stattegg, Weinitzen | Dobl-Zwaring, Haselsdorf-Tobelbad, Lieboch, Premstätten Bruck-Mürzzuschlag (11 Versorgungsregionen mit je 3 bis 11 Planstellen): Bruck | Kapfenberg | Aflenz, Thörl, Turnau | Mariazell | Breitenau am Hochlantsch, Gasen, Pernegg | Tragöß-St. Kathrein/L. | St. Lorenzen, St. Marein, Stanz | St. Barbara im Mürztal | Mürzzuschlag, Neuberg, Spital/Semmering | Kindberg | Krieglach, Langenwang Deutschlandsberg (8 Versorgungsregionen mit je 3 bis 6 Planstellen): Deutschlandsberg | Schwanberg | Frauental, Groß St. Florian, Preding, Wettmannstätten | Eibiswald | Pölfing-Brunn, Wies | Stainz, St. Stefan o. Stainz | St. Martin, St. Peter i.S. | Lannach, St. Josef Hartberg-Fürstenfeld (10 Versorgungsregionen mit je 2 bis 6 Planstellen): Fürstenfeld, Loipersdorf | Großsteinbach, Großwilfersdorf, Ilz | Hartberg | Friedberg, Pinggau, Schäffern | St. Jakob i. W., St. Lorenzen, Waldbach-Mönichwald, Wenigzell | Dechantskirchen, Grafendorf, Lafnitz, Rohrbach | Pöllau | Kaindorf, Stubenberg | Bad Blumau, Bad Waltersdorf, Ebersdorf | Buch-St. Magdalena, Burgau, Neudau, Rohr Leibnitz (7 Versorgungsregionen mit je 3 bis 8 Planstellen): Gabersdorf, Gralla, Leibnitz, Tillmitsch, Wagna | Allerheiligen, Heiligenkreuz a. W., Pirching am Traubenberg, Ragnitz, St. Georgen, Schwarzautal | Großklein, Heimschuh, Kitzeck i. S., St. Nikolai | Arnfels, Leutschach, Oberhaag, St. Johann | Hengsberg, Lang, Lebring-St. Margarethen, Wildon | Ehrenhausen, Gamlitz, St. Veit, Straß | Gleinstätten, St. Andrä-Höch Leoben (6 Versorgungsregionen mit je 2 bis 12 Planstellen): Leoben | Eisenerz | Niklasdorf | Kraubath, St. Michael, St. Stefan | Kalwang, Kammern, Mautern | St. Peter-Freienstein, Trofaiach, Vordernberg Liezen (11 Versorgungsregionen mit je 1 bis 6 Planstellen): Liezen | Altaussee, Bad Aussee | Bad Mitterndorf | Gröbming, Öblarn, Sölk | Haus, Ramsau, Schladming | Aigen, Irdning-Donnersbachtal, Stainach-Pürgg | Lassing, Rottenmann, Selzthal | Gaishorn, Hohentauern, Trieben | Altenmarkt, Landl, Radmer, St. Gallen | Wildalpen | Admont, Ardning Murau (4 Versorgungsregionen mit je 3 bis 5 Planstellen): Krakau, Oberwölz, St. Peter, Schöder | Murau, Stadl-Predlitz, St. Georgen | Niederwölz, St. Lambrecht, Scheifling, Teufenbach-Katsch | Mühlen, Neumarkt Murtal (9 Versorgungsregionen mit je 2 bis 8 Planstellen): Judenburg | Fohnsdorf | Pölstal | Zeltweg | Pöls-Oberkurzheim, St. Georgen, Unzmarkt-Frauenburg | Obdach, Weißkirchen | Knittelfeld, St. Margarethen | Gaal, St. Marein-Feistritz, Seckau | Lobmingtal, Spielberg Südoststeiermark (7 Versorgungsregionen mit je 3 bis 7 Planstellen): Fehring, Kapfenstein, St. Anna a. A. | Feldbach | Kirchbach-Zerlach, St. Stefan im Rosental | Bad Gleichenberg, Gnas, Jagerberg | Riegersburg, Söchau, Unterlamm | Edelsbach, Kirchberg a. d. R., Paldau, St. Margarethen ad R. | Bad Radkersburg, Halbenrain, Tieschen | Deutsch-Goritz, Mettersdorf, Mureck, Straden, St. Peter a. O. Voitsberg (4 Versorgungsregionen mit je 5 bis 9 Planstellen): Bärnbach, Rosental an der Kainach | Voitsberg | Edelschrott, Köflach, Maria Lankowitz | Krottendorf-Gaisfeld, Ligist, Mooskirchen, Söding-St. Johann Weiz (8 Versorgungsregionen mit je 3 bis 8 Planstellen): Thannhausen, Weiz | Gleisdorf, St. Ruprecht a. d. R. | Fladnitz, Passail | Birkfeld, Strallegg | Fischbach, Ratten, Rettenegg | Anger, Puch b. Weiz | Markt Hartmannsdorf, Ottendorf a. d. Rittschein | Ilztal, Pischelsdorf, Sinabelkirchen Für Fachärztinnen und Fachärzte sind die steirischen Bezirke die Versorgungsregionen. Die Vier-Tage-Woche erfordert ein Versorgungskonzept in der Versorgungsregion.

