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„Ärztliche Dichte ausgehöhlt“

Weniger Spitäler und Spitalsbetten sollen – wie immer wieder von der Politik beteuert wird – durch eine Stärkung der allgemeinmedizinischen Primärversorgung ausgeglichen werden. Der Gesundheitsfonds hat aber offenbar andere Pläne, wie jetzt wieder ein Bericht der Medical Tribune bestätigt.

„Wenn Primärversorgungseinheiten im Sinne eines Primary Health Care Center funktionieren sollen, dann ist pro 1.500 Einwohner ein Hausarzt zu planen. Wenn die ärztliche Dichte dort derart ausgehöhlt wird, werden Spitalsaufnahmen steigen, statt sinken! Ich hoffe stark, dass diese redaktionellen Fehler nur solche bleiben!“

So starke Worte findet der oft als Gesundheitsökonom titulierte Versorgungsforscher Ernest Pichlbauer angesichts der Enthüllungen der Medical Tribune über ein vom Gesundheitsfonds eingestandenes „redaktionelles Versehen“ im Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025 .

Die Rechenfehler im Plan sind zwar peinlich, lassen sich jedoch beheben. Viel schwerer wiegt, dass eine Reduktion der allgemeinmedizinischen Kassenstellen geplant ist, was der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner schon 2017 scharf kritisiert hat: „Wenn mehr als 800 Spitalsbetten wegfallen, dann muss der extramurale Bereich stärker werden.“

Die geplante Senkung trifft ausgerechnet den Bezirk Liezen besonders hart: 10 (nach anderen Berechnungen: 7) allgemeinmedizinische Kassenstellen sollen hier bis 2025 wegfallen – gut 20 Prozent. Vom Fonds wird das damit begründet, dass Liezen überversorgt sei und 3 Ärztinnen und Ärzte in Primärversorgungseinheiten genauso wirkungsvoll seien wie 5 in Einzelpraxen.

Nicht erklären kann dieses Rechenmodell allerdings eklatante Unterschiede zwischen den Regionen: Auf eine Ärztin/einen Arzt für Allgemeinmedizin – egal, ob in einer Einzelpraxis oder in einem Zentrum – kommen laut RSG im Jahr 2025 zwischen mehr als 2.000 und weniger als 1.600 Menschen (bezogen auf die Bevölkerungsprognose 2025) oder nach dem „Mehrleistungsmodell“ in PVE zwischen fast 1.700 und kaum über 1.400 Menschen. Dabei schneidet die „Planungsregion 62“ (also der Bezirk Liezen) immer am schlechtesten ab. Dort, wo die Politik eine „Stärkung“ der extramuralen Versorgung zum Ausgleich für das geplante zentrale Spital versprochen hat, gibt es bei allen Modellen eine Schwächung, im günstigsten Fall (für den Fonds) eine Stagnation.

„Wir begrüßen die verbesserte Möglichkeit der Teamarbeit – wenn sie aber dafür herhalten muss, um eine Schwächung der lokalen allgemeinmedizinischen Versorgung zu begründen, ist das der Bevölkerung nicht zumutbar“, fasste der Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Vizepräsident Norbert Meindl, zusammen. Der Gesundheitsfonds dürfe „Primärversorgungseinheiten nicht als Vorwand für Kürzungen missbrauchen“.

AERZTE Steiermark 02/2020

Fotos: Elke Meister, Adobe Stock




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