AERZTE Steiermark | -Dezember 2023

16 Ærzte Steiermark || 12|2023 Jubiläum Am Anfang waren die Masern. Angesichts eines großen Ausbruchs führte die damalige Gesundheitsministerin Leonore Hostasch 1998 in einer Art politischen Blitzaktion die Masern-Gratisimpfung für Kinder ein – aber ohne eine Struktur, diesen geordnet und dokumentiert verabreichen zu können. Die Landessanitätsdirektion Steiermark konnte zwar Amtsärzt:innen fürs Impfen stellen, aber es war von Anfang an klar, dass eine rasche Wirkung in die Breite nur über die Mitwirkung der niedergelassenen Ärzt:innen erreichbar wäre. So trat man an die Kurie Niedergelassene Ärzte heran, die sich in Person des damaligen Kurienobmanns Jörg Pruckner rasch eine Struktur für die neue Gratisimpfung einfallen ließ: eine steiermarkweit tätige Organisation – einen „Impfverein“ –, der an der Schnittstelle zwischen Niedergelassenen, öffentlichem Gesundheitswesen, Großhandel und Apotheken der Gratis-Masernimpfaktion auf die Sprünge helfen sollte: So trat die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin (WAVM) auf den Plan. Kurz danach kam die empfindliche Reduktion der Mutter-Kind-Pass-Prämie und die (berechtigte) Sorge, dass die Teilnahme an den Untersuchungen dadurch sinken könne. Die Gegenstrategie: Den Informationsstand der Eltern über die Wichtigkeit des Mutter-Kind-Passes zu verbessern: die WAVM entwickelte das Mutter-Kind-Infoservice. Persönlich und just-in-time vor dem nächsten MKP-Termin erhielten und erhalten 25 Jahre Impfnetzwerk Die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin freut sich über 25 Jahre steirisches Impfnetzwerk. Neue Initiativen widmen sich v.a. der Entwicklung von Fort- und Ausbildungen. die steirischen Eltern ihre Infobriefe. Was dem damaligen Gesundheitsminister Martin Bartenstein, selber Steirer, so gefiehl, dass er diesen Dienst aus dem Ministerium heraus österreichweit aufsetzen wollte. Das geriet allerdings so „amtlich“, dass viele Eltern Angst vor dem „behördlichen“ Schreiben bekamen. So schlief diese Bundesinitiative bald wieder ein, aber in der Steiermark tat das MKP-Infoservice weiterhin seinen elternfreundlichen Dienst. Was alles geht Schritt für Schritt wurde das Gratisimpfprogram erweitert, also entwickelte die WAVM das „Impfscheckheft“, damit Eltern und Ärzt:innen ein praktikables Trägermedium für die Impf bons und Rezepte in die Hand bekamen. Was sich – seit 1999 – nicht geändert hat: Die steirischen Grat isimpfungen wurden und werden penibel dokumentiert. Was als einzelne Masernaktion begann, bei der handgeschriebene Listen gefaxt und zum Großhandel getragen wurden, hat sich zur steirischen Impfdatenbank gemausert, die inzwischen über 3 Millionen Gratisimpfungen, die 0–15-Jährigen hierzulande verabreicht wurden, dokumentiert: Welcher Arzt, welchem Kind, wann, welchen Impfstoff in welcher Teilimpfung verabreicht hat, ist ebenso verzeichnet wie auch, wann der Impfstoff mit welchem Rezept in welcher Apotheke abgegeben wurde. Der inzwischen ausgerollte eImpfpass wird noch einige Zeit brauchen, um auch nur annähernd zu dieser Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu