

ÆRZTE
Steiermark
|| 11|2015
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NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE
Mit einer Primär versor-
gungsumfrage des durchaus
renommierten Meinungs-
forschungsinstituts GfK ver-
suchte der Hauptverband die
„Akzeptanz neuer Primär-
versorgung“ bei Österreichs
Bevölkerung zu belegen. Was
auf den ersten Blick auch
gelang: Demnach gibt es eine
Zustimmung von mehr als
90 Prozent für neue Modelle,
sprich Primärversorgungs-
zentren oder Primary Health
Care Centers (PHC).
Wie problematisch, um nicht
zu sagen sinnlos, eine derar-
tige Befragung ist, zeigt aber
eine weitere Studie von Peter
Hayek Public Opion Strate-
gies im Auftrag der Wiener
Ärztekammer aus dem glei-
chen Zeitraum: Laut dieser
Umfrage wissen 82 Prozent
der Österreicherinnen und
Österreicher nicht, „was ein
Primary Health Care Center
ist“ und ein Prozent macht
keine Angaben.
Unter den 17 Prozent, die be-
haupten, es zu wissen, gibt es
zusätzlich sehr unterschied-
liche Antworten: 47 Prozent
fällt als Erklärung „Ärztezen-
trum/Gemeinschaftspraxis“
ein, 26 Prozent meinen, dort
würden Ärzte aus verschie-
denen Fachrichtungen zu-
sammenarbeiten, 19 Prozent
definieren PHC als „Erstver-
sorgungszentrum/erste An-
laufstelle für Notfälle, wie
Ambulanz“. „Zusammenar-
beit von Ärzten mit Thera-
peuten/anderen Gesundheits-
berufen“ – die Definition, die
den PHC-Vorstellungen am
nächsten kommt – nennen in
der Hayek-Studie nur sechs
Prozent.
Gegen Ärzte-„Ketten“
Zwei durchaus realistische
PHC-Szenarien lehnt eine
klare Mehrheit ab: Für zwei
Drittel der Befragten ist es
überhaupt nicht oder weniger
vorstellbar, dass eine aus-
gebildete Krankenschwester
darüber entscheidet, ob eine
ärztliche Untersuchung nötig
ist oder gleich ein Rezept
ausgestellt werden soll. Dass
„Arztordinationen auch von
Unternehmen geführt wer-
den können, die ursprünglich
nicht aus dem medizinischen
Bereich kommen“, halten
mehr als vier Fünftel (86 Pro-
zent) für überhaupt nicht oder
eher nicht sinnvoll.
Für den Obmann der nie-
dergelassenen Ärzte in der
Steiermark, Vizepräsident
Jörg Garzarolli, ergeben sich
mehrere Schlussfolgerungen:
„Erstens muss die Primärver-
sorgung nicht neu erfunden
werden, sie ist eine zutiefst
ärztliche Aufgabe – seit jeher.
Aber Verbesserungen, etwa
PHC: Kooperation
statt Propaganda
Der Hauptverband suggeriert
mittels Umfrage eine breite
Zustimmung zum Primary Health Care Center. Was dabei unter
den Tisch fällt: Die Wenigsten wissen, was das ist.
Egal, ob Ihr
Glas halb voll
oder halb leer ist –
sagen Sie es uns!
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„Hohe Ausbildungsqualität von heute ist hohe Behandlungsqualität von morgen.“
Dr. Eiko Meister, Präsidialreferent für Ausbildung und Qualitätssicherung