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Pressegespräch, 22. Februar 2023


Medikamente direkt vom Arzt: Gut für die Menschen und gut für das Klima

  • Michael Sacherer, Facharzt für Innere Medizin (Kardiologie), Präsident der Ärztekammer Steiermark
  • Dietmar Bayer, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Vizepräsident und Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte
  • Karl Heinz Schrötter, Arzt für Allgemeinmedizin und Referent für Hausapotheken und Landmedizin

 

Alle Ärztinnen und Ärzte sollten eine große oder kleine Hausapotheke führen und den Patientinnen und Patienten Arzneien geben können. Hausapotheken sind auch ein wichtiger Beitrag zur Linderung der Auswirkungen von Lieferengpässen bei Medikamenten.
 

Michael Sacherer:

Wichtige Medikamente sollten Patientinnen und Patienten direkt bei ihrer Ärztin, bei Ihrem Arzt bekommen können, wenn diese das für sinnvoll erachten. Das wollen die Patientinnen und Patienten, das ist - durch Studien belegt – auch gut für das Klima und gut für das Budget. Es ist aber auch das beste Mittel, damit die Menschen trotz Lieferengpässen zu den richtigen Medikamenten kommen. Dass das mit ähnlichen oder wirkstoffgleichen Arzneien erreicht werden kann, ist leider ein Irrglaube. „Aut idem“ führt oft genug in eine Sackgasse. In vielen Fällen kann ein Medikament mit einem völlig anderen Wirkstoff (zum Beispiel bei Antibiotika) therapeutisch die beste Alternative für die Patientin oder den Patienten sein. Das kann aber nur die Ärztin bzw. der Arzt wissen, die oder der die Diagnose stellt. Und sie bzw. er kann dann der Patientin, dem Patienten das richtige, sprich wirkungsvolle, Medikament gleich geben. Große Hausapotheken am Land und zumindest kleine Hausapotheken in der Stadt sind also der einzig sinnvolle Weg, damit Patient:innen ohne Qualitätsverlust zur hilfreichen Medikamententherapie kommen, auch wenn ein bestimmtes Medikament bzw. eine bestimmte Wirkstoffgruppe am Apothekenmarkt gerade nicht zu bekommen ist.
 

Dietmar Bayer:

Eine Studie der Universität Linz sagt, dass mehr als 19.000 Tonnen CO2 eingespart werden können, wenn Menschen nicht in eine öffentliche Apotheke fahren müssen, um dort ihre Medikamente zu kaufen. Eine gesundheitsökonomische Studie hat errechnet, dass die verstärkte Verlagerung der Leistungen öffentlicher Apotheken in den Bereich ärztlicher Hausapotheken nicht nur die Kosten massiv senken, sondern auch die Versorgungsdichte deutlich verbessern würde. Dass die Menschen dringend benötigte Medikamente lieber gleich von Ihrer Ärztin, ihrem Arzt bekommen würden, statt durch die am Land oft viele Kilometer weite Fahrt in eine Apotheke wertvolle Zeit zu verlieren liegt auf der Hand. Zeit ist dabei Gesundheit. Eine Verzögerung bei der Medikamenteneinnahme kann dazu führen, dass aus einer einfachen Bronchitis eine gefährliche Lungenentzündung wird. Medikamente vom Arzt sind also ökologisch und ökonomisch gescheit und patientenfreundlich. Wir brauchen also mehr Hausapotheken, nicht weniger. Große Hausapotheken am Land und zumindest kleine Hausapotheken in der Stadt, auch in Graz, Linz, Klagenfurt oder Wien. Das ist, wie Präsident Sacherer schon erläutert hat, auch die schnellste Abhilfe, wenn es bei bestimmten Medikamenten Lieferschwierigkeiten gibt. „Aut idem“ führt in die Irre. Medikamente aus der Arztpraxis führen dagegenen zu einer besseren Versorgung der Patientinnen und Patienten, gerade in Zeiten von Medikamentenengpässen. Der Verdrängungswettbewerb, den öffentliche Apotheken gegen ärztliche Hausapotheken führen, ist ein Kampf gegen die Bevölkerung. Jede ärztliche Hausapotheke, die wegen einer öffentlichen Apotheke wegfallen muss, verschlechtert die ärztliche Versorgung der Bevölkerung. Und um die bestmögliche ärztliche Versorgung der Bevölkerung geht es. Sie muss auch das wichtigste gesundheitspolitische Ziel sein.
 

Karl Heinz Schrötter:

Wir wissen auch, dass sich Ärztinnen und Ärzte eher um Stellen bemühen, wenn sie mit einer ärztlichen Hausapotheke verbunden sind. Da können schon 5 Kilometer einen großen Unterschied machen. Mehr ärztliche Hausapotheken sind als ein Mittel gegen die Folgen der bekannten Medikamentenengpässe aber auch ein Mittel gegen den drängenden Ärztemangel. Was die Bevölkerung an den ärztlichen Hausapotheken schätzt, ist dass sie damit einen ‚One-Stop-Shop‘ für ihre ärztliche Versorgung haben.  Also brauchen die Menschen gerade am Land mehr Hausapotheken, damit ihre ärztliche Versorgung gut bleibt. Ärztliche Hausapotheken und öffentliche Apotheken können sehr gut nebeneinander bestehen.




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