40
Ærzte
Steiermark
|| 01|2015
Ærzte
Steiermark
|| 01|2015
41
news
Illustration: Mirko Maric, Fotos: Schiffer, Conclusio, beigestellt
Neue Anti-Doping-Verbotsliste online
AKUT
Consilium mit Dr. Google
Dass Patienten bereits mit
einer vorgefassten Meinung
zum Arzt kommen und sich
auf Informationen aus dem
Internet berufen, ist ja schon
fast Standard. Aber es geht
auch umgekehrt: 65 Prozent
der Patienten holen sich laut
einer Studie der deutschen
Asklepios-Kliniken unmittel-
bar nach dem Arztbesuch
eine „second opion“ bei „Dr.
Google“, indem sie in Foren
und Gesundheitsportale über
ihre Diagnosen und neue Be-
handlungsmethoden recher-
chieren.
In der Studie „Zweitmeinungs-
verfahren aus Patientensicht“,
für die 1.000 Deutsche befragt
wurden, findet man aber auch
für Ärztinnen und Ärzte sehr
erfreuliche Ergebnisse: Zwar
landen andere Ärzte nach
dem Internet und Familien-
angehörigen bzw. Freunden
als zusätzliche Informations-
quelle erst an dritter Stelle. Sie
genießen aber mit 91 Prozent
das bei weitem größte Ver-
trauen.
Es folgen Krankenkassen (77
Prozent), das persönliche
Netzwerk (69 Prozent) sowie
Internetquellen (56 Prozent).
Erst danach kommen Papier-
Zeitschriften mit 51 Prozent.
Das Internet hat also Druck-
medien den Rang abgelaufen.
Die Einholung einer Zweit-
meinung muss kein Nachteil
für den zuerst kontaktierten
Arzt sein: 77 Prozent der Be-
fragten sagen, dass dadurch
das Vertrauen in den behan-
delnden Arzt gestärkt worden
sei. Ähnlich viele ziehen ihren
behandelnden Arzt nach Ein-
holung der Zweitmeinung für
die definitive Entscheidungs-
findung wieder zurate.
Zitat
„Manche haben ja keine Moral. Wo willst du da ansetzen?“
Robert Harting, deutscher Diskuswerfer, in einem Appell an alle Spitzensportler Frankfurter
Allgemeinen Zeitung online, 14.12.2014
Wo sind die Ärztemäntel hin?
1.166 weiße Mäntel
symbolisierten im Ok-
tober die Ärzteflucht
aus der Steiermark.
Mittlerweile wurden sie
einem guten Zweck zu-
geführt, nämlich einem
Tierschutzprojekt.
Die 1.166 weißen Einwegmän-
tel vom Ärztef lucht-Mahn-
mahl am Grazer Hauptplatz
wurden an „Animals need me“
und „Protect me“ gespendet.
Die Mäntel werden künftig
von Tierärzten und Pflegern
in Albanien genutzt. Die Or-
ganisationen haben innerhalb
der letzten beiden Jahre über
100 Hunde von der Straße ge-
holt. Viele von ihnen wurden
misshandelt und sind stark
verletzt oder krank aufgele-
sen worden. Sie werden mit
geringen finanziellen Mitteln.
medizinisch versorgt.
Spendenkonto:
THINO-Tierherzen in Not
IBAN:
AT171200010005514947
BIC: BKAUATWW
Verwendungszweck:
ALBANIEN
Forschung Steiermark
Foto: Med Uni Graz, Creativ Collection
MEDIA BASED MEDICINE
Allheilmittel Pflaster
Ein Pflaster ohne Wirkstoffe soll laut dem Hersteller Life-
wave unter anderem Schmerzfreiheit, mehr Energie und we-
niger Einfluss von Handystrahlung leisten. Von den vielen
Studien auf der Homepage finden sich jedoch nur wenige in
seriösen medizinischen Datenbanken – aus gutem Grund:
Sie sind methodisch unzureichend. Ob die Pflaster etwas
bringen, kann auf Basis dieser Studien nicht gesagt werden.
Quelle:
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Frisch publiziert
y
Hyperandrogenemia in polycystic ovary syndrome: explora-
tion of the role of free testosterone and androstenedione in
metabolic phenotype
in PLoS One
Von Lerchbaum, E; Schwetz, V; Rabe, T; Giuliani, A;
Obermayer-Pietsch, B
y
Oleoyl-lysophosphatidylcholine limits endothelial nitric
oxide bioavailability by induction of reactive oxygen species
in PLoS One
Von Kozina, A; Opresnik, S; Wong, MS; Hallström, S;
Graier, WF; Malli, R; Schröder, K; Schmidt, K; Frank, S
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Histamin wirkt im mensch-
lichen Organismus als Ge-
webshormon bzw. als Neuro
transmitter. „Die Bildung
von Histamin erfolgt aus
der Aminosäure Histidin“,
erklärt Andrea Heidinger,
MSc, Wissenschafterin an
der Universitäts-Augenklinik
der Medizinischen Universi-
tät Graz. „Anschließend wird
es im Körper in Vesikeln ver-
packt und in den Mastzellen
und weiteren Zellen des Kör-
pers gespeichert“.