12 Ærzte Steiermark || 12|2023 Cover Foto: Schiffer tuation überprüfen – z. B. leichtere Nachbesetzung von Vertragsarztstellen, Fallentwicklungen, Rückmeldungen aus der Bevölkerung – und gegebenenfalls Anpassungen dieser Vereinbarung vornehmen. Damit sol l sichergestellt werden, dass die Qualität, der Umfang und die Kontinuität der ärztlichen Sachleistungsversorgung gewährleistet bleiben. „Anpassungen aufgrund der gemachten Erfahrungen sind natürlich denkbar, aber ich bin durchaus stolz, dass wir diesen jahrzehntelangen Wunsch der Kol leg:innenschaft nun umsetzen können und die Vier-Tage-Woche bleiben wird“, ist der kassenärztliche Refernt der Ärztekammer, Alexander Moussa, überzeugt. Man habe in intensiven Verhandlungen mit der ÖGK alles getan, um die Rahmenbedingungen für die beteiligten Ärztinnen und Ärzte, aber auch die ärztlich zu versorgende Bevölkerung, bestmöglich zu gestalten. Lange gefordert Die Vier-Tage-Woche war bereits 2022 in einem „Letter of Intent“ der steirischen Kurie Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte thematisiert worden. „Die Kurie der niedergelassenen Ärzte in der Steiermark steht geschlossen hinter dem Leitspruch ͵Gesundheit gemeinsam gestalten΄. Sie unterstützt strukturelle und f inanziel le Weiterentwick lungen zur Verbesserung der Versorgungssituation der Bevölkerung. Dazu ist es jedoch erforderlich, gemeinsam mit der ÖGK Entwicklungspotenziale sowie Maßnahmen(-pakete) zu erarbeiten“, heißt es darin. Dietmar Bayer, der Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark, sieht in der Vier-Tage-Woche einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der kassenärztlichen Situation in der Steiermark. Weitere werden hoffentlich folgen. Bald wird wieder verhandelt. „Wichtiger Schritt zur Verbesserung der Situation in der Steiermark“ Dietmar Bayer, Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte

Ærzte Steiermark || 12|2023 13 Foto: Bereich Adobe Stock

Foto: arzt im besonderen dienst ursula scholz Als größte Familienmusik Österreichs hat es die Familienmusik Lindschinger seinerzeit bis ins Fernsehen zum Steiner Franz geschafft. Über 36 Jahre hinweg – ab seinem 15. Lebensjahr – hat Meinrad Lindschinger in dieser Formation im Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser vorweihnachtliche musikalische Freuden gebracht. Die Familienmusik Lindschinger, die seine Eltern als Eltern-Kind-Ensemble gegründet haben, gibt es mittlerweile nicht mehr, aber bei jedem Familientreffen wird spontan musiziert. „Auf hohem Niveau, denn wir halten uns alle musikalisch fit“, wie Meinrad Lindschinger betont. „Rund 60 bis 100 gemeinsame Stücke haben wir alle drauf und auch die nächste Generation spielt eifrig mit.“ Lindschingers Vater war Chormeister und Organist und anfangs hatte Sprössling Meinrad wie seine drei Schwestern gar keine Wahl, als in die Chorprobe mitzugehen. „Da auch meine Mutter im selben Chor gesungen hat, war ja keiner daheim, der auf die Kinder aufpassen hätte können.“ Mit 13 begann er dann als Trompeter in der Blasmusik seines Heimatortes St. Peter am Kammersberg mitzuwirken, wechselte schließlich zum Bassflügelhorn und lernte in weiterer Folge auch Hackbrett und Harmonika spielen. Hackbrett aus Chorgestühl Lindschingers Hackbrett ist nicht irgendeines, sondern ein vom Vater aus über 400 Jahre altemChorgestühl-Holz handgefertigtes sogenanntes Katschtaler Hackbrett, das durch seine ungewöhnliche Kombination aus chromatischer und diatonischer Stimmung auffällt und sowohl als Begleit- als auch Melodieinstrument eingesetzt werden kann. Nur wenige Menschen verstehen noch, dieses spezielle Instrument zu spielen – und so überlegt Lindschinger, gemeinsam mit seiner Schwester, der Psychiaterin Bettina Ropele-Lindschinger, das Wissen um dieses Instrument zu verschriftlichen und eine eigene Hackbrett-Fibel für das Katschtaler Hackbrett herauszugeben. Mit Hackbrett und Harmonika zählt Lindschinger auch zur Steir i schen Knöpferlstreich, die in verschiedenen Formationen national wie international alpenländische Volksmusik aufführt. Bis in die USA hat es das steirische Ensemble bereits geschafft – und wenn es in großer Besetzung im Rundfunk auftritt oder auf Bällen und Hochzeiten spielt, ist Lindschinger mit seiner Frau, einer Querflötistin, mit dabei. Sein favorisiertes Instrument ist al lerdings das Bassf lügelhorn, das vor