kommen – vom Datenvolumen ganz zu schweigen. Das Schöne daran: Die Daten in der steirischen Impfdatenbank werden nicht über den Kopf der Eltern hinweg gesammelt, es liegen sämtlich Einverständniserklärungen dafür vor. Dass dieser Datenschatz sich bezahlt macht, zeigt sich im Ausbruchsfall mehr als deutlich: 24/7 und auch amWochenende können autorisierte Nutzer:innen den Impfstatus einzelner Kinder/ Jugendlicher abfragen. Und auch gezielte Kommunikationsmaßahmen – etwa Briefe an jene Eltern, die ihr Kind zwar gegen einiges, aber doch nicht gegen Masern impfen lassen wollen, können gezielt gesetzt werden. Oder Durchimpfungsraten für einzelne Schulen erstel lt. Oder für Gemeinden, in denen es vielleicht eine Häufung impfkritischer Vorträge gab. All das geht in der Steiermark – und zwar seit Jahrzehnten. Substitution unterstützen 2012 ergab sich – wie 1998 – eine Notlage im öffentlichen Gesundheitswesen: Der Suchtkoordinator des Landes suchte dringend einen Trägerverein für ein Projekt, mit dem Suchtkranke im Raum Graz einen guten Zugang zum Substitutionsprogramm erhalten sollten. Einige große Träger winkten aus verschiedenen Gründen ab. So kam man letztlich auf die WAVM zu, deren Vereinsmitglieder nahezu alle aus der Ärzteschaft kommen. Und die WAVM bekannte sich zur Dringlichkeit der ärztlichen Versorgung auch für eine schwierige Klientel: So wurde dem Drogenplan des Landes Steiermark folgend eine Ordination aufgebaut, in der allgemein- und suchtmedizinische Behandlung durch ein interdisziplinäres Team geboten wird. Der etwas sperrige Titel I.K.A. steht für Interdisziplinäre Kontakt- und Anlaufstelle – und bietet einen niederschwelligen Zugang zum Substitutionsprogramm. Mittlerweile hat sich die I.K.A. vom kleinen Sozialprojekt zur Ordination mit Kassenfinanzierung entwickelt – auf die Interdisziplinarität in der Betreuung wird nach wie vor hoher Wert gelegt. Und dann kam Corona Um die COVID-19-Impfungen in den Alters- und Pf legeheimen der Steiermark einfach, rasch, transparent und sicher zu organisieren, wurde die WAVM mit der Entwicklung der App „STIMMT“ (STeiermark IMpft: Mobile Teams) beauftragt. Über die Weihnachtsfeiertage 2021 wurde konzipiert und programmiert, bereits am7.1.22 wurden über 200 Pflegeeinrichtungen und etwa 300 Ärz t : i nnen i nformier t , die sich in einer vorausgegangenen Ärz tekammer-Umfrage für die COVID-19-Impfaktionen gemeldet hatten. Im März unterstützte die WAVM das Land Steiermark bei der Organisat ion einer COV ID-19 - Imp f a k t i on für pädagogisches Personal aktuell April 2023 Mrz 22 Mrz 21 Mrz 20 2019 Impfung Stmk-Schnitt Apr. 23 Kohorten Stmk-Schnitt März 22 Kohorten Stmk-Schnitt März 21 Kohorten Stmk-Schnitt März 20 Kohorten Stmk-Schnitt März 19 Kohorten Impfung Stm [A 6-fach Grundimmunisierung 87% 2016 bis 2020 87% 2015 bis 2019 86% 2014 bis 2018 85% 2013 bis 2017 85% 2012 bis 2016 6-fach Grundimmunisierung 87% 6-fach mind. 1e Impfung 93% 2016 bis 2020 93% 2015 bis 2019 92% 2014 bis 2018 92% 2013 bis 2017 92% 2012 bis 2016 6-fach mind. 1e Impfung 93% MMR-Impfung (2. TI) 86% 2016 bis 