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AERZTE Steiermark 01/2024

„Maske“ für das Wartezimmer

Können Entlüftungssysteme die Virenlast im Wartezimmer der Ordination deutlich senken? Die Frage ist mit einem vorsichtigen Ja zu beantworten. Wenn es die richtigen sind.

Besonders Menschen mit Infektionssymptomen sollten in der Arztordination eine FFP2-Maske tragen. So sinkt das Risiko, die Viren im Wartezimmer zu verbreiten und andere zu infizieren deutlich, so lautet die ärztliche Empfehlung. Eine Alternative sollen Luftreinhaltesysteme für Ordinationen sein.

Ein heimischer Anbieter ist etwa die Firma Steirertech, die solche Systeme bewirbt. Der studierte Physiker Jakob Neumayer ist Technischer Leiter Haustechnik des Unternehmens. In einem  Schreiben an ausgewählte Ärztinnen und Ärzte verspricht er: „Auf Basis bipolarer Ionisation erzeugen wir 100 % natürliche „Wirkstoffe“ zur Inaktivierung von Keimen, Bakterien, Viren, Gerüchen und Schimmel!“

Seriöses Versprechen?

Aber ist dieses Versprechen  seriös? Der Grazer Infektio­loge Jürgen Prattes meint dazu: „Gewisse Systeme sind durchaus in der Lage, die Virusbelastung in der Raumluft deutlich zu reduzieren. Man spricht hier von sogenannten HEPA-Filtersystemen, die schon lange – abseits von COVID-19 – im statio­nären Setting zum Schutz von besonders vulnerablen Patient:innen eingesetzt werden. Die amerikanische CDC empfiehlt solche Systeme auch durchaus in gewissen Situationen für COVID-19.“

Allerdings kenne er keine Studien, die belegen, dass durch solche Luftreinigungssys­teme weniger COVID-19-Infektionen auftreten würden, schränkt der Mediziner ein.

Die Aussagen des Unternehmens halte er für zu unspezifisch, um sie überprüfen zu können. Außerdem würden entsprechende Literaturhinweise fehlen. Das Unternehmen wirbt dagegen mit einer hohen Abbaurate bestimmter Mikroorganismen durch ihr Luftreinigungssystem und schreibt in einem Info-Flyer: „Filtert zu 99,99 Prozent Corona-Viren“.

Es kostet laut Liste (abhängig von der Raumgröße, die gereinigt werden soll) bis zu knapp 3.600 Euro (inklusive USt.) für ein Raumvolumen von 180 Kubikmetern. Dazu kommen  noch die Kosten für Lieferung und Installation.

Laut Neumayer würden Studien bzw. Gutachten die Wirksamkeit des von Steirertech angebotenen Systems bzw. des Verfahrens dahinter bestätigen. „Die Gesamtkeimzahl (KBE) wurde durch die bipolare Ionisation in der Raumluft um ca. 90 % reduziert“, heißt es in einem Gutachten der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Außerdem gibt es Referenzschreiben medizinischer Anwender:innen aus Deutschland.

Das CDC lobt das Verfahren, bleibt aber zurückhaltend: „Im Vergleich zu anderen Luftreinigungs- oder -behandlungsmethoden gibt es diese Technologien zwar schon seit Jahrzehnten, doch sind ihre Erfolge bei der Behandlung großer und schnell bewegter Luftmengen in Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) oder sogar in einzelnen Räumen weniger gut dokumentiert. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Technologien nicht wie versprochen funktionieren. In Ermangelung eines fundierten, von Fachleuten überprüften Nachweises der Wirksamkeit und Sicherheit unter Praxisbedingungen werden die Technologien jedoch von vielen noch als „neu“ angesehen.“ (Automatisch übersetzt mit https://www.deepl.com/de/translator)

Sprich: Theoretisch sollte das System funktionieren, ob es im konkreten praktischen Einsatz funktioniert, lässt sich nicht mit Sicherheit überprüfen.

Symbolbild 1
 



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