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ÆRZTE
Steiermark
|| 11|2016
Foto:
FORSCHUNG STEIERMARK
MUG, Creativ Collection
MEDIA BASED MEDICINE
Wenn Viren reisen …
In Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs kommt es zu mehr
Viruserkrankungen, besagt eine Studie von Jérôme Adda
(Universität Bocconi). Als Erklärung nennt er die verstärkte
Reisetätigkeit. Auch neue Hochleistungszüge beschleunigen
nachweislich die Ausbreitung von Viren. Eine Stilllegung
des Öffentlichen Verkehrs lohne sich jedoch nur bei Krank-
heiten, die gefährlicher als eine typische Grippe sind.
Quelle:
www.pressetext.com,6.10.2016
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Frisch publiziert
y
The Value of Median Nerve Sonography as a Predictor for
Short- and Long-TermClinical Outcomes in Patients with
Carpal Tunnel Syndrome: A Prospective Long-Term Follow-
Up Study.
PLoS One. 2016; 11(9):e0162288-e0162288
[OPEN ACCESS]
https://forschung.medunigraz.at/fodok/suchen.publikationen_mug_autoren?sprache_
in=de&menue_id_in=&id_in=&publikation_id_
in=154704
Von: Marschall, A; Ficjian, A; Stradner, MH; Husic, R;
Zauner, D; Seel, W; Simmet, NE; Klammer, A; Heizer, P;
Brickmann, K; Gretler, J; Fürst-Moazedi, FC; Thonhofer, R;
Hermann, J; Graninger, WB; Quasthoff, S; Dejaco, C.
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
WissenschafterInnen der
Meduni Graz rund um Univ.-
Prof. Mag. Dr. Wolfgang Grai-
er vom Institut für Mole-
kularbiologie und Biochemie
erforschen den Energiestoff-
wechsel von Krebszellen und
haben nun zwei international
vielbeachtete Arbeiten publi-
ziert. Die Mitochondrien als
Energielieferanten der Zelle
stehen im Fokus einer Publi-
kation in „Nature Communi-
cations“. Darin beschreibt das
Team rund um Graier und
dessen Dissertantin Corina
Madreiter-Sokolowski die Un-
terschiede zwischen Tumor-
zellen und gesunden Zellen in
Bezug auf die mitochondriale
Aktivität, insbesondere die
Kalzium-Aufnahme. „Mito-
chondrien befinden sich in
fast allen Körperzellen und
interagieren mit dem größten
intrazellulären Ca
2
-Speicher,
dem endoplasmatischen Re-
tikulum. Als Kraftwerke der
Zelle produzieren sie das Ener-
giemolekül Adenosintriphos-
phat (ATP), den wichtigsten
„Treibstoff“ für das mensch-
liche Leben“, erklärt Graier.
Die Aufnahme von Kalzium
aktiviert die mitochondriale
Atmung, die der Erzeugung
von ATP zugrunde liegt. Bei
den Krebszellen entdeckten
die WissenschafterInnen,
dass die Kalziumaufnahme
in die Mitochondrien durch
die Methylierung des Regu-
latorproteins MICU1 stark
beeinträchtigt wird und es
nur durch die Interaktion des
MICU1 mit dem Uncoupling
Protein 2 (UCP2) zu einer
Kalziumaufnahme kommen
kann. „So scheinen Krebszel-
len im Gegensatz zu gesunden
Zellen die Möglichkeit zu
besitzen, über die Expression
von UCP2 die mitochondriale
Aktivität regulieren zu kön-
nen“, erläutert Graier.
Zelltod durch zuviel
Energie
Parallel dazu wurde entdeckt,
dass in Krebszellen der Kal-
ziumfluss vom endoplasma-
tischen Retikulum zu den
Mitochondrien stark erhöht
ist, was zu mehr ATP-Pro-
duktion und mehr Energie
für das Zellwachstum führt.
„Dieser Trick kann sich für die
Krebszellen allerdings auch
negativ auswirken“, erklärt
Madreiter-Sokolowski. Zuviel
Kalzium kann zum Tod der
Krebszelle führen. So scheinen
Krebszellen diesen Balanceakt
einerseits über die physische
Nähe zwischen dem endo-
plasmatischen Retikulum und
den Mitochondrien, anderer-
seits über die Expression des
UCP2 zu regulieren. Die Er-
gebnisse wurden in „Cellular
Physiology and Biochemistry“
veröffentlicht. Eine Störung
dieses Gleichgewichts, verur
sacht etwa durch den Trauben-
inhaltsstoff Resveratrol, führt
zu einem selektiven Absterben
von Krebszellen. „Diese Ergeb-
nisse sind vielversprechende
Ansätze für neue Optionen in
der Krebstherapie und Gegen-
stand intensiver weiterer For-
schungsarbeit an der Meduni
Graz“, betont Graier.
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang
Graier, Institut für Moleku-
larbiologie und Biochemie,
Medizinische Universität Graz
Tel.: +43 316 380 7560
wolfgang.graier@medunigraz.
at
Forschungsschwerpunkt: Programmierter Zelltod
von
Krebszellen durch erhöhtes Energieangebot
Entartetes Wachstum:
Mitochondrien im Fokus
Univ.-Prof.
Mag. Dr. Wolf-
gang Graier