Kurzem zu Lindschingers 63. Geburtstag auch ein Geschwisterinstrument bekommen hat: ein Fürst-Pless-Horn, ein in B gestimmtes Jagdhorn, das auch zu seiner Leidenschaft für die Jagd passt. Selbst gejagt – selbst verarbeitet Eigenhändig erjagtes Fleisch (und nicht nur dieses) verarbeitet Lindschinger selbst weiter, erzeugt daheim Würste ohne Nitritpökelsalz und Phosphate oder räuchert es – ebenso wie die selbst gezüchteten obersteirischen Seeforellen und Saiblinge – in einer Niedertemperatur-Selche, in der sehr wenig kanzerogene Benzpyrene entstehen. Denn er ist nicht nur Musiker, sondern auch Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Ernährungsmedizin und Stoffwechselerkrankungen und folglich sehr daran interessiert, seinem Körper nur wohltuende Nahrungsmittel zuzuführen. Sein Wissen über Lebensmittelchemie resultiert unter anderem aus seiner Zeit als Assistent am Institut für Medizinische Chemie und Pregl- Laboratorium bei Professor Benno Paletta. Seine anschließende Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin am Grazer Uniklinikum bei Professor Günter Krejs erfolgte dann bereits mit den Schwerpunkten Stoffwechsel und Ernährungsmedizin. Musikalisch fit Ernährungsmediziner Meinrad Lindschinger ist nicht nur Arzt mit Leib und Seele, sondern auch Musiker, seit er denken kann. Zu seiner Instrumentensammlung zählen Raritäten wie ein Katschtaler Hackbrett und ein Fürst-Pless-Horn. KK 14 Ærzte Steiermark || 12|2023

Nach einigen Jahren als Oberarzt an der medizinischen Universitätsklinik, leitete er auch den Ernährungsmedizinischen Dienst des LKHUniversitätsklinikums sowie den Medizinisch-technischen Dienst in der medizinischen Direktion unter Univ.-Prof. Dr. Gerhard Füger. Danach gründete Lindschinger mit seiner Frau auf der Laßnitzhöhe das Institut für Ernährung und Stoffwechselerkrankungen, ein nicht bettenführendes öffentliches Ambulatorium in der Schwarzl-Klinik, jetzt im Gemeinde-Pfarr-Zentrum in Laßnitzhöhe. Daneben arbeitet er als Lektor auf der FH Joanneum, ist Ernährungsmediziner, Kneipparzt und Kurarzt des Heilklimatischen Kurortes Laßnitzhöhe, ärztlicher Leiter internationaler Projekte sowie wissenschaftlicher Leiter der Apfel-, Obst- und Gemüse-Akademie, die kürzlich ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert hat. Begründer des Functional Eating In seinem eigenen Institut entwickelte Lindschinger das Konzept des Functional Eating, ein Ernährungsprogramm, das individuell auf die Lebensumstände der einzelnen Patientinnen und Patienten abgestimmt ist – und nicht nur auf die Erkrankung, deretwegen sich die Menschen in medizinische Behandlung begeben. „Wir müssen die Ernährung an die Bedürfnisse der Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Als wir gesehen haben, dass wir mit unserer ernährungsmedizinischen Begleitung bei einigen Patienten mit den typischen Zivilisationserkrankungen enormen Erfolg hatten, bei anderen aber nur mäßigen, haben wir uns auf die Suche nach dem Grund dafür gemacht. Wir haben Tausende Datensätze ausgewertet und sie nach Alter, Geschlecht, Sozialversicherung, Laborstatus und Belastungsprofil analysiert.“ Functional Eating arbeitet ausschließlich mit natürlichen Lebensmitteln und durch die richtige Kombination der einzelnen Warengruppen ergeben sich Warenkörbe, die individuell an die Probleme und Bedürfnisse der Menschen angepasst sind. Mit dem individualisierten Ansatz kann nun noch viel mehr Menschen geholfen werden – Männern wie Frauen. „Wir gendern die Medizin seit 20 Jahren“, betont Lindschinger. Auch seine Familie lebt nach jenen e r nä h r u ng sw i s - s ens cha f t l i chen E r k e n n t n i s s e n , die Lindschinger selbst gewonnen hat . „Ich ha lte mich im Wesentlichen an meine e i genen Emp - fehlungen und ich habe das Glück, dass meine Frau, die zumeist für uns kocht, sogar noch konsequenter das lebt, was ich predige.“ Nach den Prinzipien von Functional Eating wird mittlerweile auch in diversen Gemeinschaf tsverpf legungen – in Hotels ebenso wie beispielsweise in der Kantine der steirischen Wirtschaftskammer – aufgekocht. Nach wie vor ist Lindschinger als Forscher aktiv und versorgt oststeirische Obst- und Gemüse-Erzeuger ebenso mit wissenschaftlichen Erkenntnissen wie Fleischproduzenten, beschäftigt sich aber auch mit Leistungsdiagnostik für Profisportler. