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Ærzte
Steiermark
 || 01|2014
promotion angiologie
Foto: beigestellt
Wie hält man gestentete
Gefäße offen?
ao. Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann
Und: Welche Medikamente und wie lange müssen diese nach einer
Stentimplantation verabreicht werden?
Abseits der coronaren Ge-
fäße ist das Thema der en-
dovaskulären Therapie ein
sehr unterschiedliches und
abhängig von der jeweiligen
Gefäßregion zu betrachten.
Prinzipiell unterscheidet
man hier die endovasku-
läre Therapie der supraaor-
talen Gefäße, inklusive der
extracraniellen Halsgefäße,
der Viszeralarterien und der
Arterien der unteren Extre-
mitäten, beginnend mit den
Gefäßen distal der abdo-
minellen Aortenbifurkation.
Die intracraniellen Halsge-
fäße fallen in den Bereich
der Neurointervention. Ab-
hängig von der jeweiligen
Gefäßregion, die therapiert
wird, greift man primär zum
Stent als therapeutisches
Mittel (primäres Stenting)
oder wählt zuerst eine Bal-
londilatation und implantiert
einen Stent nur bei unzu-
frieden stellendem Ergebnis
(sekundäres Stenting). Eine
primäre Stentimplantation
wird an den supraaortalen
Gefäßen, den Viszeralar-
terien und der Arteria ilia-
ca communis durchgeführt.
Hierzu liegen Studienergeb-
nisse vor, dass mit diesem
Vorgehen eine zufriedenstel-
lende Langzeitoffenheitsrate
erzielt werden kann. Im
Bereich der Arteria iliaca
zum Beispiel erzielt man
mit diesem Vorgehen eine
5-Jahresoffenheitsrate von
70-80 Prozent, wenn die
Grunderkrankung der Arteri-
osklerose optimal therapiert
ist.
Im Bereich der übrigen Ar-
terien der unteren Extre-
mitäten wird in der Regel
das zweite Vorgehen ge-
wählt, nämlich das soge-
nannte Bail-out Stenting
oder sekundäres Stenting.
Hierzu muss ein unzufrie-
den-stellendes Ergebnis
nach einer Ballonangiopla-
stie (PTA) vorliegen, das
heißt die Stenose ließ sich
nicht ausreichend (>50%)
erweitern, bzw. es beste-
hen flusslimitierende Ge-
fäßwanddissektionen, also
Intimaflaps, die den Fluss
im Gefäß beeinträchtigen,
wodurch gefürchtet werden
muss, dass es zu einem Re-
verschluss unmittelbar nach
dem Eingriff kommen wird.
Die Art der Stents ist auch
unterschiedlich, es gibt bal-
lonexpandierbare Stents,
die auf dem Angioplastieka-
theter montiert sind und sich
dadurch sehr exakt abset-
zen lassen. Sie haben aber
auch andere technische
Eigenschaften als die selbst-
expandierbaren Stents, die
ohne Hilfe eines Ballons
platziert werden. Ballonex-
pandierbare Stents sind in
der Regel steifer, während
die selbstexpandierbaren
Stents flexibler sind (Abbil-
dung 1).
Medikamentensbeschichte-
te Stents spielen im nicht-
koronaren Einsatz dzt. in
Österreich eine eher unter-
geordnete Rolle.
Warum muss ich gestente-
te Gefäße mit einer medi-
kamentösen Therapie ver-
sehen? Erstens schreitet
die Grunderkrankung der
Arterio­sklerose voran und
kommt durch die endovas-
kuläre Therapie nicht zum
Halt, die in erster Linie zum
Organerhalt und zur Thera-
pie der durch die arterioskle-
rotischen Veränderungen
hervorgerufenen Symptome
(uneinstellbarer Hypertonus,
TIA, Claudicatio etc.) dient.
Zweitens ist der Stent ein
Fremdkörper im Gefäß, der
einen Reiz an der Gefäß-
wand setzt und durch sein
Einwachsen in die Gefäß-
wand mit Neointima über-
zogen wird, was je nach Rei-
zung zur überschießenden
Intimaproliferation führen
kann, und damit eine neu-
erliche Stenose auch im
gestenteten Gefäß bewirken
kann (Abbildung 2). Die
Therapie solcher Instentste-
Abb. 1: Stent, sogenannter Bare Metal Stent, also unbeschichteter Stent aus Nitinol
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