Histamin ist in unterschied-
licher Konzentration in bei-
nahe allen Nahrungsmitteln
enthalten. Eine große Men-
ge dieser Substanz kann im
menschlichen Körper erheb-
lichen Schaden anrichten. Da-
her muss die Substanz regel-
mäßig abgebaut werden. „Der
Abbau im Körper geschieht
über die beiden Enzyme Di-
aminoxidase und Histamin-
N-Methyltransferase“, führt
Andrea Heidinger weiter aus.
An der Medizinischen Uni-
versität Graz konnte die junge
Wissenschafterin nun erst-
mals nachweisen, dass die Bil-
dung von Histamin nicht nur
durch das Enzym Histidin-
Decarboxylase, sondern auch
durch den Einfluss von UV-
Licht sowie Ozon möglich ist.
Für diese Entdeckung wurde
ihr kürzlich in Leipzig der
Sicca-Förderpreis 2014 verlie-
hen. Histidin ist beispielswei-
se auch in der menschlichen
Tränenflüssigkeit enthalten.
Ob es auch hier durch Ein-
fluss von UV-Licht und Ozon
zu einer Umwandlung von
Histidin in Histamin kommt,
will Andrea Heidinger dem-
nächst in ihrem Dissertati-
onsprojekt untersuchen.
UV-Licht: Dem SNAK-
Syndrom auf der Spur
Ultraviolettes Licht sowie
Ozon sind Umwelteinf lüs-
se, die das tägliche Leben
permanent begleiten. Gerade
das Auge und die Tränenflüs-
sigkeit als dessen äußerster
Schutzmantel sind ständig
diesen Einflüssen ausgesetzt.
Sollte es auch in der Tränen-
flüssigkeit zur Umwandlung
von Histidin in Histamin
kommen, so könnte dies eine
Erklärung für das noch um-
strittene Krankheitsbild der
saisonalen-nicht-allergischen
Konjunktivitis (kurz „SNAK-
Syndrom“) sein.
Forschung: Künstliche
Tränen aus dem Labor
Einer der Forschungsschwer-
punkte an der Augenklinik
der Medizinischen Universi-
tät Graz ist die Erforschung
von Auswirkungen dieser
Umwelteinflüsse auf den vor-
deren Augenabschnitt, spe-
ziell auf den Tränenfilm. Die
umgangssprachlich als Tro-
ckenes Auge (Konjunktivitis
sicca) bezeichnete Augener-
krankung geht mit verschie-
denen Augenbeschwerden,
wie Brennen, Kratzen, Ju-
cken oder Fremdkörpergefühl
einher. Als Therapie stehen
derzeit verschiedene Tränen-
ersatzmittel, die einen künst-
lichen Ersatz des Tränen-
films bilden, zur Verfügung.
Diese enthalten jedoch nur
wenig bis keine der natürlich
in der Tränenflüssigkeit vor-
kommenden Bestandteile und
stellen somit lediglich eine
Befeuchtung der Augenober-
fläche, aber keine Schutzfunk-
tion gegen äußere Einflüs-
se, wie UV-Licht, Ozon oder
Feinstaub dar.
ForscherInnen der Augenkli-
nik ist es kürzlich gelungen,
Substanzen zu identifizieren,
die eine Schutzwirkung vor
UV-Licht und Ozon darstel-
len. Derzeit wird daran ge-
arbeitet, diese Substanzen in
Tränenersatzmitteln zur An-
wendung am Auge einzubrin-
gen um somit die Schutzfunk-
tion der natürlichen Tränen
großteils wieder herstellen
zu können. Zusätzlich sollen
weitere natürlich im Tränen-
film vorkommende Kompo-
nenten eingebaut werden, um
die Tränen so ident wie mög-
lich nachzubauen.
Mit 1. Jänner 2015 ist die neue
Referenzliste der Gruppen
verbotener Wirkstoffe und
verbotener Methoden in Kraft
getreten.
Diese aktuelle Verbotsliste
2015 enthält die Aufstellung
der „Substanzen und Me-
thoden, deren Verwendung
„zu allen Zeiten (in- und
außerhalb von Wettkämp-
fen)“ untersagt ist. Sie kann
unter der offiziellen Adres-
se
D o k u me n t e / B g b l Au t h /
BGB L A _ 2 014 _ I I I _ 2 2 9 /
COO_2026_100_2_1058693.
html abgerufen werden.
Projekt-Initiatoren Erza und
Karl Cermjani bei der Überga-
be der Mäntel.
Die Mäntel,
die beim Ärzte-
flucht-Projekt
verwendet
wurden, wer-
den nun von
Tierärzten in
Albanien ver-
wendet.
Weitere Informationen: Sport
ärztereferat der ÄKSteiermark
bei Prim. i. R. Engelbert Wal-
lenböck bzw. Eva-Maria Hu-
ber unter (0316) 8044-44 bzw.
Kurzlink zur Verbotsliste:
ForscherInnen fanden heraus,
dass Histamin auch unter Einfluss von
UV-Licht und Ozon aus Histidin gebildet werden kann.
Histamin aus Histidin
Andrea Heidinger,
MSc
