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Lehrpraxis in Sierra Leone

Ein Grazer MedizinerInnen-Trio hat während seines Aufenthaltes in Sierra Leone einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Geburten wurden unterstützt und dortige Krankenschwestern geschult.

Von Robert Ernst-Kaiser

Knapp zwei Wochen verbrachten die Gynäkologin Gudrun Lorenz-Eberhardt, Kinderkrankenschwester Barbara Werl und Kinderfacharzt Peter Fritsch in der westafrikanischen Republik Sierra Leone. Das Land ist seit dem Jahr 2000 nach einem Jahrzehnt Bürgerkrieg im Aufbau. Nach Vermittlung von Sanatorium-Leonhard-Geschäftsführer David Kleiner und der Organisation „World Vision“ hat das Trio in diesen zwei Wochen vor Ort jede Menge erlebt und erreicht.

„Nach einer 48-stündigen Anreise sind wir in der Stadt Koidu sofort ins dortige Krankenhaus. Dieses Haus hat ein Einzugsgebiet von 500.000 Menschen. Auf uns wartete auch sofort eine Kaiserschnitt-Geburt“, so Fritsch. Auf Einladung des Chefarztes konnten die beiden Grazer Ärzte unmittelbar aktiv werden: Der kleine Bub atmete nur sehr schwach, sein Herzschlag war viel zu niedrig. „An diesem Beispiel hat man auch sofort eines der größten Probleme im Land gesehen. Es gab zwar Ambu-Beutel in der Klinik, aber keiner konnte diese bedienen. Wir konnten gemeinsam den kleinen Jungen stabilisieren und so sein Leben retten. Die Eltern tauften ihn auf den Namen Peter, und ich bekomme jetzt noch E-Mails mit Fotos vom kleinen Sprössling“, blickt Fritsch mit großer Freude auf den ersten Tag in Afrika zurück.

Schulung der Krankenschwestern
Die Hauptarbeit während der Zeit in Sierra Leone sahen die Grazer MedizinerInnen darin, die einzelnen Public Health Units (PHU) zu besuchen. Diese Einrichtungen gibt es ca. alle fünf Meilen und sie werden von einer Krankenschwester betreut. Fritsch: „Am Anfang war die Skepsis gegenüber uns dort noch groß. Aber von Tag zu Tag kamen mehr Kinder in diese PHU´s und am letzten Tag sind 160 Kinder gekommen.“ Die Hauptprobleme dort sind Malaria, aber damit kommt man laut Fritsch gut zurecht, viele Hautinfektionen durch verunreinigtes Wasser, verwurmte Kinder und auch zum kleinen Teil Unterernährung. „Nach vier Tagen in diversen Einheiten haben wir die Krankenschwestern zusammengetrommelt und Schulungen durchgeführt. Wir haben gezeigt, wie eine Geburtseinheit auszusehen hat und wie man z. B. den Ambu-Beutel bedient“, richteten Fritsch und seine Kolleg¬innen eine kleine Lehrpraxis in Sierra Leone ein. 

Lorenz-Eberhardt spielte schon während des Studiums mit dem Gedanken, in einem „3. Welt-Land“ zu arbeiten. „Ich bin rückblickend jedoch froh, erst jetzt diese Erfahrung gemacht zu haben. Damals hätte es passieren können, dass ich vor lauter Fassungslosigkeit dort geblieben wäre oder vielleicht den Glauben an eine Gerechtigkeit in der Welt verloren hätte. Man sieht dort Krankheiten und Umstände, von denen man im Studium glaubt, diese nie im Leben zu Gesicht zu bekommen“, so die Gynäkologin über ihre Eindrücke. Diese Erfahrungen teilt auch Fritsch: „Ich habe Kinder mit Kinderlähmung gesehen. Wenn mir heute Eltern sagen, dass sie ihre Kinder nicht impfen wollen, erzähle ich ihnen, was ich in diesem Land gesehen habe.“

Hoch ist in Sierra Leone auch die Kindersterblichkeit und aufgrund der vielen Geburten hat auch der Großteil der Frauen keine hohe Lebenserwartung. Im Schnitt werden die Frauen 48 Jahre alt, 158 von 1.000 Säuglingen sterben bei der Geburt. „Ich glaube, dass sich dort in der Bildung viel ändern muss, dann bekommt man auch dieses Problem leichter in den Griff“, so Lorenz-Eberhardt.  Am zweiten Tag des Aufenthaltes in Sierra Leone wurde die Ärztin zu einer Geburt gerufen, in der die werdende Mutter schon 25 Stunden in den Wehen lag. Auch dabei konnte das Grazer Team helfen – das Mädchen wurde Gudrun getauft.

Zweiter Besuch
Ende dieses Jahres steht der nächste Aufenthalt in Sierra Leone auf dem Programm. Dabei wird das Hauptaugenmerk weiterhin auf der Schulung der dortigen ÄrztInnen und Krankenschwestern liegen. Überlegt wird auch, einen Chirurgen und einen Zahnarzt mit auf die Reise zu nehmen. „Eine Zahnbürste kennt dort fast niemand. Dementsprechend sieht es auch mit der Hygiene aus“, so Lorenz-Eberhardt, die in diesem Projekt eine „längerfristige Aufgabe“ sieht.  „Unsere Medizin ist so etwas Tolles. Es ist schön, dass wir dort vor Ort ein wenig helfen können“, freut sich auch Fritsch auf die kommende Reise nach Sierra Leone.



Fotos beigestellt 




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