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Eine Könnerin mit Staffelei und (ohne) Stethoskop

Eigentlich stimmt der Titel „Ärztin im besonderen Dienst“ diesmal nicht. Denn die promovierte Medizinerin Gabriele Hartl hat ihr motorisches Geschick nie für Unfallchirurgie oder Orthopädie, sondern immer für das Kunsthandwerk eingesetzt. Aber der Traum vom Arztberuf lebt weiter.

Reinhard Sudy

Aufgewachsen ist Gabriele Hartl in der Kärntner Landeshauptstadt. Und hier im Gymnasium Klagenfurt-Viktring waren es die Schwerpunkt-Angebote in Musik und Zeichnen, die ihre Neigung zur Malerei und präzisen handwerklichen Arbeit förderten.
Kein Wunder, dass ihr ein Professor nahe legte, eventuell Bildrestauratorin zu werden. Hoffnungsvoll bereitete sie sich auf die Akademie der bildenden Künste Wien vor, doch die Aufnahmeprüfung verlief nicht nach Wunsch. Immerhin sah sie nun in ihrem technischen Verständnis, ihrer Fingerfertigkeit und ihrer Genauigkeit eine Empfehlung für die unfallchirurgische und orthopädische Arbeit.
Nach ersten Medizin-Studienjahren in Wien studierte sie in Graz bis zur Promotion 2003. Nicht ohne Wermutstropfen: „So interessant ich das Medizinstudium auch fand, meine Liebe zu künstlerisch-handwerklichen Tätigkeiten war letzten Endes aber größer“, erzählt Dr. Hartl. So sammelte sie in einem Ferialjob während ihrer Studienzeit Erfahrungen bei einem Restaurator, arbeitete später als Gehilfin bei einer Kunsttischlerei in Mariatrost. Ebenso wie sie mit feinem Pinsel und mit Schellack eine gediegene Polierung anfertigte, so glänzte bald ihr endgültiger Entschluss: Nicht in der vergleichsweisen Sterilität als Medizinerin wollte Dr. med. Hartl arbeiten, sondern mit sprichwörtlicher Berufung machte sich die forsche Frau auf die Suche nach einer Tischlerei-Lehrstelle. 
Frau Dr.in packt an
Sie fand sie beim Unternehmen Kamper, Handwerk + Bau, in Hart bei Graz. Als der Firmensitz in die Südsteiermark verlegt wurde, tat das tägliche Pendeln Graz – Tillmitsch der Begeisterung keinen Abbruch. Doch nach der Tischlerei-Lehrabschlussprüfung 2006 war Gabriele Hartl keineswegs am Ziel, sie schloss 2009 die Ausbildung im Lehrberuf Vergolderin und Staffiererin ab und entwickelte sich zu einer Expertin für Klein- und Feinarbeiten. Geschäftsführer Martin Kamper lobt insbesondere das Arbeitsethos seiner akademischen Mitarbeiterin: „Sie greift überall mit an und ist sich für keine, auch schwere Arbeit zu schade.“ Sie klebt auch sonst nicht am Fleck, wenn sie etwa Vergoldungs-Arbeiten für das Casino Wien oder für die Luxushotelkette Mandarin Oriental, aktuell in München, durchführt.
Weiter in die Ferne locken kurzfristig überraschende Aufgaben zu einer Fahrt nach London, mit einer Lieferung für das weltbekannte Kaufhaus Harrods, oder nach Ibiza.
Erfolgreicher Fotorealismus
Auch die bildende Kunst meldete sich wieder: „Ich liebe es zu malen und Gegenstände möglichst realistisch wiederzugeben, ich male sie auch von Fotos ab. Einige Bilder hängen bei Freunden und Bekannten, einige sind im Keller gelagert“, erzählt Hartl weiter. Neugierig hören die Kinder, die fünfjährige Marie und der drei Jahre alte Ben, ihrer Mutter eine Zeitlang zu, bevor sie sich wieder ihren Spielsachen zuwenden. Dann lenken wieder die Bilder in ihrem Haus die Aufmerksamkeit auf sich. Gegenständlich, fotorealistisch, surreal zeigen ihre Arbeiten alltägliche Gegenstände wie eine Schere mit einer Tube Uhu oder eine Flasche Bier mit einer Zigarettenschachtel.
Stolz berichtet sie: „Ich konnte meine Arbeiten öffentlich, bei kleineren Ausstellungen, bei Firmenfeiern, aber auch gemeinsam mit dem österreichischen Künstler Herbert Wallner in Bad Aussee und im Casino Graz präsentieren.“ Für die Kreativität und die Familie muss sie notgedrungen beim Sport kürzer treten. Aber nicht bei ihrer Lust nach Neuem. Eine Malerei-Ausbildung an der Ortweinschule oder die Meisterprüfung für das Handwerk der Tischlerei würden sie durchaus reizen. Und mit einem verstohlenen Zwinkern sagt sie: „Und manches Mal geht mir kurz durch den Kopf, doch die ärztliche Ausbildung fortzuführen.“

„So interessant ich das Medizinstudium auch fand, meine Liebe zu künstlerisch-handwerklichen Tätigkeiten war letzten Endes aber größer“
Medizinerin und Tischlerin Gabriele Hartl

 

Fotocredit: beigestellt




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