AERZTE Steiermark | März 2015 - page 8

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Ærzte
Steiermark
 || 03|2015
COVER
Foto: Krankenhaus Barmherzige Brüder/Harry Schiffer
Ärztinnen und
Ärzte
wollen mehr
Kinderbetreuung. Die
Anpassung der Rah-
menbedingungen an
die Bedürfnisse er-
folgt langsam. Aber
sie folgt.
MARTIN NOVAK 
NICOLE SCHWAR
„Wir sind die Brücke“, sagt
Thomas Chromecki, Oberarzt
am Universitätsklinikum für
Urologie. Er gehört zu den
Vätern, die den Schritt in
die Elternkarenz gegangen
ist. Damit gehört er zu einer
Minderheit in Österreich: 8,4
Prozent aller Karenzgeldbe-
ziehenden waren laut einer
Studie von Joanneum Re-
search Policies im Jahr 2011
Männer. Diese 21.293 Väter
konsumierten allerdings nur
4,2 Prozent der Kinderbe-
treuungstage. Denn Männer
gehen kürzer in Karenz als
Frauen.
Dabei zeigen die (letztverfüg-
baren) Zahlen aus dem Jahr
2011 bereits einen gewaltigen
Fortschritt: Im Jahr 2002 lag
der Männer-Anteil noch bei
1,7 Prozent. „Die Einführung
der unterschiedlichen Kin-
derbetreuungsgeld-Varianten
mit kürzerer Bezugsdauer
und höherer Geldleistung im
Jahr 2008 hat einen sprung-
haften Anstieg der Anzahl der
Karenzväter bewirkt“, heißt
es in der Studie „Karenz-
väter in Zahlen“ von Hele-
ne Schiffbänker und Sybille
Reidl. Wobei Bildungseliten
(akademische und gleichwer-
tige Berufe) die Möglichkeit
der Elternkarenz intensiver
nutzen als wenige Gebildete.
In der KAGes waren 2014 208
ärztliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in Eltern-
karenz, davon 57 Männer,
also mehr als 27 Prozent.
Dieser vergleichsweise hohe
Anteil lässt sich durch das
Zusammentreffen mehrerer
Phänomene erklären: Nicht
nur der höhere Bildungsstand,
auch der öffentliche Arbeit-
geber und die Branchenzuge-
hörigkeit (Gesundheits- und
Sozialwesen) tragen laut der
Zahlen des Hauptverbandes
der Sozialversicherungsträ-
ger, die für die Joanneum
Research-Studie ausgewer-
tet wurden, zu einer hohen
Väter-Quote und insgesamt
zu einer verstärkten Nutzung
der Elternkarenz bei.
Offiziell gepusht
Selbstverständlich ist die Ka-
renz dennoch nicht, auch
in diesem Bereich. „Offiziell
wird sie gepusht“, sagt Hele-
ne Schiffbänker, „Probleme
werden dagegen öffentlich
nicht benannt und oft auch
nur vorgeschoben, gerade in
den großen Institutionen“,
lautet ihr Befund. Tatsäch-
lich ist Elternkarenz eine or-
ganisatorische Herausforde-
rung für die Leitung und die
Kolleginnen und Kollegen.
In der Regel, so Schiffbän-
ker, werden Stellen erst nach
zwölf Monaten Abwesenheit
nachbesetzt, Karenzen bis
zu einem halben Jahr seien
logistisch gut bewältigbar,
meint die Wissenschaftlerin,
schwieriger würde es danach.
Kind u
8,4%
27
Anteil der Karenzväter unter allen 
Kindergeldbeziehenden (2011)
Anteil der Karen
Ärztinnen und Ärzte
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...60
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