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Ærzte
Steiermark
 || 01|2014
Foto: Conclusio
Sie vertreten sehr unterschied-
liche Gesundheitsbetriebe mit
unterschiedlichen Herausfor-
derungen. Welche gemein-
samen Probleme gibt es?
Martin Hoff:
Die privaten
Gesundheitseinrichtungen
gewinnen in der Steiermark
seit vielen Jahren an Bedeu-
tung. ImVergleich zu anderen
Bundesländern haben wir die
größte Zahl an privaten Ein-
richtungen, darunter durch-
aus Leitbetriebe im jeweiligen
Segment. Grundsätzlich ist
der Zuspruch zu diesen Ein-
richtungen tendenziell stei-
gend, weil es dem Wunsch
von großen Teilen der Be-
völkerung nach individueller
und zeitlich rascher Versor-
gung entgegenkommt. Dia-
gnostische Institute, da denke
ich vor allem an CT- und MR-
Institute, nehmen auch eine
ganz zentrale Funktion in
der allgemeinen Versorgung
ein. Weit mehr als die Hälfte
der gesamten CT- und MR-
Diagnostik wird über diese
Institute abgewickelt. Bei den
physikalischen Instituten ist
es ähnlich. Auch hier sichern
diese Betriebe die wohnort-
nahe Versorgung in allen Re-
gionen der Steiermark. Hinzu
kommen noch weitere hoch
spezialisierte Institute für
Diagnostik bzw. Therapie in
vielen medizinischen Teil-
bereichen und – last but not
least – die privaten betten-
führenden Krankenanstalten
(Privatkliniken und Sanato-
rien), die Kur- und Rehabili-
tationskliniken und schließ-
lich auch die Pf legeheime.
Trotz dieser hochrelevanten
Position in der Gesundheits-
versorgung wollen die Politik
und teilweise auch die Sozi-
alversicherungen das nicht
wirklich wahrhaben.
Wie ist Ihre Beziehung zur
Gesundheitspolitik, fühlen Sie
sich ausreichend wahr- und
ernst genommen?
Hoff:
Das ist leider ein sehr
grundsätzliches Problem:
Hier wird seitens der Politik
eine beachtliche Realitätsver-
weigerung betrieben. Wenn
es nämlich die Privaten in
diesen genannten Bereichen
nicht gäbe, würde es mit der
medizinischen und pf lege­
rischen Versorgung in der
Steiermark ganz schlecht aus-
schauen.
Worauf führen Sie das zurück?
Hoff:
Das ist ein Nichtverste-
hen der realen Verhältnisse
durch die Politik, die sich
Vieles schönredet. In den letz-
ten Jahren sind immer wieder
neue Planungen aufgesetzt
worden. Die Planungsarbeit
geht aber leider sehr oft an
den realen Rechengrößen vor-
bei, weil es in vielen Bereichen
keine Ausgangszahlen gibt.
Die Fachgruppe hat wieder-
holt angeboten, bei diesen
grundsätzlichen Planungs-
arbeiten konstruktiv mitzu-
arbeiten, Fachexpertise wäre
bei unseren Betrieben sicher
genug vorhanden. Anstatt das
ernsthaft auszudiskutieren,
macht die Politik lieber eine
Gesetzesänderung – siehe Ge-
sundheitsplattform, wo man
sich jetzt ein eigenes Reich
geschaffen hat, in dem nur
Politik und Sozialversicher­
ungen alles bestimmen und
sich keiner öffentlichen Dis-
kussion mehr stellen wollen
bzw. müssen. Nicht nur, dass
die Fachgruppe als gesetz-
liche Interessensvertretung
nicht in die Plattform alten
Zuschnitts mit hineingenom-
men wurde, es wurden auch
alle bisherigen Mitglieder,
wie zum Beispiel die Ärzte-
kammer, ausgeladen und in
eine reine Zuhörerposition
gezwängt.
Was kann man dagegen tun?
Hoff:
Wir könnten uns als In-
teressensvertretung zurück-
lehnen und sagen, wunderbar,
macht nur so weiter, ihr sorgt
dafür, dass die Nachfrage bei
den Privaten steigen wird. So
wie der öffentliche Gesund-
heitsbereich derzeit geführt
wird, ist das die beste Wer-
bung für den privaten Bereich.
Diesen Zugang haben wir aber
nicht, wir sehen uns nicht als
irgendein kleines Segment der
Martin Hoff, Obmann
der Gesund-
heitsbetriebe in der Wirtschaftskam-
mer Steiermark, wirft der Gesund-
heitspolitik Realitätsverweigerung
vor und warnt vor einer Mentalität
des Behinderns und Verbietens.
„Wunder
bar,
macht nur so
weiter“
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