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ÆRZTE

Steiermark

 || 06|2017

17

der Orgel brillieren, tritt der

Vater seit dem Jahr 2009 als

„Camerata Pätzold“ auf. Mit

den genannten Ensembles

tourt(e) Pätzold durch Ös-

terreich, Europa und durch

viele Länder zwischen Chile

und den Philippinen, wirkte

bei Radiosendungen mit und

spielte zahlreiche CDs ein.

Vom Ku lturministerium

gab es Förderungen – weil

schwerpunk tmäßig zeit-

genössische österreichische

Werke, unter anderem von

Franz Cibulka, Viktor Fortin,

Johann Sengstschmid, Karl

Haidmayer, Franz Zebinger

und Georg Arányi-Aschner,

aufgeführt wurden.

Altsaxophonist in

zweierlei Hinsicht

So wird das Grazer Saxo-

phonquartett auch heuer an-

lässlich des 90. Geburtstages

von Haidmayer zu hören sein,

allerdings in verjüngter Form.

Denn dass Pätzold der Altsa-

xophonist des Quartetts ist,

bezieht sich seit der Neuauf-

stellung im Vorjahr nicht nur

mich immer mitgezogen und

motiviert. Als ich dann im Me-

dizinstudium Licht am Ende

des Tunnels gesehen habe, gab

ich das Technikstudium auf.“

1987 wurde Dieter Pätzold

zum Doktor der gesamten

Heilkunde promoviert. Von

Kardiologie war da noch keine

Rede: Er ging nach Wien an

das dortige Institut für Immu-

nologie, wo er sein technisches

Wissen in der neuen HIV-

Diagnostik einbringen konnte.

Aber er wäre wohl nicht Dieter

Pätzold, wenn er nicht dane-

ben auch noch Werkverträge

mit der Medizintechnik der

AVL List laufen gehabt hätte.

„Ich war zufrieden, ich hatte

meine Arbeit und daneben

das Saxophonquartett.“ Doch

dann folgte ein Schlüsselerleb-

nis: „Ein älterer Kollege aus der

AIDS-Forschung warnte mich,

dass mich – wie es ihm gesche-

hen sei – die Entwicklung der

Methoden einmal überholen

würde und ich dann nicht mehr

benötigt werden würde. Mit

einem jus practicandi hätte ich

doch viel mehr Möglichkeiten,

meinte er.“

Zurück in Lienz

Also bewarb er sich um eine

Turnusstelle. Die damaligen

Wartezeiten betrugen oft Jah-

re und Pätzold hatte sich

nirgendwo vormerken lassen.

Doch als Osttiroler bekam

er kurz darauf die Chance,

in Lienz den Turnus zu be-

ginnen. Das erste seiner vier

Kinder – Sohn Sascha, mitt-

lerweile ebenfalls Kardiologe

am Grazer Klinikum – war

auf die Tonlage seines Instru-

ments, sondern auch auf einen

Generationenwechsel: Kurz

vor dem 30-Jahr-Jubiläum

des Quartetts zeichnete sich

aufgrund unterschiedlicher

Interessen der Mitspieler des-

sen Zerfall ab. Als es für ei-

nen Auftrag vor zwei Jahren

dann nicht mehr spielbereit

war, kontaktierte Pätzold den

Grazer Saxophonprofessor

Gerald Preinfalk, ebenfalls

Absolvent von Oto Vrhovnik.

Dieser schickte drei Studie-

rende – allesamt jünger als

der Name „Grazer Saxophon-

quartett“ –, die zusammen

mit Dieter Pätzold dann die

Bruder-Klaus-Friedensmesse

für Saxophonquartett, Orgel

und Chor aufführten. In der

neuen Konstellation mit Ste-

phanie Schoiswohl, Simon

Sirec und Florian Bauer fand

letztlich aber nicht nur das

Jubiläumskonzert zum 30jäh-

rigen Bestehen des Grazer Sa-

xophonquartetts statt; das En-

semble hat nun schon bis zum

Jahr 2019 weitere Aufträge

angenommen. Eine geglückte

Reanimation sozusagen.

da bereits auf der Welt. Auf

Dauer bot Lienz dem wissens-

durstigen Pätzold jedoch zu

wenig Entwicklungsmöglich-

keiten und er wechselte nach

Graz an die II. Med, wo er

sich zum Facharzt für Innere

Medizin ausbilden ließ. Erst

im Jahr 2002 wechselte er auf

die Kardiologie des Grazer

Universitätsklinikums und

arbeitete sich nochmals in ein

völlig neues Themengebiet

ein. Daneben betreibt er eine

internistische Wahlarztpraxis

in der Ordination seiner Frau.

Kontinuität bot ihm in all

dieser Zeit – neben der wach-

senden Familie – die Musik:

das Grazer Saxophonquartett,

das Saxophon-Orgel-Duo

mit dem ehemaligen Dom-

organisten Emanuel Amt-

mann, die Bühnenmusik im

Grazer Schauspielhaus, das

Trio Medici, das Austrian Art

Orchestra und das Grazer

Tangoensemble. Zusammen

mit seinen Kindern Valentina,

Raphael und Nikodemus, die

auf der Violine, am Kontra-

bass und am Klavier oder

SERIE

Arzt im besonderen Dienst

Fotos: beigestellt

Grazer Saxo-

phonquartett

2016: Stephanie

Schoiswohl, So-

pransaxophon;

Dieter Pätzold,

Altsaxophon;

Simon Sirec,

Tenorsaxophon;

Florian Bauer,

Baritonsaxophon

„40 bis 45 Wochenstunden in der

Industrie zu arbeiten bei nur vier

Wochen Urlaub – da hätte mir die Zeit

für die Musik gefehlt.“

Dieter Pätzold