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Forschungskooperation mit Univ.-Prof. Dr. Wi l l ibald Wonisch in der „Radikalforschung“ oder Arbeiten zu BVitaminen mit Mag. Norbert Fuchs. Holz, Brot und Wein Nicht nur sein Katschtaler Hackbrett ist eine Besonderheit – sondern auch die ganzheitliche Leistungsdiagnostik, unter anderem mit der Spiroergometrie, bei der während der körperlichen Belastung auch die Atemgase kontinuierlich analysiert werden, ist ein seltenes Instrument und wird daher von in- und ausländischen Leistungssportler:innen genutzt. Zudem betreut das Institut für Ernährung und Stof fwechse l erkrankungen Menschen mit verschiedenen Lebensmit telunverträgl ichkeiten, Allergien und Nährstof f-Aufnahmestörungen und Ähnlichem. Kaum zu glauben, dass Lindschinger daneben noch Zeit für die Musik findet. Und nicht nur für die Musik, sondern auch zum Radfahren, Bogenschießen, Drechseln, Brotbacken, Weinkeltern und bis vor kurzem auch noch zum Reiten. 30 Jahre lang hielt er eigene Pferde, mit denen er gerne Distanzritte bis nach Ungarn gemacht hat. Lindschinger drechselt nicht nur Gewürzmühlen selbst und baut für seine drei bereits erwachsenen Kinder eigenhändig Holzbetten. Auch sein Hackbrett hat er liebevoll selbst restauriert. Sein nächster Auftritt wird jedoch ohne Hackbrett, dafür wieder mit Horn stattfinden: Seitdem er auf der Laßnitzhöhe arbeitet und in der Gegend wohnt, ist er Mitglied der Trachtenkapelle Laßnitzhöhe. In gewissem Sinne ist selbst diese Kapelle eine Art Familienmusik: Auch seine Kinder spielen dort mit. Fotos: KK Ærzte Steiermark || 12|2023 15 ArzT im besonderen dienst

16 Ærzte Steiermark || 12|2023 Jubiläum Am Anfang waren die Masern. Angesichts eines großen Ausbruchs führte die damalige Gesundheitsministerin Leonore Hostasch 1998 in einer Art politischen Blitzaktion die Masern-Gratisimpfung für Kinder ein – aber ohne eine Struktur, diesen geordnet und dokumentiert verabreichen zu können. Die Landessanitätsdirektion Steiermark konnte zwar Amtsärzt:innen fürs Impfen stellen, aber es war von Anfang an klar, dass eine rasche Wirkung in die Breite nur über die Mitwirkung der niedergelassenen Ärzt:innen erreichbar wäre. So trat man an die Kurie Niedergelassene Ärzte heran, die sich in Person des damaligen Kurienobmanns Jörg Pruckner rasch eine Struktur für die neue Gratisimpfung einfallen ließ: eine steiermarkweit tätige Organisation – einen „Impfverein“ –, der an der Schnittstelle zwischen Niedergelassenen, öffentlichem Gesundheitswesen, Großhandel und Apotheken der Gratis-Masernimpfaktion auf die Sprünge helfen sollte: So trat die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin (WAVM) auf den Plan. Kurz danach kam die empfindliche Reduktion der Mutter-Kind-Pass-Prämie und die (berechtigte) Sorge, dass die Teilnahme an den Untersuchungen dadurch sinken könne. Die Gegenstrategie: Den Informationsstand der Eltern über die Wichtigkeit des Mutter-Kind-Passes zu verbessern: die WAVM entwickelte das Mutter-Kind-Infoservice. Persönlich und just-in-time vor dem nächsten MKP-Termin erhielten und erhalten 25 Jahre Impfnetzwerk Die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin freut sich über 25 Jahre steirisches Impfnetzwerk. Neue Initiativen widmen sich v.a. der Entwicklung von Fort- und Ausbildungen. die steirischen Eltern ihre Infobriefe. Was dem damaligen Gesundheitsminister Martin Bartenstein, selber Steirer, so gefiehl, dass er diesen Dienst aus dem Ministerium heraus österreichweit aufsetzen wollte. Das geriet allerdings so „amtlich“, dass viele Eltern Angst vor dem „behördlichen“ Schreiben bekamen. So schlief diese Bundesinitiative bald wieder ein, aber in der Steiermark tat das MKP-Infoservice weiterhin seinen elternfreundlichen Dienst. Was alles geht Schritt für Schritt wurde das Gratisimpfprogram erweitert, also entwickelte die WAVM das „Impfscheckheft“, damit Eltern und Ärzt:innen ein praktikables Trägermedium für die Impf bons und Rezepte in die Hand bekamen. Was sich – seit 1999 – nicht geändert hat: Die steirischen Grat isimpfungen wurden und werden penibel dokumentiert. Was als einzelne Masernaktion begann, bei der handgeschriebene Listen gefaxt und zum Großhandel getragen wurden, hat sich zur steirischen Impfdatenbank gemausert, die inzwischen über 3 Millionen Gratisimpfungen, die 0–15-Jährigen hierzulande verabreicht wurden, dokumentiert: Welcher