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Ærzte
Steiermark
 || 10|2013
Fotos: Lercher
Promotion Devicetherapie
Dr. Peter Lercher
Devicetherapie und plötzlicher Herztod
ICD – subkutaner ICD - LifeVest
Autoren: Peter Lercher, Daniel Scherr, Günther Prenner, Brigitte Rotman, Burkert Pieske
D
er plötzliche Herz-
tod ist eine der
häufigsten Todes-
ursachen in den westlichen
Industrienationen. So ver-
sterben in den USA jährlich
mehr als 300.000 Men-
schen plötzlich. Für Öster-
reich gibt es keine exakten
Daten, laut Schätzungen
dürften es jedoch zwi-
schen 13.000 und 15.000
Todesfälle pro Jahr sein. In
mehr als 2/3 der Fälle sind
lebensbedrohliche ventri-
kuläre Tachyarrhythmien
(Kammerflimmern, Kam-
mertachykardie) dafür ver-
antwortlich, nur ein kleiner
Teil ist durch signifikante
Bradykardien oder Asysto-
lien bedingt. Ursachen sind
in erster Linie die koronare
Herzkrankheit, hier stellt
der plötzliche Herztod oft-
mals die Erstmanifestation
der KHK dar, sowie di-
latative und hypertrophe
Kardiomyopathien. Selten
sind eine arrhythmogene
rechtsventrikuläre kardio-
myopathie oder Ionenka-
nalerkrankungen wie langes
QT-Syndrom oder ein Bru-
gada Syndrom die Ursache.
Nach erfolgreicher Wieder-
belebung bzw. Terminierung
der Kammertachykardie ist
eine komplette Kardiolo-
gische Exploration, inklusi-
ve invasiver Abklärung mit
Koronarangiographie sowie
ggf. eine elektrophysiolo-
gische Untersuchung, er-
forderlich. Therapeutische
Maßnahmen sind einerseits
die Behandlung der kar-
dialen Grundkrankheit mit
Revaskularisierung oder
optimierter Herzinsuffizienz-
therapie, andererseits die
Prävention eines neuerlichen
rhythmogenen Ereignisses.
Nach Ausschluss reversibler
Ursachen, wie beispielswei-
se eines akuten Myokard-
infarktes, bei dem in bis
zu 10% Kammerflimmern
auftreten kann, ist die Im-
plantation eines Kardiover-
ter-Defibrillators (ICD) die
Therapie der Wahl, der im
Bedarfsfalle eine Kammerta-
chykardie schmerzlos mittels
Überstimulation beenden
bzw. Kammerflimmern durch
intrakardiale Schockabgabe
erfolgreich terminieren kann.
Seit der Erstimplantation im
Jahre 1980 hat sich die ICD-
Therapie außerordentlich
gewandelt. War anfangs
eine Thorakotomie notwen-
dig und mussten die Geräte
aufgrund ihrer Größe ab-
dominal implantiert werden,
ist heute eine subpektorale
Implantation, zumeist in Lo-
kalanästhesie, Standard. Die
Geräte haben heute je nach
Modell eine Größe von 31
bis 40 ccm
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und eine Le-
bensdauer bis zu 11 Jahren.
Die ICD-Therapie ist folglich
zu einer effektiven und kom-
plikationsarmen Therapie in
der Sekundärprävention bei
PatientInnen mit überlebten
plötzlichen Herztod bzw.
anhaltenden Kammerta-
chykardien mit begleitender
struktureller Herzerkrankung
geworden. Allein in Öster-
reich wurden im Jahre 2012
insgesamt 220 ICDs pro
Million Einwohner implantiert,
davon 34% mit kardialer
Resynchronisationstherapie.
Bedeutend schwieriger und
sicherlich eine der größten
Herausforderungen in der
Kardiologie ist die Primärprä-
vention des plötzlichen Herz-
todes bei Hochrisikopatien-
tInnen noch ohne vorange-
gangenes Rhythmusereignis.
Eine Vielzahl klinischer und
elektrophysiologischer Pa-
rameter wurde für die Risiko-
einschätzung des plötzlichen
Herztodes herangezogen
und in prospektiven Studien
untersucht. Letztendlich ist
auch im Jahr 2013 nach wie
vor die hochgradig reduzierte
linksventrikuläre Auswurf-
fraktion der entscheidende
Parameter in der Risikostra-
tifizierung. Bei PatientInnen
mit ischämischer und nicht-
ischämischer Kardiomyopa-
thie und einer linksventriku-
lären Auswurffraktion
35%
ist nach den Richtlinien eine
prophylaktische ICD Indika-
tion gegeben.
Gelegentlich ist man mit Pati-
entInnen konfrontiert, die nur
vorübergehend ein deutlich
erhöhtes Risiko eines plötz-
lichen Herztodes haben bzw.
eine definitive Risikoabschät-
zung noch nicht getroffen
werden kann. Dies sind
beispielsweise PatientInnen
nach akutem Myokardinfarkt
oder akuter Myokarditis, die
zwar initial eine hochgra-
dig reduzierte Linksventri-
kelfunktion aufweisen, im
Langzeitverlauf aber durch
eine entsprechende Thera-
pie mit einer entscheidenden
Besserung der Auswurf-
fraktion zu rechnen ist. Für
diese Patient­Innen bietet der
tragbare Defibrillator (Life-
Vest) bis zur endgültigen
Entscheidung Schutz vor
lebensbedrohlichen ventri-
kulären Tachyarrhythmien.
Die LifeVest wird am Körper
getragen, die Herzrhyth-
musüberwachung erfolgt
durch Messelektroden an
der Innenseite. Im Falle einer
lebensbedrohlichen Rhyth-
musstörung wird leitendes
Gel an den Therapieelek-
troden freigesetzt und ein
Behandlungsschock abge-
geben. Vor der Therapieab-
gabe erfolgt ein Akustik-und
Vibrationsalarm, der es nicht
bewusstlosen Patienten er-
laubt, durch Drücken eines
Antwortknopfes die Schock-
abgabe hinauszuzögern bzw.
zu verhindern.
Die rasante Entwicklung auf
dem Gebiet der Telekom-
munikation führte auch zu
einer bedeutsamen Verbes-
serung in der Nachsorge
von ICD-PatientInnen. Durch
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