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AERZTE Steiermark 07-08/2023
 

Vier Hände – eine Berufung

Robert und Guido Sponner sind – wie schon ihr Vater – mit Leib und Seele Hausärzte in der Südsteiermark. Daneben improvisieren sie gerne vierhändig am Klavier. Nicht nur ihre musikalischen Einfälle kommen spontan; auch gespielt wird ohne vorheriges Terminaviso und ausschließlich für ein handverlesenes Publikum.

Die Medizin haben die „Gebrüder Sponner“, wie sie sich auf Soundcloud.at spontan genannt haben, vom Vater in die Wiege gelegt bekommen, in dessen hausärztlicher Praxis in St. Georgen an der Stiefing sie beide mit Vertretungstätigkeiten begonnen haben. Die Musik hingegen hat ihnen die Mutter dazugelegt. „Alle vier Geschwister haben wir ab dem Schuleintritt Klavier spielen gelernt“, erzählt Robert. „Das hatte unsere Mutter so beschlossen. Sie spielt selbst Klavier und ihr Bruder hat seinerzeit an der Kunstuniversität zu studieren begonnen. Später ist er aber auch Arzt geworden.“ Beide elterlichen Berufungen sind auf fruchtbaren Boden gefallen.


Hand in Hand

„Wir sind so etwas wie ein Primärversorgungsnetzwerk“, räsoniert Robert Sponner, der ältere der beiden Brüder, wenn er über ihren ärztlichen Werdegang spricht. Er selbst führt seit dem Jahr 2018 die zuvor väterliche allgemeinmedizinische Ordination. Bewohnt wird der Bereich über der Praxis jedoch von Bruder Guido, der wiederum Anfang 2020 eine Hausarztpraxis in Wildon eröffnet hat, nur drei Autominuten vom Elternhaus entfernt. Wann immer es geht, vertreten die beiden Brüder einander. Heuer im Sommer überschneiden sich ihre Urlaube doch einmal – da wird Schwester Gisela, Assistenzärztin für Innere Medizin, für die großen Brüder einspringen. Robert ist 37 Jahre alt, Guido 35, die beiden Schwestern sind jünger.

So wie sie Hand in Hand arbeiten können, improvisieren sie auch vierhändig am Klavier: gut aufeinander eingespielt, aber jeder mit einer persönlichen Note. Ob sie einander charakterlich gleichen? „Wir sind schon unterschiedlich“, betont Guido. „Aber nicht wie Schwarz und Weiß. Die Patienten finden sogar, dass wir ähnlich reden – dabei ist Robert im ärztlichen Gespräch viel effizienter als ich.“ Ein Urteil, das Robert wiederum nicht ganz so stehenlassen möchte – und schon entspinnt sich zwischen den beiden ein Dialog mit Worten, wie er sonst wohl am Klavier in Klängen stattfindet.


Rockband für Robert

Als ärztliche Konkurrenten sehen die beiden Brüder einander nicht; Patient:innen gibt es in der Region genug. „Als Ärzte haben wir beide viel zu tun“, erklärt Robert. Über medizinische Fachfragen wird bei Familientreffen schon gerne diskutiert, aber im Grunde gehen die Gebrüder Sponner diesbezüglich ähnliche Wege.

Im Bereich der Musik haben sie sich, abgesehen von ihren Impro-Sessions, jedoch ziemlich unterschiedlich entwickelt: Während Guido eher für sich – und manchmal mit seiner kleinen Tochter – zum Ausgleich Klavier spielt, hat Robert schon zu Schulzeiten am Leibnitzer Gymnasium eine Rockband mitgegründet: Fade out hieß sie damals und bis heute musizieren der Sänger und Robert miteinander, in verschiedenen Formationen. Ihre derzeitige Band nennt sich Franky Fitz´ Psycho Kidz, nachdem sie einige Jahre unter dem Namen Lester´s Pants aufgetreten sind. In der Band, die auch schon  eine CD LP und eine Vinyl EP (Extended Play) mit ausschließlich Eigenkompositionen herausgebracht hat, spielt Robert E-Gitarre; eine Fertigkeit, die er sich in Jugendjahren autodidaktisch beigebracht hat. Und hin und wieder stammen auch die Lieder von Franky Fitz´ Psycho Kidz aus seiner Feder. Sogar einen ersten Schritt im Instrumentenbau hat er unternommen: „Während der Coronazeit habe ich mir selbst eine E-Gitarre gebastelt, nach einem Youtube-Video. Das hat ein paar Monate gedauert, aber sie funktioniert.“