Arzt, welchem Kind, wann, welchen Impfstoff in welcher Teilimpfung verabreicht hat, ist ebenso verzeichnet wie auch, wann der Impfstoff mit welchem Rezept in welcher Apotheke abgegeben wurde. Der inzwischen ausgerollte eImpfpass wird noch einige Zeit brauchen, um auch nur annähernd zu dieser Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu kommen – vom Datenvolumen ganz zu schweigen. Das Schöne daran: Die Daten in der steirischen Impfdatenbank werden nicht über den Kopf der Eltern hinweg gesammelt, es liegen sämtlich Einverständniserklärungen dafür vor. Dass dieser Datenschatz sich bezahlt macht, zeigt sich im Ausbruchsfall mehr als deutlich: 24/7 und auch amWochenende können autorisierte Nutzer:innen den Impfstatus einzelner Kinder/ Jugendlicher abfragen. Und auch gezielte Kommunikationsmaßahmen – etwa Briefe an jene Eltern, die ihr Kind zwar gegen einiges, aber doch nicht gegen Masern impfen lassen wollen, können gezielt gesetzt werden. Oder Durchimpfungsraten für einzelne Schulen erstel lt. Oder für Gemeinden, in denen es vielleicht eine Häufung impfkritischer Vorträge gab. All das geht in der Steiermark – und zwar seit Jahrzehnten. Substitution unterstützen 2012 ergab sich – wie 1998 – eine Notlage im öffentlichen Gesundheitswesen: Der Suchtkoordinator des Landes suchte dringend einen Trägerverein für ein Projekt, mit dem Suchtkranke im Raum Graz einen guten Zugang zum Substitutionsprogramm erhalten sollten. Einige große Träger winkten aus verschiedenen Gründen ab. So kam man letztlich auf die WAVM zu, deren Vereinsmitglieder nahezu alle aus der Ärzteschaft kommen. Und die WAVM bekannte sich zur Dringlichkeit der ärztlichen Versorgung auch für eine schwierige Klientel: So wurde dem Drogenplan des Landes Steiermark folgend eine Ordination aufgebaut, in der allgemein- und suchtmedizinische Behandlung durch ein interdisziplinäres Team geboten wird. Der etwas sperrige Titel I.K.A. steht für Interdisziplinäre Kontakt- und Anlaufstelle – und bietet einen niederschwelligen Zugang zum Substitutionsprogramm. Mittlerweile hat sich die I.K.A. vom kleinen Sozialprojekt zur Ordination mit Kassenfinanzierung entwickelt – auf die Interdisziplinarität in der Betreuung wird nach wie vor hoher Wert gelegt. Und dann kam Corona Um die COVID-19-Impfungen in den Alters- und Pf legeheimen der Steiermark einfach, rasch, transparent und sicher zu organisieren, wurde die WAVM mit der Entwicklung der App „STIMMT“ (STeiermark IMpft: Mobile Teams) beauftragt. Über die Weihnachtsfeiertage 2021 wurde konzipiert und programmiert, bereits am7.1.22 wurden über 200 Pflegeeinrichtungen und etwa 300 Ärz t : i nnen i nformier t , die sich in einer vorausgegangenen Ärz tekammer-Umfrage für die COVID-19-Impfaktionen gemeldet hatten. Im März unterstützte die WAVM das Land Steiermark bei der Organisat ion einer COV ID-19 - Imp f a k t i on für pädagogisches Personal aktuell April 2023 Mrz 22 Mrz 21 Mrz 20 2019 Impfung Stmk-Schnitt Apr. 23 Kohorten Stmk-Schnitt März 22 Kohorten Stmk-Schnitt März 21 Kohorten Stmk-Schnitt März 20 Kohorten Stmk-Schnitt März 19 Kohorten Impfung Stm [A 6-fach Grundimmunisierung 87% 2016 bis 2020 87% 2015 bis 2019 86% 2014 bis 2018 85% 2013 bis 2017 85% 2012 bis 2016 6-fach Grundimmunisierung 87% 6-fach mind. 1e Impfung 93% 2016 bis 2020 93% 2015 bis 2019 92% 2014 bis 2018 92% 2013 bis 2017 92% 2012 bis 2016 6-fach mind. 1e Impfung 93% MMR-Impfung (2. TI) 86% 2016 bis 2019 86% 2015 bis 2018 85% 2014 bis 2017 84% 2013 bis 2016 82% 2012 bis 2015 MMR-Impfung (2. TI) 86% MMR mind. 1 TI 92% 2016 bis 2020 92% 2015 bis 2019 91% 2014 bis 2018 91% 2013 bis 2017 90% 2012 bis 2016 MMR mind. 1 TI 92% Rota Grundimmunisierung 78% 2016 bis 2021 77% 2015 bis 2020 76% 2014 bis 2019 75% 2013 bis 2018 76% 2012 bis 2017 Rota Grundimmunisierung 78% Rota mind. 1e Impfung 84% 2016 bis 2021 84% 2015 bis 2020 83% 2014 bis 2019 83% 2013 bis 2018 83% 2012 bis 2017 Rota mind. 1e Impfung 84% PNC mind. 1. TI 88% 2016 bis 2021 88% 2015 bis 2020 87% 2014 bis 2019 86% 2013 bis 2018 86% 2012 bis 2017 PNC mind. 1. TI 88% Diph.-Tet.-Polio Auffr. Schulalter 55% 2007 bis 2012 60% 2006 bis 2011 60% 2005 bis 2010 60% 2004 bis 2009 60% 2003 bis 2008 Diph.-Tet.