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ÆRZTE
Steiermark
|| 06|2017
Foto: MUG, Creativ Collection
FORSCHUNG STEIERMARK
MEDIA BASED MEDICINE
Keimquelle Handy
150 Mal am Tag berühren die Durch-
schnittsösterreicher ihr Mobiltelefon;
neben dem Essen werden noch schnell
SMS gecheckt und jeder Zweite nimmt
das Handy auch auf die Toilette mit.
Im Gegenzug reinigen es nur zehn
Prozent. Influenzaviren halten sich
übrigens bis zu zwei, Noroviren bis zu
sieben Tage auf der Oberfläche, besonders in winzigen
Kratzern – betont Gertraud Schmid-Rabatz vom LKH
Schärding.
Quelle:
www.krone.at, 4. Mai 2017
Täglich bekommen PatientInnen von
den Medien neue „Sensationen“ aus
der Welt der Medizin aufgetischt:
Frisch publiziert
Increased breakdown of kynurenine towards its neurotoxic
branch in bipolar disorder.
Serum Concentration of HDL Particles Predicts Mortality
in Acute Heart Failure Patients.
Von: Potočnjak, I; Degoricija, V; Trbušić, M; Pregartner, G;
Berghold, A; Marsche, G; Frank, S.
Sci Rep. 2017; 7: 46642-46642. [OPEN ACCESS]
https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=28418031Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Lymphome entstehen durch
monok lonales Wachstum
lymphatischer Zellen in
Lymphknoten, Milz, Mandeln
sowie in den Stammzellen
des Knochenmarks. „Maligne
Tumoren des Lymphgewe-
bes können alle Altersstufen
betreffen, wenngleich Men-
schen ab dem 60. Lebensjahr
tendenziell häufiger erkran-
ken“, so Priv.-Doz. Mag. Dr.
Alexander Deutsch, Klinische
Abteilung für Hämatologie
der Med Uni Graz. Und: Sie
zählen zu den häufigsten Tu-
morerkrankungen. Wie der
Experte berichtet, haben sich
die therapeutischen Optionen
in den letzten Jahren sehr
erfolgreich weiterentwickelt.
„Trotz aller zur Verfügung
stehenden Therapiemöglich-
keiten ist allerdings eine Hei-
lung der Erkrankung im fort-
geschrittenen Stadium aktuell
in weniger als der Hälfte
der Fälle möglich“, betont
Deutsch.
Programmierter Zelltod
als Therapievision
Wie die Lymphomforschungs
gruppe an der Klinischen
Abteilung für Hämatologie
der Medizinischen Universi-
tät Graz unter der Leitung von
Univ.-Prof. Dr. Peter Neumei-
ster und unter maßgeblicher
Mitarbeit von Alexander
Deutsch nun in „Cancer Re-
search“ publiziert hat, identi-
fizierten die Grazer Experten
gemeinsam mit einem in-
terdisziplinären Team einen
Mechanismus, der Tumorzel-
len in die Apoptose treibt. Sie
konnten erfolgreich zeigen,
dass im Rahmen der Lym-
phom-Entstehung zwei Tran-
skriptionsfaktoren – NR4A1
und NR4A3 – stark vermin-
dert oder inaktiv sind. „Als
DNA-bindende Eiweißstoffe
steuern Transkriptionsfak-
toren die Regulation komple-
xer genetischer Vorgänge im
Körper“, erklärt Deutsch.
Ein niedrigerer NR4A1- und
NR4A3-Gehalt in der Tumor-
zelle bedingt einen deutlich
aggressiveren Krankheits-
verlauf. Die Lymphomfor-
schungsgruppe konnte nach-
weisen, dass durch Gentrans-
fer von NR4A1 in die Tu-
morzelle ein programmierter
Zelltod ausgelöst werden
kann. In Zellkulturen und
an Mausmodellen zeigte sich,
dass auch NR4A3 Apoptose
induziert und pro-apopto-
tische Eiweißkörper in den
Lymphzellen reguliert; ein
Ansatz für eine zukünftige
medikamentöse Therapie.
Ein durch die Österreichische
Gesellschaft für Hämatologie
und Medizinische Onkologie
und die MEFO Graz geför-
dertes Folgeprojekt soll zei-
gen, ob der NR4A3-Verlust
die Lymphomentstehung be-
schleunigt, und mittels „Next
generation sequencing“ un-
tersuchen, welche genetischen
Programme von NR4A3 re-
guliert werden.
Weitere Informationen:
Priv.-Doz. Mag. Dr. Alexan-
der Deutsch, Medizinische
Universität Graz Compre-
hensive Cancer Center Graz,
Universitätsklinik für Innere
Medizin, Klinische Abtei-
lung für Hämatologie, Tel.:
+43 316 385 72816, alexander.
deutsch@medunigraz.ath t t p : / / c a n c e r r e s . a a c r -
journa
ls.org/content /ea r-
ly/2017/03/01/0008 -5472 .
CAN-16-2320.long
Jährlich erkranken 1.000
ÖsterreicherInnen an einem Lymphom – mit ei-
ner Heilungschance von weniger als 50 Prozent. An der Med Uni Graz wur-
de nun ein Mechanismus entdeckt, der Tumorzellen in die Apoptose treibt.
Lymphdrüsenkrebs:
Programmierter Zelltod im Visier
Priv.-Doz. Mag. Dr. A.Deutsch &
Univ.-Prof. Dr. P. Neumeister