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24

ÆRZTE

Steiermark

 || 11|2015

Foto: Getty

PRÄVENTION

SAFE

®

– Für Eltern:

Feinfühligkeit finden

Menschen, die selbst

unsicher gebunden

sind, laufen Gefahr, wenig feinfühlend mit

ihren Kindern umzugehen. Das Präventions-

programm SAFE ® hilft ihnen. Ärztinnen und

Ärzte, die mit Risikofamilien in Kontakt kom-

men, können Eltern weitervermitteln.

Resilienzfaktor Nummer eins

für Babys, aber auch im spä-

teren Leben, sind sichere Bin-

dungen. Als „Schutzmantel“

bezeichnet sie der Münchner

Facharzt für Kinder- und Ju-

gendpsychiatrie, Psychoana-

lytiker und Bindungsforscher

Karl Heinz Brisch. Mütter

und Väter, die selbst wenig

einfühlsam erzogen wurden

oder den Verlust einer Bin-

dungsperson noch nicht aus-

reichend verarbeitet haben,

sind gefährdet, nicht so auf

ihr Baby eingehen zu können,

wie sie es eigentlich gerne

täten.

Feinfühligkeit trainieren

Feinfühligkeit und Bindungs-

fähigkeit lassen sich jedoch

trainieren. Dazu entwickelte

Brisch das mittlerweile in-

ternational praktizierte Pro-

gramm „SAFE® – Sichere Aus-

bildung für Eltern“. An zehn

Sonntagen – damit sich auch

die Väter beteiligen können

– werden Eltern von jeweils

zwei SAFE®-MentorInnen be-

gleitet, hinterfragen eigene

Bindungserfahrungen und

lernen, die Signale ihres Ba-

bys zu deuten.

Der Kurs sollte um die 20.

Schwangerschaftswoche be-

gonnen werden und bein-

haltet vier vorgeburtliche

Treffen und sechs im ersten

Lebensjahr. Zusätzlich ste-

hen die KursleiterInnen

via individueller Hot-

line für Krisensituati-

onen zur Verfügung. Im

Falle nicht aufgearbei-

teter Traumata werden

die Eltern zu einer the-

rapeutischen Behandlung

überwiesen.

Positiv evaluiert

„Grundsätzlich richtet sich

SAFE® an alle Eltern, um

die eigenen Vorerfahrungen

zu reflektieren“, erklärt Karl

Heinz Brisch. Erwecken

Eltern auf Ärztinnen und

Ärzte einen depressiven oder

sehr gestressten Eindruck

oder den Anschein, keinen

richtigen Kontakt zu ihrem

Baby zu finden, sollten sie

jedenfalls auf das SAFE®-

Präventionsprogramm auf-

merksam gemacht werden.

„Risikoeltern erleben wir in

verschiedensten Lebenssitua-

tionen und sie stammen aus

allen sozialen Schichten“, be-

tont der Bindungsforscher.

Er rät auch Ärztinnen und

Ärzten selbst zu einer SAFE®-

Kursteilnahme, vor allem

wenn sie mit (werdenden)

Eltern und Kindern arbeiten.

Zwei Formen von Evaluierung

hat das 2005 gestartete SAFE®-

Programm bereits durchlau-

fen: Das Münchner Staats-

institut für Frühpädagogik

befragte SAFE®-Mentorinnen

und

M e n t o ­

ren

(r und

zehn Prozent der Aus-

gebildeten sind Männer) sowie

Eltern zu ihren Erfahrungen

mit dem Programm – mit

beiderseits positivem Ergeb-

nis. Zusätzlich wurden in ei-

ner Studie Elternvideos durch

Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeiter der Münchner Lud-

wig-Maximilians-Universität

analysiert, die nicht wussten,

aus welcher Elterngrupppe die

Videoaufnahmen stammten.

Eine Hälfte der gefilmten El-

tern hatte einen SAFE®-Kurs

absolviert, die zweite eine

ebenso umfangreiche, aber an-

ders gewichtete Elternbildung

mit Schwerpunkt auf Geburts-

vorbereitung, Säuglingspflege

und Stillanleitung. „Die Er-

gebnisse zeigen, dass SAFE®-

Kurs-AbsolventInnen – ganz

erfreulich: auch die Väter – die

Signale ihres Baby nachweis-

lich klarer dekodieren konnten.

Sie hielten mehr Blickkontakt

u n d

g i n g e n

insgesamt fein-

fühliger mit ihrem Kind um.“

SAFE ® in der

Steiermark

Derzeit im Planungsstadium

befindet sich ein Projekt der

Kinder- und Jugendhilfe im

Bezirk Leibnitz, mit 2016 soll

es starten. Ziel ist eine kosten-

lose Teilnahme für einkom-

mensschwache Familien und

ein einkommensabhängiger

Selbstbehalt für die übrigen.

Eine begleitende Forschungs-

arbeit durch die FH Joanne-

um ist angedacht.

InteressentInnen aus Leib-

nitz können sich unter mar-

tin.ofner@stmk.gv.at

oder

03452/82911 DW 336 mel-

den. Für die übrigen führt

Peter Steingruber vom MFZ

Steingruber unter office@

mfz-steingruber.at

oder 03182

8527 eine Interessentenliste.