-Polio Auffr. Schulalter 55% Pertussis Auffrischung Schulalter 57% 2007 bis 2012 58% 2006 bis 2011 58% 2005 bis 2010 58% 2004 bis 2009 58% 2003 bis 2008 Pertussis Auffrischung Schulalter 57% MMR-Impfung (2. TI) 82% 2007 bis 2015 82% 2006 bis 2014 81% 2005 bis 2013 81% 2004 bis 2012 79% 2003 bis 2011 MMR-Impfung (2. TI) 82% Hep. B Auffrischung/nachgeh Grundim. i. Schulalter 17% 2007 bis 2010 23% 2006 bis 2009 27% 2005 bis 2008 31% 2004 bis 2007 29% 2003 bis 2006 Hep. B Auffrischung/nachgeh. Grundim. i. Schulalter 17 Meningokokken ACWY (ab 2012 gratis) 34% 2007 bis 2009 41% 2006 bis 2008 44% 2005 bis 2007 44% 2004 bis 2006 43% 2003 bis 2006 Meningokokken ACWY (ab 2012 gratis) 34% HPV 2. TI (ab Feb. 2014 gratis) 35% 2007 bis 2011 36% 2006 bis 2010 37% 2005 bis 2009 36% 2005 bis 2008 33% 2004 bis 2007 HPV 2. TI (ab Feb. 2014 gratis) 35% HPV mind. 1 TI (ab Feb. 2014 gratis) 43% 2007 bis 2012 43% 2006 bis 2011 43% 2005 bis 2010 44% 2005 bis 2009 39% 2004 bis 2008 HPV mind. 1 TI (ab Feb. 2014 gratis) 43% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 6-fach Grundimmunisierung 6-fach mind. 1e Impfung MMR-Impfung (2. TI) MMR mind. 1 TI Rota Grundimmunisierung Rota mind. 1e Impfung PNC mind. 1. TI Diph.-Tet.-Polio Auffr. Schulalter Pertussis Auffrischung Schulalter MMR-Impfung (2. TI) Hep. B Auffrischung/nachgeh.… Meningokokken ACWY (ab 2012 gratis) HPV 2. TI (ab Feb. 2014 gratis) HPV mind. 1 TI (ab Feb. 2014 gratis) Vergleich Impfraten im Steiermark-Schnitt März 2019 bis 2023 Stmk-Schnitt Apr. 23 Stmk-Schnitt März 22 Stmk-Schnitt März 21 Stmk-Schnitt März 20 Stmk-Schnitt März 19 2023_scheckheft_titel.indd 1 g su Das Vorsor Vorsorgemedizin Wissenschaftliche Akademie für Humane Papillomaviren: Sags weiter, HPV-Sch Suizidprävention: Junge s COVID-19: 3. Teilimpfun Bei den Haus- oder Kinder- und Jug Schulimpfungen nachh „Urlaub für von den Eltern”: Selbständig und sich Gesund_SK_Q2_2022.indd 1 Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin Prof. Dr. Diether Spork Überarbeitung OA Dr. Andreas T Nur Impfe nur_impfen_schuetzt_2022.indd 1 Gratisimpfaktion für Schulkinder & Jugend Impfsche 6- bis 15-J jugendliche_Bonheft_2023.indd 1 Wenn Ihr mich f So lässt sich da wieder aushalte Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin Ganz ehrlich: Für mich waren die letz drei Jahre ja nicht wirklich so super. S lang daheim bleiben müssen – und alle so oft genervt. Und fad war mir dabei: kein Herumtoben mit den Jungs, die Mädels im Hof nicht necken. Dann maskiert in die Schule gehen – auch kein Honigschlecken. Und alles nur wegen Corona. Das ist jetzt echt besser. Endlich! Weil: Ich hab die Corona SchutzImpfungen. Mein Schwesterherz auch. Mama und Papa sowieso. Wenn Ihr mich fragt: So lässt sich das Leben echt wieder aushalten! CORONA SCHUTZIMPFUNG: Impfschema 1. Teilimpfung (TI) Kleinkinder mit Risiko od. individuellem Bedarf ab vollendetem 6. Lebensmo Kleinkinder ohne Risiko & Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr ab vollendetem 5. Lebensjah Jugendliche (ab vollendetem 12. bis zum vollendetem 18. Lebensjahr) ab vollendetem 12. Lebensja Erwachsene ab vollendetem 18 Lebensjahr ab vollendetem 18. Lebensja COVID-Plakat.indd 1 HEpAtItIS A: 2 TEILIMPFuNGEN HEPATITIS A-Viren sind in den gemäßigten Klimazonen zwar durch die gute Abwasserhygiene praktisch verschwunden, aber sie werden durch rückkehrende urlauber aus Endemiegebieten häufig wieder eingeschleppt (Endemiegebiete: Sub-/Tropen, Teile Süd- und Mittelamerikas, Mittelmeerländer). Hepatitis A reichert sich in Meerestieren (v. a. Muscheln) an. Die Impfung gegen Hepatitis A ist nicht Teil des Gratisimpfprogramms, sie wird aber gerade bei (Urlaubs-)Reisen in Endemiegebiete empfohlen. Die Ansteckung erfolgt über Schmierinfektionen (Stuhl-Hände-Mund), häufigste Ansteckungsquellen sind nicht abgekochtes Trinkwasser sowie mit verunreinigtem Wasser gewaschenes Obst/Gemüse. Krankheitsanzeichen: Am Beginn uncharakteristische Allgemeinbeschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, eventuell Fieber, Kreuzschmerzen, Müdigkeit. Ausgesprochene Gelbsucht und Fieber sind bei Kleinkindern eher selten Hepatitis A-infizierte Kinder zeigen oft wenig bis gar keine Krankheitsanzeichen, können aber – weil unerkannt – die umgebung (Familien, Schule, Kindergarten) anstecken. Je älter die infizierte Person ist, umso schwerer ist üblicherweise der Krankheitsverlauf. Ab dem 2. Lebensjahr sind 2 Teilimpfungen im Abstand von 6 Monaten empfohlen. Zusätzlich empfohlen für 0–6-Jährige, aber nicht gratis LM: Lebensmonat; LJ: Lebensjahr TI: Teilimpfung 1. TI 2. TI 3. TI Auffrisch. Meningokokken B 3.