AERZTE Steiermark | -Dezember 2023

wirtschaft&Erfolg Fotos: Conclusio Rat und D@ten : Die IT-Kolumne spezial Arzt Alexander Moussa und IT-Experte Günter Schreier über Möglichkeiten und Grenzen von E-Health. Welche Bedeutung hat die Telemedizin? Moussa: Das hängt von der Perspektive ab. Als Al lgemeinmediziner habe ich eine andere Perspektive als der Techniker und vor allem eine andere als die Gesundheitspolitik. Die Bedeutung hat zugenommen, die Telemedizin ist längst in unserem Alltag angekommen. Ich denke an die elektronische Patientenakte, das elektronische Rezept bis hin zur medizinischen Betreuung – Stichwort Herzmobil, Gesundheitsdialoge im Mürztal oder andere Angebote. Schreier: Für mich ist Telemedizin nichts anderes als eine Form der Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Ärzt:innen oder Patient:innen und Ärzt:innen. Es ist keine ‚Rocket Science‘, aber es ist eine Form der Kommunikation, die ein bestimmtes Umfeld braucht, damit sie wirksam werden kann und gut in den Prozess hineinpasst. Moussa: Wir reden in diesem Zusammenhang von EHealth. E-Health ist mehr als Telemedizin, darum gibt es in der ÖÄK auch ein Referat für E-Health. E-Health kann eine App sein, der Austausch Menschen abholen und richtig führen zwischen Geräten, es gibt verschiedene Stufen. Es geht auch nicht nur um Krankenbehandlung, sondern auch um Vorbeugung. EHealth ist sicher mehr als Videotelefonie. Schreier: Telemedizin ist ein Unt e rbeg r i f f von E -He a l t h . Ich unterscheide auch die Real-time-Tel emed i z in und die Store-and-forward-Telemedizin, wo a s y nch ron gearbeitet wird. Das ist zum Bespiel bei Herzmobil der Fall. Es geht immer um die richt ige Anwendung. Herzmobil ist keine Notfallanwendung. Das müssen die Benutzer:innen wissen. Welche Rahmenbedingungen sind nötig? Schreier: Wir verstehen uns als ‚Enabler‘, wir versuchen zu verstehen, was die HealthProfessionals brauchen und das bereitzustellen. Es müssen die technischen und die regulatorischen Bedingungen stimmen. Es gibt eine ganze Reihe regulator i scher Bedingungen, die da hineinspielen … Zum Beispiel? Schreier: … die D a t e n s c h u t z - g r u n d v e r o r d - nung, das Medizinproduktegesetz, in Zukunft auch der AI-Act. Die bipol a re Bez iehung Ärztin:Arzt – Patient:in wird immer mehr mit zusätzlicher Intel ligenz ausgepolstert, da kommen immer neue Regulatorien auf uns zu. Cyber-Security spielt auch eine wichtige Rolle. In Zukunft muss jede Institution, die sich in diesem Feld bewegt, hohe qualitative Anforderungen erfüllen. Wird durch E-Health alles einfacher und billiger? Schreier: Das ist nicht pauschal so. Billiger ist ja nicht immer das Ziel, es können auch Qualitätsverbesserung und natürlich auch Ressourceneinsparung Ziele sein. Die Technologie muss sich dem Ziel unterordnen. Das ist mein Zugang. Moussa: Es soll nicht billiger werden, es soll besser werden. Die Technik kann uns aber helfen, in Zeiten der Personalanspannung mehr Menschen gut zu betreuen. Die Technik muss helfen, Mediziner:innen von der Tastatur wegzubringen, hin zum Menschen. Es geht auch darum, möglichst viele Menschen gut zu betreuen. Bei allen Barrieren sind digitale Angebote eine Möglichkeit, al le Gruppen bestmöglich zu erreichen. Denken wir nur an die Übersetzungsmöglichkeiten. Ärzt:innen und Techniker:innen können gemeinsam nicht schnelle, sondern gute Lösungen finden. Sie können auch Kosten sparen, aber sie müssen das nicht. Die Technik kann die Medizin menschlicher machen? Schreier: Routinetätigkeiten, für die der menschliche Geist nicht wirkl ich entwickelt wurde, kann die Technik im Hintergrund übernehmen. Damit kann der Mensch wieder die wirklich wichtigen Dinge tun. Moussa: Der Mensch braucht einen anderen Menschen, wir sind soziale Wesen. Wir können nicht nur über digitale Medien miteinander kommuGünter Schreier Alexander Moussa 34 Ærzte Steiermark || 12|2023

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=