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25 Stunden sind genug!

Die Bundeskurie der Angestellten Ärzte forderte in einem Pressegespräch eine Herabsetzung der Dienstzeiten. Unter der derzeitigen Situation leiden Behandlungsqualität und Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte.
 

Eine Ärztin oder ein Arzt der mit 0,8 Promille seinen Dienst versieht? Undenkbar. Ärztinnen und Ärzte, die bis zu 49 Stunden am Stück Dienst tun? Alltäglich. Dabei ist die Reaktionszeit nach einem mehr als 24-stündigen Dienst gerade so, wie bei 0,8 Promille Alkohol im Blut. Auf diese Studienergebnisse der Innsbrucker Universität aus dem Jahr 2009 berief sich auch die Bundeskurie Angestellte Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer in einem Pressegespräch in Wien. Auch auf die gesundheitliche Gefährdung der Ärzteschaft unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen wurde verwiesen.


Die Forderungen der Bundeskurie lauten daher:
 

  • Maximale durchgehende Dienstdauer von höchstens 25 Stunden.
  • Unbedingte Einhaltung von Erholungsphasen.
  • Arbeitsmedizinisches Monitoring, um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.
  • Flexible Arbeitszeitmodelle, die Rücksicht auf die Lebensrealitäten der Ärzteschaft nehmen.

25 Stunden

Die bisherige Praxis ist eine „potenzielle Gefahr für unsere Patienten und generalisierter Raubbau an der Gesundheit der Ärzteschaft“, betonte ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann Harald Mayer. PatientInnen haben das Recht auf eine ausgeruhte Ärztin bzw. einen ausgeruhten Arzt und auf höchstmögliche medizinische Qualität. „Die kann aber ein Arzt, der seit 32 der 49 Stunden im Dienst steht, nicht uneingeschränkt liefern“, gab er zu bedenken. Eine gesetzliche Verankerung des 25-Stunden-Dienstes solle einerseits die Patientensicherheit gewährleisten, andererseits droht ein Ärztemangel, wird der ärztliche Nachwuchs nicht durch attraktive Arbeitsbedingungen an die Spitäler gezogen und dort gehalten.

 

Turnusärzte kommen zum Handkuss

Der stellvertretende Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte und Obmann der Bundessektion Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, ergänzte, dass vor allem TurnusärztInnen bei überlangen Dienstzeiten oft zum Handkuss kommen: „Das Kontrollamt hat Anfang des Jahres festgestellt, dass zu zwei Dritteln wir Turnusärzte unter Arbeitszeitüberschreitungen leiden. Die Turnusärzte-Evaluierung bestätigt dieses Bild“, so Kornhäusl. Als Hauptursache nannte er die fehlende Balance zwischen Arbeits- und Freizeit: „Es kann nicht sein, dass die wenige Freizeit, die einem jungen Arzt bleibt, eins zu eins für die Regeneration draufgeht“. Und weiter: „Wie attraktiv die Tätigkeit in einem Krankenhaus mittlerweile sein kann, sieht man sehr gut daran, dass derzeit rund 170 Turnusstellen in ganz Österreich nicht besetzt sind. 
Das bedeutet in der Praxis für die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen noch mehr Arbeit, und das wiederum führt in einen Teufelskreis aus überlangen Diensten, Übermüdung, Demotivation und Qualitätsverlust.“ Kornhäusl forderte daher neue Arbeitszeitmodelle, die auch dem wachsenden Frauenanteil sowie den Lebensumständen junger ÄrztInnen generell Rechnung tragen.