–5. LM 6.–12. LM ab 13. LM Meningokokken C 13. LM–5. LJ FSME ab 13. LM 1. TI + 1–3 Monate 2. TI + 5–9 Monate 3. TI + 3 Jahre Varizellen ab 13. LM 1. TI + 6 Wochen Hepatitis A ab 13. LM 1. TI + 4 Wochen ZusätZlich EmpfohlEn: SäuGLINGS- uND VORSCHuLALTER Wichtig: Der allgemeine Impfplan ersetzt nicht eine individuelle Impfberatung. Bitte fragen Sie daher immer auch Ihre ärztin/Ihren Arzt, welche Impfungen für Ihr Kind sinnvoll und notwendig sind. Impressum: Stand: Dez. 2022; Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin, Radetzkystr. 9, 8010 Graz, e-Mail: akademie@vorsorgemedizin.st; Gestaltung: Conclusio PR Beratungs GesmbH, 8010 Graz, Fotos: Adobe Stock, Shutterstock; Druck: Medienfabrik Graz Gedruckt auf Kosten des Landes Steiermark Impffolder.indd 1

Ærzte Steiermark || 12|2023 17 Jubiläum in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Anmeldung für ImpfÄrzt:innen erfolgte ebenso wie die Impf-Anmeldung der Lebenspartner:innen von Schwangeren über die Website der WAVM. Im März fand das erste Live-Webinar zum Thema „Die Steiermark impft in Ordinationen“ statt. Um den massiven administrativen Aufwand für die Zuteilung von COVID-19- Impfärzt:innen zu den s t e i r i s chen Impf s t r aßen bewältigen zu können, ging im April die Terminbuchungsplattform STIMMT-IST als OnlineService der WAVM in Betrieb. Das in Kooperation mit Land Steiermark und dem Impfstraßen-Träger Privatklinik Kastanienhof weiterentwickelte Terminbuchungstool ermöglichte die EDV-basierte Konfiguration und Bereitstellung der Impfstraßentermine seitens der Betreiber und die voll-elektronische Buchung von Terminslots über die Online-Accounts seitens der angemeldeten Impfärzt:innen. Perspektive: Ausbildung Kleinere For tbi ldungsveranstaltungen, etwa zur Impfadministration, hat die WAVM seit vielen Jahren angeboten und auch im Bereich Substitution war man beim Basismodul in Kooperation mit der Ärztekammer und dem Zentrum für Suchtmedizin, LKH Graz II, Standort Süd seit geraumer Zeit tätig. Seit Beginn des heurigen Jahres wurde diese Schiene aber mit sechs Fortbildungsveranstaltungen für Ordi nationsassistent:innen ausgeweitet. Die Themen erstreckten sich unter anderem von Terminmanagement über Blutabnahme bis hin zu Kassenverrechnung und dem eImpfpass. Die Planungen für 2024 sind bereits im Gange und es werden wieder sechs Fortbildungen für Gesundheitspersonal angeboten werden. Zudem wird die WAVM in Kooperation mit NEEDs (NetzwerkDemenz) und SALZ (Steirische Alzheimerhilfe) 2024 eine Fortbildungsreihe zum Thema „Vorsorge bei Demenz in Ordinationen“ anbieten. Primäre Zielgruppe sind Ordinationsassistent:innen, aber auch Ärzt:innen und psychosoziale Berufsgruppen. Bei Absolvierung von insgesamt sechs Fortbildungseinheiten – aufgeteilt auf drei Semester – wird ein Zertifikat verliehen und in Kombination mit dem ärztlichen Geriatriediplom wird die Ordination zu einer „Netzwerk-Demenz-Ordinat ion“. Im Herbst 2024 wird auch der erste Ausbi ldungslehrgang nach MAB-AV für Ordinationsassistent:innen laufen und sich über 3 Semester erstrecken. Dabei wird sowohl das Basismodul als auch das Aufbaumodul Ordinationsassistenz berufsbegleitend angeboten. Es ist auch eine duale Ausbildung möglich. Der Lehrgang wird hybrid stattfinden – Webinare abends unter der Woche, die Präsenzveranstaltungen werden geblockt am Freitag stattfinden. 1998: Start der operativen Tätigkeit: Adminstration und Dokumentation der Gratis-Masern-Impfung; Entwicklung des Mutter-Kind-Pass-Erinnerungsservices. 1999: Einführung des „Scheckheft Gesundheit für Mutter und Kind“. 2002: Start des Vorsorge-Magazins „Gesund und wie“. 2004: Steiermarkweite Studie zum Thema Schulimpfungen und Gesundheitsvorsorge im Unterricht. 2005: Elektronische Dokumentation der Schulimpfungen ab dem Schuljahr 05/06 mittels Laptop. Einrichtung eines Web-basierten Berichtsservers für Amtsärzt:innen zur laufenden Evaluierung der Schulimpfaktion. Medienkoffer „Impfung & Infektion“ für steirische Volks- und Sonderschulen. 2006: Erste Vogelgrippefälle in der Steiermark. Die WAVM übernimmt die Verteilung der Informationen der Fachabteilung Gesundheitswesen an Eltern, Schulen und Gemeinden in den betroffenen Bezirken. Erste Impfinformationsveranstaltung „Impfung: Schutz oder Schaden? Schulmedizin & Homöopathie im Gespräch“ mit Prof. Diether Spork und Dr. Anton Rohrer. 