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KiMoNo neu – maßgeschneidert für Graz

Mit der Pensionierung von Uwe Enayat hat Graz vorübergehend seinen kinderfachärztlichen Wochenend-Notdienst verloren. Noch im Jänner startet mit Unterstützung des Landes Steiermark ein Nachfolgeprojekt.

Über 22 Jahre hindurch genossen Grazer Kinder und Eltern das in Österreich seltene Privileg eines kinderfachärztlichen Notdienstes am Wochenende, der die kleinen Patientinnen und Patienten daheim untersuchte und soweit möglich behandelte, Rezepte ausstellte und Therapieempfehlungen gab. Der Initiator Uwe Enayat betrieb über all diese Zeit eine Ordination mit Visiten, für die nach dem Wahlarztsystem abgerechnet wurde – unter dem Namen KiMoNo, der „Kinderärztlicher Mobiler Notdienst“ bedeutet. Unterstützt wurde er dabei von seiner Frau, die als Telefonzentrale im Einsatz war, sowie von einigen Fachkollegen, vor allem Johann Deutsch und Ronald Kurz.

Das Service wurde gut angenommen und konnte die Ambulanz der Grazer Kinderklinik deutlich entlasten. Lediglich ein Prozent der Behandelten musste auf die Klinik überwiesen werden, wobei der Telefondienst bei einem möglicherweise lebensbedrohlichen Zustand des Kindes naturgemäß sofort auf die Klinik verwies. Kontaktiert wurde der mobile Notdienst in erster Linie bei Atemwegserkrankungen und starken Magen-Darm-Beschwerden der Kinder, aber auch, wenn die Eltern eine Kinderinfektion von Varizellen bis Scharlach vermuteten.
Im Juni 2016 gingen Enayat und seine Frau dann in Pension und der KiMoNo war vorerst Geschichte. Am Wochenende erkrankten Kindern blieb das Grazer Klinikum als Anlaufstelle – auch wenn der Schweregrad der Erkrankung keine Vorstellung auf der Klinik erfordert hätte.

KiMoNo neu

Durch eine Initiative der Fachgruppe für Kinder- und Jugendheilkunde der Ärztekammer Steiermark und mit finanzieller Unterstützung des Gesundheitsfonds des Landes Steiermark startet jetzt ein „KiMoNo neu“, bei dem jeweils zwei Fachärztinnen bzw. -ärzte den Wochenenddienst übernehmen: Eine/r berät und triagiert am Telefon, die oder der zweite erledigt die Hausbesuche. Verfügbar ist dieser Dienst innerhalb von Graz samstags sowie sonn- und feiertags jeweils von 8 bis 20 Uhr unter der Telefonnummer 0660 510 38 00, die nur zu den Dienstzeiten aktiv ist. Den Freitagnachmittag deckt weiterhin die Kinderklinik ab – oder einzelne FachärztInnen, die in der Wintersaison zum Teil wesentlich länger in der Ordination bleiben oder für eigene Patientinnen und Patienten in dringenden Fällen auch am Wochenende erreichbar sind – denn den Ansturm in der Grippezeit wird auch KiMoNo neu nicht alleine bewältigen können.

Gerade genügend MitarbeiterInnen

Die Neuauflage des kinderfachärztlichen Notdienstes wird von einem Pool von Freiwilligen getragen. Derzeit beteiligen sich „gerade genügend Freiwillige“, wie Fachgruppenobmann Hans Jürgen Dornbusch anmerkt.
Das bedeutet, dass sich rund ein Dutzend Kinder- und JugendfachärztInnen aus Graz und Graz-Umgebung gefunden haben, die sich zu zusätzlichen Wochenendeinsätzen bereiterklärt haben. Sie absolvieren diese Dienste kumulierend zu ihrer normalen Ordinationszeit, in der sie unter der Woche oft 50 bis 70 PatientInnen (samt Eltern) pro Tag betreuen. Derzeit müssen die Beteiligten etwa einen Dienst pro Monat übernehmen. „Dazu gehört eine große Portion Engagement, denn eigentlich sollten die ohnehin reichlich ausgelasteten Kolleginnen und Kollegen ihre Wochenenden zur Regeneration ihrer Kräfte frei haben“, so Dornbusch.

Erweiterung geplant

Eine Erweiterung des Angebotes ist für den Sommer 2017 geplant, nämlich die Installierung einer standortgebundenen pädiatrischen Primärversorgungsstruktur, die die Kinder und Jugendlichen direkt aufsuchen können.
Diese Anlaufstelle, deren Standort noch nicht fixiert ist, soll so ausgestattet sein wie eine kinder- und jugendfachärztliche Ordination und kann dann von Patientinnen und Patienten von 0 bis 18 Jahren konsultiert werden. Der schon davor installierte Telefon- und Besuchsdienst soll in diese Struktur integriert werden. „Die genauen Modalitäten müssen jedoch erst ausverhandelt werden“, betont Dornbusch. Entsprechende Gespräche sind bereits für Februar geplant. Dornbusch hat als Teil der Projektgruppe „KiMoNo neu“ schon bisher maßgeblich organisiert und verhandelt – tatkräftig unterstützt vor allem durch die beiden Pädiater Jörg Stein und Gertrude Kaltenbäck.

Land hilft finanziell

Anders als beim ursprünglichen Projekt unter dem Wahlarzt Uwe Enayat müssen die Eltern nun den Hausbesuch nicht mehr vorab bezahlen. Er ist eine Krankenkassenleistung.
Auf Seiten der Ärztinnen und Ärzte sieht die finanzielle Situation folgendermaßen aus: Pro Einsatz bekommen diese 70 Euro brutto. Dieser Betrag setzt sich einerseits aus dem zusammen, was die jeweilige Krankenkasse bezahlt, und andererseits aus dem Differenzbetrag auf 70 Euro, den der Gesundheitsfonds übernimmt. Wer den Telefondienst leistet, erhält für den zwölfstündigen Einsatz 250 Euro.
Das Land Steiermark unterstützt den Besuchsdienst – und übernimmt die komplette Finanzierung des Telefondienstes. „Ohne diesen finanziellen Beitrag wäre das Projekt undenkbar – und wir sind sehr dankbar, dass das Land Steiermark bereit ist, KiMoNo auf diese Weise zu unterstützen“, betont Dornbusch. Die Krankenkassen haben keine zusätzlichen Gelder zur Verfügung gestellt.

Im Bundesländervergleich der Entlohnung stehen die steirischen PädiaterInnen ohnehin nicht besonders gut da: Während österreichweit im Schnitt pro GKK-Fall und Quartal gut 58 Euro bezahlt werden, erhalten die steirischen KinderärztInnen nur knapp 52 Euro. In Vorarlberg sind es rund 70 Euro. Bei KiMoNo können sie ihre Einkünfte allerdings auch nicht wesentlich aufbessern.
Was sie hier schon leisten und noch leisten werden, tun sie aus ärztlicher Überzeugung und individuellem Verantwortungsbewusstsein.

 

Fotos: Fotolia, beigestellt




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