 

Spitalserhalter in die Pflicht nehmen

Dieter Kölle, zweiter stellvertretender Kurienobmann, betonte, dass auch die Spitalserhalter und -träger in die Pflicht zu nehmen sind: „In einzelnen Bundesländern gibt es bereits Betriebsvereinbarungen, die es ermöglichen, dass Ärztinnen und Ärzte grundsätzlich nach 25 Stunden das Haus verlassen. Allerdings ist es vielerorts noch üblich, dass nach dem Journaldienst weitergearbeitet wird, oder dass am Wochenende durchgehend Dienst gemacht wird.“ Dabei wird dieser Zustand laut Kölle von den ÄrztInnen mitunter freiwillig angenommen, denen ein durchgehender Wochenenddienst oft lieber ist als die Aufteilung des Dienstes auf mehrere Wochenenden. Die Kurie gibt zu bedenken, dass hier auch die Angst vor Einkommenseinbußen eine Rolle spielt. Zudem muss auch der Routinebetrieb aufrechterhalten werden, bei einer Ausweitung von flexiblen Arbeitszeitmodellen, insbesondere Teilzeit, „muss darauf geachtet werden, dass die anfallende Arbeit gerecht auf die übrige Belegschaft aufgeteilt wird, und das kann in letzter Konsequenz nur durch Personalaufstockungen gelingen“, gibt Kornhäusl zu bedenken. „Den Spitalsträgern sollten die Sicherheit der Patienten und die Gesundheit der Ärzteschaft schon etwas wert sein“, so die Forderung. „Es ist die Pflicht der Spitalseigentümer, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Das ist die Grundlage jeden Qualitätsmanagements und im Interesse der Patientensicherheit unverzichtbar“, ergänzt Mayer.

 

Politik blockiert

Der Kurienobmann stellte fest, dass die Politik durchaus wisse, dass etwas geschehen müsse: „Die Kollegen in Salzburg haben alle Landtagsparteien mit dem Thema konfrontiert. Jeder der befragten Politiker hat uns darin zugestimmt, dass es überlange Dienste in dieser Form gar nicht geben dürfte.“ Passiert sei jedoch nichts, es bleibe bei Lippenbekenntnissen. Signale aus dem Sozialministerium, eine Gesetzesänderung zu initiieren, seien vom Widerstand einzelner Länder überlagert worden. „Das Projekt ist bis dato blockiert, weil die Länder Kostensteigerungen befürchten“, erklärte Mayer.
Befürchtet wird, dass die Belastungen in den nächsten Jahren weiter steigen werden. „Es gibt in manchen Fächern jetzt schon zu wenige ÄrztInnen, der Bedarf wird allein in den österreichischen Spitälern bis zum Jahr 2030 um mehr als 4.700 zusätzliche MedizinerInnen steigen“, rechnet der Kurienobmann der Angestellten Ärzte der Ärztekammer Steiermark, Martin Wehrschütz vor. „Auch wenn die Problematik von den Spitalsträgern in letzter Zeit erkannt wird, steht die flächendeckende Umsetzung des 25-Stunden-Dienstes noch aus. Sie muss aber dringend eingeführt werden.“

 

Zitate:

„Wie attraktiv die Tätigkeit in einem Krankenhaus mittlerweile sein kann, sieht man sehr gut daran, dass derzeit rund 170 Turnusstellen in ganz Österreich nicht besetzt sind.“
Stellvertretender Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte und Obmann der Bundessektion Turnusärzte Karlheinz Kornhäusl

„Die Belastungen werden zunehmen. Es gibt in manchen Fächern jetzt schon zu wenige ÄrztInnen, der Bedarf wird aber weiter steigen.Die flächendeckende Umsetzung des 25-Stunden-Dienstes muss dringend eingeführt werden.“
Kurienbomann Martin Wehrschütz

 

Reaktionen:

Aus dem Büro von Sozialminister Rudolf Hundstorfer heißt es, dass man mit den Ländern verhandeln möchte. Vor zwei Jahren seien geplante Änderungen am Widerstand von Ober- und Niederösterreich gescheitert, weil diese Bundesländer dadurch höhere Kosten befürchteten. Hundstorfer geht davon aus, dass eine Lösung erst nach der Nationalratswahl gefunden werden kann.

FOTO: Fotalia

Symbolbild 1
 



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