

18
ÆRZTE
Steiermark
|| 06|2017
INNOVATION
Fotos: liimtec GmbH, Klaus Morgenstern
Handy gelie-
fert. Kombi-
niert wird er
mit einer App,
die im Notfall
die Träger der
drei nächstge-
legenen Pocket-
Defis zu sich ruft
– falls das eigene Gerät ge-
rade nicht zur Hand sein sollte.
Ähnlich wie das für 2018 ge-
plante eCall-System in neuen
Automodellen soll der Pocket-
Defi bei Nutzung automatisch
ein Callcenter verständigen,
das dann nach Rückfrage ei-
nen Notruf absetzt.
Wie seine „großen Brüder“
wird der PocketDefi insofern
auch von Laien verwendbar
sein, als er sofort nach In-
betriebnahme Sprachanwei-
sungen zur Benutzung des Ge-
rätes gibt. Die Schockabgabe
erfolgt erst nach Analyse des
Patienten-Herzschlags; eine
unsachgemäße Defibrillation
ist somit nicht möglich. „Un-
ser Gerät entspricht dersel-
ben gesetzlichen Richtlinie
für Medizinprodukte wie die
große Variante und gibt auch
Schocks mit derselben Ener-
giemenge ab.“ Ein wesentlicher
Unterschied besteht jedoch
in der Dimensionierung der
Batterien: Bei stationär gela-
gerten Defis müssen diese über
Jahre hindurch einsatzbereit
sein und auch am Ende ihrer
Lebensdauer noch ihre bis zu
200 Joule für 20 Schocks hin-
tereinander abgeben können.
Der Akku des PocketDefi ist
Während der Vorbereitung
auf seinen Segelschein kam
Jasper Ettema im Erste-Hilfe-
Kurs die zündende Idee: Nach
einer ersten Übungseinheit
am AED sinnierte der Be-
triebswirt, wie man den Zu-
gang zu externen Defibrilla-
toren verbessern – und damit
die Überlebenschancen nach
einem Herzstillstand deutlich
heben – könnte.
„Bei den derzeit üblichen, sta-
tionär gelagerten Modellen
benötigt man immer eine zu-
sätzliche Person, die den De-
fibrillator holt“, gibt Ettema
zu bedenken. „Innerhalb der
entscheidenden drei Minuten
ist auch nur selten problemlos
einer zur Hand.“ Manche Ge-
räte sind in Einkaufszentren
oder Banklobbys gelagert und
daher nur zu deren Öffnungs-
zeiten zugänglich.
Daher überlegte Ettema, ob
man einen Laiendefibrillator
nicht auch wesentlich klei-
ner und leichter – und somit
tragbar – erzeugen könnte. Er
völlig anders
d i m e n s i o -
niert, weil er
immer wie-
der neu auf-
geladen wird,
nachdem das
Mobi lt e le fon
den Nutzer daran
erinnert hat, dass es an der
Zeit dafür ist – also ungefähr
einmal pro Monat, nach einem
Einsatz auch schon früher.
Zu kaufen
ab Herbst 2018
Der PocketDefi, dessen Um-
setzung durch Gelder der
Forschungsförderungsgesell-
schaft FFG unterstützt wird,
befindet sich soeben in der
Testphase, demnächst beginnt
das medizinische Zulassungs-
verfahren. Die CE-Kenn-
zeichnung für Medizinpro-
dukte sollte bei plangemäßer
Umsetzung im ersten Quar-
tal 2018 abgeschlossen sein;
für den Herbst kommenden
Jahres sind die ersten Auslie-
ferungen anvisiert. Die Be-
standteile des Gerätes werden
in europäischen Unterneh-
men erzeugt, der Zusammen-
bau der Komponenten wird
direkt bei liimtec erfolgen.
Interessierte Ärztinnen und
Ärzte können bereits jetzt un-
ter
www.pocketdefi.ateinen
Newsletter abonnieren und
werden so auf dem aktuellen
Stand der Entwicklung gehal-
ten. Auch auf den heurigen
Ärztetagen in Grado wurde
das bereits mehrfach preisge-
krönte Projekt vorgestellt.
gründete Ende 2015 die Firma
liimtec (life improving tech-
nologies) in Graz und entwi-
ckelte mit seinem Team einen
Prototypen in der Größe von
zwei Taschentuchpackerln: 8
mal 10 mal 5 Zentimeter groß;
angestrebt wird ein Maximal-
gewicht von 300 Gramm. Also
wie eine große Tafel Schokola-
de. Neben Größe und Gewicht
ist für Ettema ein wichtiges
Kriterium die Leistbarkeit: Er
möchte das Gerät so günstig
erzeugen, dass es künftig mög-
lichst in jedem Arztkoffer, je-
dem Sanitäter-Rucksack, aber
vielleicht auch in der einen
oder anderen Tasche von Laien
vorhanden sein wird. „Es soll
nur so viel kosten wie ein gutes
Smartphone.“
Kommuniziert
mit dem Handy
An das Smartphone soll der so-
genannte PocketDefi – zwecks
verbesserter usability – auch
angebunden sein: Software-
Updates, aber auch Erinne-
rungen für Service und War-
tung werden den Nutzern via
Immer mehr externe
Defibrillatoren werden im öffentlichen
Raum installiert, doch im Notfall ist der Zugriff oft kompliziert.
In Graz entsteht daher gerade eine kostengünstige tragbare
Variante.
Günstig – handlich – steirisch:
Der Defi für unterwegs
„Bei den derzeit
üblichen stationär
gelagerten Modellen
benötigt man immer
eine zusätzliche Person,
die den Defibrillator
holt.“
Jasper Ettema