2007: Steirische Pädagog:innen bewerten die Unterrichts-­ materialien der WAVM laut Umfrage mit „sehr gut“. 2011: Der 1. Grazer Impftag findet statt. Zur Verbesserung der Teilnahme am Gratisimpfprogramm im Schulalter und zur Schließung von Impflücken, beschließt die steirische Landesregierung eine Ausweitung des Impf- angebotes für Schüler:innen im Pflichtschulalter. Die empfohlenen Auffrisch- und Nachholimpfungen im Schulalter können nun auch bei niedergelassenen Ärzt:innen gratis durchgeführt werden. 2012: Start der I.K.A., die allgemein- & suchtmedizinische sowie interdisziplinäre Betreuung für opiatabhängige Menschen anbietet. 2020-2022: Die WAVM unterstützt die Corona-Manger des Landes Steiermark, Ärztekammer und Ärzteschaft sowie die Betreiber der steirischen Impfstraßen mit Apps, Tools und Informationsmaterialien für die Ordinationen. 2023: Ausbau der Fortbildungsschiene für Ordinations- assistent:innen und Konzeption einer Ausbildung zur/zum Ordinationsassistent:in. WAVM Milestones 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000 160.000 180.000 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Gratisimpfaktionen 1999-2022 gesamt 2.901669 Impfungen Scheckheft & Bonbögen Amtsärzt:in BH & Land si pfstelle Magistrat Graz Landesaktion PNC MMR-Aktion (& KAGES) Influenza-Erwachsene mk-Schnitt Apr. 23] Kohorten Stmk-Schnitt [März 22] Kohorten Stmk-Schnitt [März 21] Kohorten Stmk-Schnitt [März 20] Kohorten Stmk-Schnitt [März 19] Kohorten % [81 – 90] 2016 bis 2020 87% [81 – 91] 2015 bis 2019 86% [80 – 91] 2014 bis 2018 85% [78 – 90] 2013 bis 2017 85% [77 – 91] 2012 bis 2016 % [88 – 95] 2016 bis 2020 93% [87 – 96] 2015 bis 2019 92% [87 – 95] 2014 bis 2018 92% [86 – 95] 2013 bis 2017 92% [86 – 96] 2012 bis 2016 % [78 – 91] 2016 bis 2019 86% [78 – 91] 2015 bis 2018 85% [76 – 90] 2014 bis 2017 84% [74 – 90] 2013 bis 2016 82% [72 – 89] 2012 bis 2015 % [85 – 94] 2016 bis 2020 92% [85 – 95] 2015 bis 2019 91% [85 – 94] 2014 bis 2018 91% [84 – 94] 2013 bis 2017 90% [81 – 94] 2012 bis 2016 % [69 – 85] 2016 bis 2021 77% [68 – 83] 2015 bis 2020 76% [67 – 83] 2014 bis 2019 75% [65 – 83] 2013 bis 2018 76% [66 – 84] 2012 bis 2017 % [75 – 90] 2016 bis 2021 84% [74 – 90] 2015 bis 2020 83% [74 – 89] 2014 bis 2019 83% [73 – 89] 2013 bis 2018 83% [74 – 91] 2012 bis 2017 % [80 – 92] 2016 bis 2021 88% [79 – 93] 2015 bis 2020 87% [78 – 92] 2014 bis 2019 86% [76 – 92] 2013 bis 2018 86% [76 – 92] 2012 bis 2017 % [40 – 72] 2007 bis 2012 60% [40 – 75] 2006 bis 2011 60% [41 – 75] 2005 bis 2010 60% [42 – 73] 2004 bis 2009 60% [42 – 72] 2003 bis 2008 % [43 – 74] 2007 bis 2012 58% [41 – 73] 2006 bis 2011 58% [42 – 73] 2005 bis 2010 58% [43 – 72] 2004 bis 2009 58% [43 – 70] 2003 bis 2008 % [75– 89] 2007 bis 2015 82% [75– 88] 2006 bis 2014 81% [76– 87] 2005 bis 2013 81% [75– 87] 2004 bis 2012 79% [73– 86] 2003 bis 2011 7% [4– 33] 2007 bis 2010 23% [5– 37] 2006 bis 2009 27% [4– 37] 2005 bis 2008 31% [3– 51] 2004 bis 2007 29% [3– 51] 2003 bis 2006 % [19 – 45] 2007 bis 2009 41% [27 – 49] 2006 bis 2008 44% [29 – 52] 2005 bis 2007 44% [28 – 52] 2004 bis 2006 43% [27 – 51] 2003 bis 2006 % [20 – 42] 2007 bis 2011 36% [25 – 43] 2006 bis 2010 37% [28 – 44] 2005 bis 2009 36% [26 – 45] 2005 bis 2008 33% [22 – 41] 2004 bis 2007 % [27 –52] 2007 bis 2012 43% [30 –51 ] 2006 bis 2011 43% [32 –50 ] 2005 bis 2010 44% [31 –51 ] 2005 bis 2009 39% [25 – 46] 2004 bis 2008 für Eltern und Kind 2023 SCHECKHEFT GESUNDHEIT für: 22.03.2023 08:03:23 und un wie! rgemagazin rund um Kind und Kegel | Nummer 2 | 2022 Foto: Adobe Stock hutz is gscheiter! stärken: und zwar jetzt! ng auch für Kinder über 5 gendfächärztInnen: holen! her in die Ferien 20.06.2022 10:16:28 Trobisch en schützt! 12.10.2022 08:27:54 dliche eckheft Jährige Schiffer 22.03.2023 08:14:26 fragt: as Leben echt en! zten So 2. Teilimpfung (TI) 3. Teilimpfung (TI) Booster-Impfung onat 1. TI + 3 Wochen 2. TI + 8 Wochen – hr 1. TI + 3 bis 4 Wochen 2. TI + 6 Monate – ahr 1. TI + 3 bis 4 Wochen 2. TI + 6 Monate 3. TI + 6 Monate ahr 1. TI + 3 bis 4 Wochen 2. TI + 4 bis 6 Monate 3. TI + 6 Monate Foto: Adobe Stock gedruckt auf Kosten des Landes Steiermark 16.01.2023 07:38:44 impfEn nütZt, wEil Es schütZt 10.01.2023 12:21:20

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=