AERZTE Steiermark | März 2015 - page 6

Bereits vor Weihnachten hat die Medizinische
Universität Graz erklärt, dass es eine gute Lösung
auch für die MUG-bediensteten Ärztinnen und
Ärzten – rechtzeitig – geben werde. Die Details
blieben aber verschwommen.
Zur Erinnerung: Mitte Dezember haben Rektor
und Betriebsratsvorsitzende schriftlich versichert,
es sei gelungen, „die notwendigen finanziellen
universitären Ressourcen zu akquirieren“. Damit
gebe es die Möglichkeit (wieder wörtliches Zi-
tat), „Gehaltserhöhungen durchzuführen, um die
drohende Schieflage in der Entlohnung zwischen
KAGes- und Med Uni-Bediensteten zu verhin-
dern“. Die Details dazu würden im ersten Quar-
tal 2015 verhandelt und rückwirkend mit 1.1.2015
in Kraft gesetzt.
Das klang ja ganz gut. Weniger gut klingt das
letzte Schreiben von Mitte Februar, mit dem
das Rektorat auf Kritik am Verhandlungsverlauf
reagiert hat. Darin ist von einer Ablehnung des
Vorschlages der Universität durch den Betriebsrat
die Rede und davon, dass man den Betriebsrat
eingeladen habe, „drei Personen für eine Unterar-
beitsgruppe zu nominieren …“
Man hat uns mehrfach erklärt, dass die Univer-
sität auf die Expertise der Ärztekammer nicht
angewiesen sei und dass man alles im Griff habe.
Ich bin der Letzte, der die Autonomie der Univer-
sität nicht respektiert. Aber ich schreibe diesen
Artikel zu einem Zeitpunkt, wo das Ende des er-
sten Quartals immer näher rückt.
Und ich hoffe sehr, dass die Meduni das selbst
definierte Zeitlimit nicht bis zum letzten Tag aus-
schöpft. Ich würde mir wünschen, dass die Rea-
lität diese Zeilen überholt. Denn die Geduld der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist am Limit.
Wir werden nicht tatenlos zuschauen, wenn die
MUG ihre Ärztinnen und Ärzte nur vertröstet.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
intra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 38.
Martin Wehrschütz
Die Meduni muss
endlich handeln
kont a
Ärztemangel im ländlichen Raum war auch in den 60er
und 70er Jahren ein Thema. Nur gab es große Bemühun­
gen, Ärzte zu gewinnen. Damals bot man den jungen
Ärzten eine Stelle als Gemeinde- und Sprengelarzt,
Hausapotheke und sonstige „goodies“, um sie zu ent­
schädigen. Dann kamen die Jahre, in denen es sehr viele
Ärzte gab, sie mussten alle Bedingungen „schlucken“
und man bemühte sich kaum um sie. Ende der 90er kam
es zu einem VwGH-Urteil, aufgrund dessen viele Land­
ärzte die Hausapotheken, die einen beträchtlichen Ein­
kommensanteil bildeten, verloren (inzwischen ist, wie
man den Medien entnehmen konnte, der Gewinnanteil
vieler Landapotheken eher demMinus nahe.).
Gesundheitsverantwortliche übersahen, dass durch die
EU eine größere Mobilität möglich ist, andere Länder
Ärzte brauchen und bessere Bedingungen bieten, wo­
durch sich der Ärztemangel vergrößerte. Nur: Sind die
Finanziers des Gesundheitssystems wirklich unglücklich
darüber? Jahrzehntelang hieß es, wir sind „überarztet“,
deswegen kostet das Gesundheitswesen so viel – es wird
erst billiger, wenn es weniger Ärzte gibt. Viele Ärzte
haben heute Wahlarztpraxen, weil sie den Druck nicht
mehr aushielten oder es für sie keinen Vertrag gab. Die
Rechnung zahlt der Patient.
Vertragsärztinnen hatten bis in die 80er Jahre keinen
Mutterschutz. Als Ärztinnenreferentin der WÄK konnte
ich erreichen, dass Wiener Ärztinnen unbezahlt in den
Mutterschutz gehen durften. Jetzt wird die „Feminisie­
rung“ der Medizin beklagt …
Wir haben in Österreich pro Kopf eine der höchsten Aus­
stattungsraten mit Großgeräten, nur sind die von den
Versicherungsleistungen gedeckelt – es folgt das große
Erstaunen über diese Zweiklassenmedizin, denn zwi­
schendurch werden Privatpatienten eingeschoben (es gibt
wohl keine Selbstständigen, die nur für eine bestimmte
Anzahl von Leistungen bezahlt werden und die darüber
hinausgehenden unentgeltlich erbringen).
Ob die PHC eine Verbesserung für alle bringt …?
Prim. i. R. Dr. Elisabeth Pittermann war NR-Abgeord-
nete und Gesundheitsstadträtin in Wien. Sie leitete die
3. Med. Abteilung am Hanusch-Krankenhaus und übte
zahlreiche Funktionen in der Wiener Ärztekammer aus.
Elisabeth Pitttermann
Ärztemangel: Alles schon
da gewesen …
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