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ÆRZTE
Steiermark
|| 07_08|2017
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aufenthalte und größere
Einheiten machen struktu-
relle Veränderungen plausi-
bel. Versorgungsqualität (und
auch -quantität) lassen sich
nicht nur in Spitalsbetten
messen. Oder, wie es Ge-
sundheitslandesrat Christo-
pher Drexler im Landtag sagt:
„Das Spitalsbett ist nicht mehr
der Urmeter der Versorgung.“
Der Reduktion von Spitals-
betten bei gleichzeitiger Sta-
gnation der Kassenmedizin
stehen aber Entwicklungen
entgegen, die eine Steigerung
des Versorgungsbedarfs er-
warten lassen.
Die Zahl der Kassenstellen ist
schon seit Längerem annä-
hernd unverändert. Auf eine
kassenärztliche Stelle kom-
men heute rund 100 Patienten
mehr als vor einem Jahrzehnt.
Und die Bevölkerungszahl
wird weiter steigen, um 2,7
Prozent von 2015 bis 2030.
Gleichzeitig steigt das Durch-
schnittsalter in den nächsten
Jahrzehnten stark – je nach
Region um 4 bis 6 Jahre.
Zwischen den regionalen Pla-
nungen (bezogen auf die Spi-
talsbetten und extramurale
Versorgung) und den regio-
nalen Bevölkerungsprogno-
sen sollte man einen nachvoll-
ziehbaren Zusammenhang
erwarten. Aber ist der wirk-
lich erkennbar?
In der Region Graz (Graz
und GU) wird die Wohn-
bevölkerung bis 2030 um
knapp 15 Prozent zunehmen.
Gleichzeitig sinkt die Zahl
der Spitalsbetten um knapp
12 Prozent und auch die Zahl
der allgemeinmedizinischen
Stellen in Einzelpraxen und
Zentren* um 1,2 Prozent.
In der Region Liezen geht die
Zahl der Spitalsbetten um 27
Prozent und die der Allge-
meinmedizin-Stellen (immer
einschließlich jener in Pri-
märversorgungseinheiten*)
um knapp 16 Prozent zurück.
Die Bevölkerungszahlen sin-
ken ebenfalls, aber nur um
1,6 Prozent.
In der Östlichen Oberstei-
ermark (Leoben und Bruck-
Mürzzuschlag) soll die Bevöl-
kerungszahl stärker, nämlich
um knapp 2,7 Prozent, sinken.
Die Zahl der Spitalsbetten
wird aber laut RSG 2025 weni-
ger stark sinken als in Liezen,
nämlich um rund 11 Prozent.
Die der Allgemeinmedizin-
Planstellen soll sogar um 4
Prozent steigen.
Je nach Region (siehe Tabelle
auf Seite 9) sollen zwischen
152 und 506 Menschen auf
ein Spitalsbett kommen und
1.607 bis 2.875 Menschen auf
eine Allgemeinmedizin-Stelle,
die als Einzelpraxis oder als
Teil einer Primärversorgungs-
einheit ausgewiesen sein kann.
Auch wenn die Grenzen zwi-
schen den Versorgungsregi-
onen überwindbar sind, ist
die Größe der Unterschiede
doch verblüffend.
Bezogen auf die gesamte Stei-
ermark kommt es aber jeden-
falls zu einer Schrumpfung
des öffentlich finanzierten
Angebots.
Im fachärztlichen Bereich sind
nur geringfügige Verschie-
bungen geplant. Aber offen-
sichtlich sollen Fachärzte dazu
dienen, jene Regionen zu be-
ruhigen, die ihre Spitäler laut
Planung verlieren werden, in-
dem aus den Krankenhäusern
mit Betten „Facharztzentren“
werden, die Harald Gaugg, der
ehemalige Gesundheitsfonds-
Geschäftsführer und Master-
mind der aktuellen Planung,
als „Spitäler ohne Betten“ be-
zeichnet hatte.
Spitäler ohne Betten
Im RSG heißt es dazu:
„In den
Facharztzentren, die in diesem
RSG-St 2025 standortspezifisch
mit unterschiedlichem Fächer-
spektrum ausgewiesen sind
(Hörgas, Rottenmann), kann
es je nach Standort sinnvoll
sein, niedergelassene Fachärzte
Fotos: KAGes, Freisinger
„Das geht sich nicht aus. Das kann
die Politik als Sparprogramm
verkaufen, aber nicht als mehr Nähe
und bessere Qualität.“
Ärztekammerpräsident Herwig Lindner
Die Landeskrankenhäuser in Hörgas (links) und in Rottenmann (rechts oben)
bzw. Bad Aussee (rechts unten) sollen laut RSG Facharztzentren werden bzw.
solche beherbergen – letzteres „idealerweise unter Nutzung der bestehenden
baulichen Struktur des derzeitigen Krankenhauses“, formuliert der RSG.