2019 86% 2015 bis 2018 85% 2014 bis 2017 84% 2013 bis 2016 82% 2012 bis 2015 MMR-Impfung (2. TI) 86% MMR mind. 1 TI 92% 2016 bis 2020 92% 2015 bis 2019 91% 2014 bis 2018 91% 2013 bis 2017 90% 2012 bis 2016 MMR mind. 1 TI 92% Rota Grundimmunisierung 78% 2016 bis 2021 77% 2015 bis 2020 76% 2014 bis 2019 75% 2013 bis 2018 76% 2012 bis 2017 Rota Grundimmunisierung 78% Rota mind. 1e Impfung 84% 2016 bis 2021 84% 2015 bis 2020 83% 2014 bis 2019 83% 2013 bis 2018 83% 2012 bis 2017 Rota mind. 1e Impfung 84% PNC mind. 1. TI 88% 2016 bis 2021 88% 2015 bis 2020 87% 2014 bis 2019 86% 2013 bis 2018 86% 2012 bis 2017 PNC mind. 1. TI 88% Diph.-Tet.-Polio Auffr. Schulalter 55% 2007 bis 2012 60% 2006 bis 2011 60% 2005 bis 2010 60% 2004 bis 2009 60% 2003 bis 2008 Diph.-Tet.-Polio Auffr. Schulalter 55% Pertussis Auffrischung Schulalter 57% 2007 bis 2012 58% 2006 bis 2011 58% 2005 bis 2010 58% 2004 bis 2009 58% 2003 bis 2008 Pertussis Auffrischung Schulalter 57% MMR-Impfung (2. TI) 82% 2007 bis 2015 82% 2006 bis 2014 81% 2005 bis 2013 81% 2004 bis 2012 79% 2003 bis 2011 MMR-Impfung (2. TI) 82% Hep. B Auffrischung/nachgeh Grundim. i. Schulalter 17% 2007 bis 2010 23% 2006 bis 2009 27% 2005 bis 2008 31% 2004 bis 2007 29% 2003 bis 2006 Hep. B Auffrischung/nachgeh. Grundim. i. Schulalter 17 Meningokokken ACWY (ab 2012 gratis) 34% 2007 bis 2009 41% 2006 bis 2008 44% 2005 bis 2007 44% 2004 bis 2006 43% 2003 bis 2006 Meningokokken ACWY (ab 2012 gratis) 34% HPV 2. TI (ab Feb. 2014 gratis) 35% 2007 bis 2011 36% 2006 bis 2010 37% 2005 bis 2009 36% 2005 bis 2008 33% 2004 bis 2007 HPV 2. TI (ab Feb. 2014 gratis) 35% HPV mind. 1 TI (ab Feb. 2014 gratis) 43% 2007 bis 2012 43% 2006 bis 2011 43% 2005 bis 2010 44% 2005 bis 2009 39% 2004 bis 2008 HPV mind. 1 TI (ab Feb. 2014 gratis) 43% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 6-fach Grundimmunisierung 6-fach mind. 1e Impfung MMR-Impfung (2. TI) MMR mind. 1 TI Rota Grundimmunisierung Rota mind. 1e Impfung PNC mind. 1. TI Diph.-Tet.-Polio Auffr. Schulalter Pertussis Auffrischung Schulalter MMR-Impfung (2. TI) Hep. B Auffrischung/nachgeh.… Meningokokken ACWY (ab 2012 gratis) HPV 2. TI (ab Feb. 2014 gratis) HPV mind. 1 TI (ab Feb. 2014 gratis) Vergleich Impfraten im Steiermark-Schnitt März 2019 bis 2023 Stmk-Schnitt Apr. 23 Stmk-Schnitt März 22 Stmk-Schnitt März 21 Stmk-Schnitt März 20 Stmk-Schnitt März 19 2023_scheckheft_titel.indd 1 g su Das Vorsor Vorsorgemedizin Wissenschaftliche Akademie für Humane Papillomaviren: Sags weiter, HPV-Sch Suizidprävention: Junge s COVID-19: 3. Teilimpfun Bei den Haus- oder Kinder- und Jug Schulimpfungen nachh „Urlaub für von den Eltern”: Selbständig und sich Gesund_SK_Q2_2022.indd 1 Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin Prof. Dr. Diether Spork Überarbeitung OA Dr. Andreas T Nur Impfe nur_impfen_schuetzt_2022.indd 1 Gratisimpfaktion für Schulkinder & Jugend Impfsche 6- bis 15-J jugendliche_Bonheft_2023.indd 1 Wenn Ihr mich f So lässt sich da wieder aushalte Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin Ganz ehrlich: Für mich waren die letz drei Jahre ja nicht wirklich so