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Ærzte
Steiermark
 || 10|2013
geSundheitSPolitiK
Sister Act
Die Pflegeberufe kämpfen
um eine 
gesetzlich verankerte Kompetenzerweiterung. 
„Gesundheits- und Kranken-
pflegeberufe: Konkretisierung
der Reformansätze Aufgaben-
und Kompetenzprofile zu den
Spezialisierungen – Erstent-
wurf “ heißt das 70-Seiten-
papier der Gesundheit Öster-
reich GmbH (GÖG) im Auf-
trag des Gesundheitsministe-
riums. Das Konzept bedeutet
nicht mehr und nicht weniger
als den Vorschlag zu einer
weitreichenden Ausdehnung
der Befugnisse. „Perioperative
Pflegeexpertinnen/-experten“,
„Pflegeexpertinnen/-experten
im Bereich Nephrologie, Kin-
derintensiv-, Intensiv- und
Anästhesiepflege“ sowie „In-
fektionsprävention und Hygie-
ne imGesundheitswesen“ sind
die großen Schlagworte.
Hinter dem Reformpapier
steht ein zweijähriger Diskus-
sionsprozess mit drei zentralen
Zielen: die Aufwertung der
Pflegehilfe zur Pflegeassistenz
mit Fokus auf Zielgruppen
und Setting-spezifischer Ver-
tiefung, eine generalistische
Ausbildung des gehobenen
Dienstes imHochschulbereich
und bedarfsorientierte Spe-
zialisierungen, differenziert
nach Kompetenzvertiefung
und Kompetenzerweiterung.
Eine groß aufgemachte Titel-
geschichte der Kleinen Zei-
tung, die kurz vor einem
Präsentations- und Diskussi-
onstermin auch mit Vertre-
tern betroffener Fachgesell-
schaften erschien, sorgte für
Aufsehen – im Mittelpunkt
standen vor allem die unter
„chirurgische Assistenz“ sub-
sumierten Leistungen. Dazu
gehören laut diesemVorschlag
die Kameraführung bei en-
doskopischen Eingriffen, Ve-
nenentnahmen im Rahmen
der Viszeralchirurgie, das
Öffnen des Operationsgebiets,
das Einlegen und Sichern von
Drainagen, Schienen, Sonden,
Kathetern und Tamponaden
und die Durchführung des
Wundverschlusses (Klammern
setzen, Nähen, Kleben).
Möglich kann dies nur wer-
den, wenn die im Gesund-
heits- und Krankenpflegege-
setz definierten Aufgaben aus
dem „Mitverantwortlichen
Tätigkeitsbereich“ (§15 GuKG)
deutlich ausgeweitet werden.
Triebfeder für die Änderungs-
vorschläge dürfte vorrangig
sein, dass die Pflegeberufe
neben einer Kompetenzver-
tiefung auch eine Kompeten-
zerweiterung (siehe Zitat) an-
streben. Manche sehen darin
auch eine Maßnahme gegen
den Ärztemangel, zumindest
argumentiert Thomas Strick-
ner, Tiroler Vorsitzender des
Österreichischen Gesundheits-
und Krankenpflegeverbandes
in einem Gastkommentar für
die Tiroler Tageszeitung so:
„Laut europäischem Gesund-
heitsforum 2010 fehlen der EU
Der zweite Schritt ist die Kompetenzerweiterung. Diese
wird wirksam, wenn eine andere Funktion als die der
direkt in der Pflege Tätigen übernommen wird. Zum
Beispiel Lehrer/Lehrerin, Manager/Managerin, Gutachter/
Gutachterin (für z. B. Pflegegeldeinstufung), Forscher
/ Forscherin. Oder wenn Kernaufgaben anderer Berufe
übernommen werden, wie z. B. Verschreibung von
Medizinprodukten und Arzneimitteln bzw. wenn sich der
Fokus der Pflege von der Individuumsorientierung zur
System- und Bevölkerungsorientierung verlagert, wie z.
B. bei Familiengesundheitspflege, Public Health Nursing,
Community Nursing. Oder wenn mit der pflegerischen
Arbeit die Aufgabe verknüpft ist, die Pflegepraxis
wissenschaftlich zu reflektieren, zu beforschen, zu
entwickeln und fachliches Leadership zu übernehmen.
Aus dem Reformpapier (Erstentwurf)
im Jahr 2020 bis zu 230.000
Mediziner. Man wird also an
Schrauben drehen müssen. Es
ist nicht nur legitim, sondern
auch ein Gebot der Stunde,
zu überlegen, welche ärzt-
lichen Tätigkeiten von anderen
Berufsgruppen übernommen
werden könnten.“ Was der
Pf lege-Interessensvertreter
nicht dazu sagt: Allein für
Deutschland prognostiziert
die dortige Bundesagentur für
Arbeit bis zum Jahr 2018 rund
40.000 fehlende Pflegekräfte.
Wer also den Ärztemangel
durch mehr Kompetenzen für
Pflegekräfte beheben will, ver-
lagert die Probleme nur.
Provoziert fühlen sich durch
den Vorstoß wohl auch die
Turnusärztinnen und -ärzte:
Sie verlangen seit Jahren die
obligatorische Implementie-
rung des Turnusärzteprofils,
in dem die Assistenz bei Ope-
rationen explizit als ärztliche
Tätigkeit des Turnusarztes
angeführt ist. Aber ebenso
explizit nicht das Vorbereiten
von Infusionen und Injekti-
onen im Routinebetrieb …
Kommentar von Johannes
Schalamon auf Seite 6.
mehrWolken,
nachSüdenhin
wirdes sonnig.
SEITE50
Heute.
ImNorden
gibtes
WETTER
UmstritteneReform.
Krankenschwesternsollen inZukunftoperierenundbefundendürfen– imAuftragdesBundesministeriums fürGesundheit
wurdedafüreinersterReformvorschlagausgearbeitet.DieÄrztekammerwarntvordieserEntwicklung.
SEITEN 18/19
FOTOLIA
ÄRZTEAUFGEBRACHT
Krankenschwestern
sollen operieren dürfen
Umfrage.
ZweiWochenvor
derWahl fällt
Rot-Schwarz
unter50Prozent.
Vorallemdie
ÖVPverliert.
SEITEN 10/11
POLITIK
Mädchen tot.
Güter-Lok
erfasstArlinda
(11)beimQueren
derGleisevor
denAugen ihrer
Schwester.
SEITE20
ÖSTERREICH
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