Gelegenheit x Stimmung

Die bisher drei CDs der Gebrüder Sponner gibt es nicht käuflich zu erwerben, sie waren exklusive Geschenke an ihre Mutter. Auch ihre seltenen Auftritte abseits der eigenen vier Wände werden nicht von langer Hand geplant, sondern ergeben sich eher aus der Formel Gelegenheit mal Stimmung. Kürzlich brachten die Sponner-Brüder nächtens das Klavier im Gourmetrestaurant MAK in Maribor zum Klingen. Und sie fürchteten schon, das habe sich bis in die Redaktion von AERZTE Steiermark durchgesprochen …

Wenn die beiden in der richtigen Stimmung sind, beginnt einer, ein Motiv am Klavier vorzustellen, der zweite steigt dann ein und spielt dazu – nach dem Prinzip der Bluestonleiter (einer pentatonischen Tonleiter inklusive verminderter Quint). Obwohl die vierhändige Jazz-Impro ursprünglich von Robert angeregt wurde, sind sich die Brüder einig, beim Spielen gleich oft den Ton anzugeben, sprich: mit einer eigenen Idee die Initiative zu ergreifen. Auch wenn sie mittlerweile aufgrund beruflichen wie familiären Engagements nicht mehr so häufig dazukommen, miteinander zu musizieren, ist die Harmonie zwischen den beiden schnell wieder gefunden, „wenn die Stimmung passt und irgendwo ein Klavier steht“. Das kann auch zu Familienfesten sein.

Die Tradition des Klavierspielens wird jedenfalls an alle fünf Kinder, die sie zusammen genommen bereits haben, weitergegeben. Wenn die Eineinhalb- und Zweijährigen spielen, resultiert daraus eben eine Improvisationsmusik der sehr speziellen Art.


Zur Musik entspannen

Nach wie vor zählt – neben der Gartenarbeit, der sich beide Sponner-Brüder leidenschaftlich widmen – das Musikhören zu ihren bevorzugten Entspannungsmethoden. Robert verfügt noch über eine echte Schallplatten-Sammlung, der er sich gerne widmet.

Guido hört fast alle Genres: Klassik, Rock, Alternative. „Wenn mir ein Stück gefällt, ist mir die Musikrichtung egal.“ Sein Lieblingsstück wechselt mit den Lebensphasen; allerdings faszinieren ihn schon seit langem die mitreißenden Rhythmen des afrokubanischen Buena Vista Social Club. Als aktiver Pianist meidet er Johann Sebastian Bach, dessen Klavierstücke er „zu mathematisch“ findet.

Robert hingegen kann sich mit Bach anfreunden, mag dafür viele Stücke der Klavierliteratur aus dem frühen 20. Jahrhundert nicht besonders und schon gar keine Popmusik. „Ich höre gerne Stücke mit einer unvorhergesehenen Wendung.“ Musikalische Pläne miteinander verfolgen sie keine, sie bleiben weiterhin spontan und spielen miteinander, wenn es sich ergibt.

Auf die Frage, welche Musik denn dereinst zu ihrem 80. Geburtstag gespielt werden solle, weiß Guido noch keine Antwort. Das sei doch noch so lange hin. Robert, der immerhin zweieinhalb Jahre weniger bis zu seinem 80er vor sich hat (auch wenn es noch gut 42 Jahre sind), antwortet ebenso spontan wie konkret: Tschaikowskis Ouvertüre 1812, die mit den Kanonenschüssen.

So ähnlich die Sponner-Brüder einander auf den ersten Blick sind, so sehr unterscheiden sie sich auf den zweiten.


Fotos: beigestellt




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