super. S lang daheim bleiben müssen – und alle so oft genervt. Und fad war mir dabei: kein Herumtoben mit den Jungs, die Mädels im Hof nicht necken. Dann maskiert in die Schule gehen – auch kein Honigschlecken. Und alles nur wegen Corona. Das ist jetzt echt besser. Endlich! Weil: Ich hab die Corona SchutzImpfungen. Mein Schwesterherz auch. Mama und Papa sowieso. Wenn Ihr mich fragt: So lässt sich das Leben echt wieder aushalten! CORONA SCHUTZIMPFUNG: Impfschema 1. Teilimpfung (TI) Kleinkinder mit Risiko od. individuellem Bedarf ab vollendetem 6. Lebensmo Kleinkinder ohne Risiko & Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr ab vollendetem 5. Lebensjah Jugendliche (ab vollendetem 12. bis zum vollendetem 18. Lebensjahr) ab vollendetem 12. Lebensja Erwachsene ab vollendetem 18 Lebensjahr ab vollendetem 18. Lebensja COVID-Plakat.indd 1 HEpAtItIS A: 2 TEILIMPFuNGEN HEPATITIS A-Viren sind in den gemäßigten Klimazonen zwar durch die gute Abwasserhygiene praktisch verschwunden, aber sie werden durch rückkehrende urlauber aus Endemiegebieten häufig wieder eingeschleppt (Endemiegebiete: Sub-/Tropen, Teile Süd- und Mittelamerikas, Mittelmeerländer). Hepatitis A reichert sich in Meerestieren (v. a. Muscheln) an. Die Impfung gegen Hepatitis A ist nicht Teil des Gratisimpfprogramms, sie wird aber gerade bei (Urlaubs-)Reisen in Endemiegebiete empfohlen. Die Ansteckung erfolgt über Schmierinfektionen (Stuhl-Hände-Mund), häufigste Ansteckungsquellen sind nicht abgekochtes Trinkwasser sowie mit verunreinigtem Wasser gewaschenes Obst/Gemüse. Krankheitsanzeichen: Am Beginn uncharakteristische Allgemeinbeschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, eventuell Fieber, Kreuzschmerzen, Müdigkeit. Ausgesprochene Gelbsucht und Fieber sind bei Kleinkindern eher selten Hepatitis A-infizierte Kinder zeigen oft wenig bis gar keine Krankheitsanzeichen, können aber – weil unerkannt – die umgebung (Familien, Schule, Kindergarten) anstecken. Je älter die infizierte Person ist, umso schwerer ist üblicherweise der Krankheitsverlauf. Ab dem 2. Lebensjahr sind 2 Teilimpfungen im Abstand von 6 Monaten empfohlen. Zusätzlich empfohlen für 0–6-Jährige, aber nicht gratis LM: Lebensmonat; LJ: Lebensjahr TI: Teilimpfung 1. TI 2. TI 3. TI Auffrisch. Meningokokken B 3.–5. LM 6.–12. LM ab 13. LM Meningokokken C 13. LM–5. LJ FSME ab 13. LM 1. TI + 1–3 Monate 2. TI + 5–9 Monate 3. TI + 3 Jahre Varizellen ab 13. LM 1. TI + 6 Wochen Hepatitis A ab 13. LM 1. TI + 4 Wochen ZusätZlich EmpfohlEn: SäuGLINGS- uND VORSCHuLALTER Wichtig: Der allgemeine Impfplan ersetzt nicht eine individuelle Impfberatung. Bitte fragen Sie daher immer auch Ihre ärztin/Ihren Arzt, welche Impfungen für Ihr Kind sinnvoll und notwendig sind. Impressum: Stand: Dez. 2022; Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin, Radetzkystr. 9, 8010 Graz, e-Mail: akademie@vorsorgemedizin.st; Gestaltung: Conclusio PR Beratungs GesmbH, 8010 Graz, Fotos: Adobe Stock, Shutterstock; Druck: Medienfabrik Graz Gedruckt auf Kosten des Landes Steiermark Impffolder.indd 1

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