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ÆRZTE

Steiermark

 || 07_08|2017

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und Fachärztinnen mit §2-Kas-

senvertrag aus der näheren

Umgebung zur freiwilligen

Übersiedelung der Ordination

unter Beibehaltung des Vertrags

zur gemeinsamen Nutzung der

Infrastruktur und zur Bün-

delung des Fachangebots in

das Facharztzentrum einzu-

laden. In Bad Aussee soll ein

Facharztzentrum eingerichtet

werden, indem Fachärztinnen

und Fachärzte der Region mit

bestehenden §2-Kassenverträ-

gen eingeladen werden sollen,

ein solches, idealerweise unter

Nutzung der bestehenden bau-

lichen Struktur des derzeitigen

Krankenhauses unter Beibehal-

tung der bestehenden Verträge

zu bilden.“

Im RSG, so wie er Mitte

Juni präsentiert wurde, wird

von einer „Stärkung der Pri-

märversorgung“ gesprochen.

Außer, dass rund 90 allge-

meinmedizinische Kassen-

planstellen als „Standard-

versorgungseinheiten“ (SVE;

diesen Begriff gibt es tatsäch-

lich) von Einzelplanstellen

in Zentren verlagert werden

sollen, ändert sich aber nichts.

Proponenten der Konzepti-

on argumentieren mit der

höheren Effizienz, die durch

die Zusammenarbeit entsteht.

Wie sie entstehen soll, wenn

bereits jetzt Kassenärztinnen

und -ärzte hocheffizient ar-

beiten, verraten sie aber nicht.

Ein weiteres Argument ist,

dass nichtärztliche Gesund-

heitsberufe Aufgaben über-

nehmen sollen, die bisher

Ärztinnen und Ärzte ausge-

übt haben. Tatsächliche Zah-

len, wie viele „Gemeinde-

schwestern“ o. Ä. an die Stelle

von Ärztinnen und Ärzten

treten könnten, gibt es aber

auch nicht. Aber die Debatte

über den Pflegenotstand.

Andere therapeutische Ge-

sundheitsberufe werden nicht

nur durch den Mangel an

Zusammenarbeit gehemmt,

sondern durch kassenmedizi-

nische Kontingente – hier gibt

es keine Diskussion über eine

Lockerung. Bei den ersten

Primärversorgungseinheiten

hat der Gesundheitsfonds mit

größeren Pauschalzahlungen

die Finanzierung dieser Leis-

tungen gewährleistet. Dass er

das für 30 Zentren tun wird,

ist aber nicht wahrscheinlich,

weil es schlicht am Geld fehlt.

In einem Kommentar in der

Kleinen Zeitung hatte der

steirische Ärztekammerprä-

sident Herwig Lindner das

Dilemma aufgezeigt: „Mehr

ambulant, weniger Spital. Das

erklärte Ziel der steirischen

Gesundheitsreform stimmt

schon. Auch dass die Kran-

kenhauslandschaft verdichtet

wird und es weniger Stand-

orte geben soll, ist stimmig.

Für die Patientinnen und

Patienten genauso wie für die

Ärztinnen und Ärzte. Aber:

Wenn mehr als 800 Spitals-

betten wegfallen, dann muss

der extramurale Bereich stär-

ker werden. Zumal schon seit

mehr als einem Jahrzehnt

die Bevölkerungszahl wächst,

die Zahl der Kassenarztstel-

len aber gleich bleibt. Genau

das ist aber nicht der Fall.

Rund 990 Kassenvertragsärz-

tinnen und -ärzte – großteils

in Einzelpraxen, teils auch

in Gruppenpraxen bzw. Ge-

sundheitszentren – sollen in

10, 15 Jahren nicht nur mehr,

sondern im Schnitt auch weit

ältere Steirerinnen und Steirer

betreuen. Das geht sich nicht

aus. Das kann die Politik

als Sparprogramm verkaufen,

aber nicht als mehr Nähe und

bessere Qualität.“

Pragmatischer Hoffnungs-

schimmer: Während die

Sozialversicherungsmedizin

schrumpft, steigen die Wahl-

arztzahlen und die Zahlen

anderer Wahltherapeutinnen

und -therapeuten. Gleichzei-

tig sind immer mehr Men-

schen bereit, sich das privat

zu leisten, was ihnen das

Sozialversicherungssystem

nicht mehr bietet – wenn sie

können. Politikerinnen und

Politiker prangern diesen Ef-

fekt gerne als Zwei-Klassen-

medizin an …

*Ärztezahlen in Primärver-

sorgungseinheiten werden in

der Planung nicht detailliert

ausgewiesen. Es wird aber laut

Planung mit durchschnittlich

3 Stellen pro Primärversor-

gungseinheit kalkuliert.

Regionaler Strukturplan Stei-

ermark 2025 zum Download:

http://www.gesundheit.stei- ermark.at/cms/dokumente/1

2591553_72575812/134717a7/

RSG%202025.pdf

„… niedergelassene Fachärzte und Fachärztinnen

mit §2-Kassenvertrag aus der näheren Umgebung

zur freiwilligen Übersiedelung … in das

Facharztzentrum einzuladen.“

Aus dem RSG Steiermark 2025