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AERZTE Steiermark 11/2021

 

Ninja-Doc auf der Himmelsleiter

Der Grazer Kinderchirurg Uwe Weitzer, bekannt als „Woutl“ der Ninja-Warrior-Bewerbe im T-Shirt mit dem regenbogenfarben flatulierenden Einhorn, ist süchtig nach Hindernis-Parcours-Erlebnissen. Er schaut sich auch seine Mitstreiter*innen im Fernsehen an und fiebert mit ihnen mit.

Nichts ist entspannender als das anzunehmen, was kommt. Ein Spruch, den der Dalai Lama speziell für Uwe Weitzer geschrieben haben könnte. Denn der 37-jährige Grazer Kinderchirurg mit beachtlicher TV-Erfahrung  verfolgt seine Ziele zwar ausdauernd, aber mit Gelassenheit und bewundernswerter Flexibilität.

Wo er heute (am OP-Tisch) steht, haben ihn mehrere Zufälle hingebracht: Die Studienwahl erfolgte zunächst eher im Hinblick darauf, was er für ein späteres Sportstudium benötigen könnte. Zu spät hatte er die ziemlich anspruchsvolle Schwimmprüfung realisiert und überlegt, welches Studium er zur Überbrückung sinnvollerweise betreiben könnte. „Im zehnten Semester ist mir dann aber bewusst geworden: Hoppala, ich werde Arzt“, schildert er, untermalt von einem Lachen.

Studiert hat er ganz ernsthaft, nahezu in Mindeststudiendauer. Im 13. Semester, das sein letztes war, widmete er sich nur mehr der Diplomarbeit und einer Lehrpraxis. „Noch planlos“ meldete er sich zum Turnus an und wollte in ein peripheres Haus, um so oft wie möglich selbst Hand anlegen zu können. Eingeteilt wurde er stattdessen in Graz auf der Kinderchirurgie. „Zu meiner Überraschung hat es mir dort vom ersten Moment an Vollgas gefallen“, erzählt er in der für ihn typischen Sprache, die bei den Kids, die ihm unters Messer kommen, wohl voll angesagt ist.

 

„Genau das, was ich möchte“

Nach zwei weiteren „Gastspielen“ an der Kinderchirurgie erklärte er schließlich Klinikchef Holger Till, nach Turnusende unbedingt dort seine Facharztausbildung machen zu wollen. Gesagt, getan. Zurzeit lernt er gerade für die Facharztprüfung und ist bereits auf Handchirurgie sowie auf Hand- und Fuß-Fehlbildungen spezialisiert. „Es hat sich so ergeben – und es ist genau das, was ich gerne noch lange machen möchte.“

Weitzer kann einfach gut mit jeder Herausforderung, die ihm das Leben stellt. Viel besser jedenfalls als mit Stillstand.

Das gilt nicht nur für den Beruf, sondern vor allem auch im sportlichen Bereich. Da war er schon von klein auf aktiv, später selbst Basketballtrainer und Spieler der „Kapfenberg Bulls“ sowie Gründer eines Volleyballvereins in seiner Mürztaler Heimat. Mit den Beachelors Kindberg hat er es immerhin bis in die 2. Bundesliga geschafft. „Als sich das zeitlich mit den Diensten nicht mehr ausgegangen ist, habe ich es mit Crossfit probiert. Aber als ich 2014 dann die ersten Youtube-Videos von Ninja-Sportlern gesehen habe, habe ich gewusst: Das will ich auch machen.“ Vor laufender Kamera überwinden da durchtrainierte Männer und mittlerweile auch Frauen gefinkelte Hindernisse, hangeln sich an mobilen Haken entlang, schwingen sich die Himmelsleiter hinauf und erklettern einen rutschigen Kamin. Jeder noch so kleine Fehler führt zum Absturz und manchmal zu einer direkten Landung im Wasserbecken, wie es Weitzer kürzlich beim Finale von Ninja Warrior Austria passiert ist.

 

Wie gebannt

Als die Show Ninja Warrior Germany im Jahr 2016 erstmals in RTL ausgestrahlt wurde, hat sich Weitzer jede Folge „wie gebannt reingezogen“. Schließlich erschien einmal die Einblende, dass Kandidat*innen für die zweite Staffel gesucht würden …

„Ich habe mich beworben, ganz blauäugig, und gedacht, da gibt es sicher eine Vorauswahl. Die Vorauswahl erfolgte ohne sportliche ‚Aufnahmeprüfung’. Ich glaube, sie haben mich ausgewählt, weil ich als Kinderchirurg schon eher ein Exot bin“, meint er rückblickend (und stellt damit sein sportliches Können unter den Scheffel). Denn dieses wird wohl eine wesentliche Rolle gespielt haben. „Mein erster Versuch im Parcours fand vor zehn Kameras und vor Publikum statt. Er war allerdings auch sehr kurz …“

Mittlerweile tritt Weitzer bei sämtlichen TV-Bewerben in Deutschland und Österreich an und hat es in Deutschland schon bis zu den „Allstars“ gebracht, den besten Athleten der vergangenen fünf Jahre. Aber im Austria-Finale Ende Oktober auf Puls 4 hat ihm schon das zweite Hindernis ein unfreiwilliges Bad beschert. Im Interview mit AERZTE Steiermark, noch vor der Ausstrahlung des glücklosen Finales, aber Monate nach dessen Aufzeichnung, meinte er nur lapidar: „Da habe ich keine so gute Figur gemacht.“ Seiner Begeisterung für den ausgefallenen Sport tut ein vorzeitiger Abgang keinen Abbruch. „Gerade dass man jederzeit an jedem Hindernis auch scheitern kann, macht den Reiz dieser Sportart aus. Und klar gab es im Anschluss an das Finale eine ziemliche Enttäuschung  – aber die habe ich längst verarbeitet.“

 

Feinmotorik bleibt

Wer bei Ninja Warrior überhaupt ins Finale kommt, hat auf jeden Fall was drauf: Muskeln, Koordination, Konzentrationsfähigkeit und Stressresistenz. Einiges, das auch ein Kinderchirurg gut brauchen kann. Seine beiden Leidenschaften hält Weitzer für durchaus kompatibel: „Die Feinmotorik geht ja nicht verloren, auch wenn man ordentlich Muskeln aufgebaut hat. Und zum Einrichten eines Bruchs ist die Kraft in den Händen durchaus hilfreich.“ Vor drei Jahren hat er sich im Parcours einen Trümmerbruch des rechten Ringfingers zugezogen. Nach der anfänglichen erzwungenen Berufspause merkt er im OP nun nichts mehr davon. „Nur die Kontaktlinsen kann ich nur mehr mit links hineingeben.“

Sein Beruf hat ihm im Wettbewerb den Beinamen „Ninja-Doc“ eingebracht.

Obwohl sie es nicht aussprechen können, nennen ihn die Moderator*innen der Sendung mittlerweile aber „Woutl“. Denn beim ersten Casting in Deutschland wurde er nach seiner persönlichen „Kampfansage“ gefragt. „Ich habe auf gut Mürztalerisch gesagt `Woutl, da fållt ma går nix dazua ein` und so bin ich der Woutl geworden. In Kindberg, wo ich herkomme, verwendet man Woutl als Ausruf der Begeisterung oder des Erstaunens“, übersetzt Weitzer gekonnt ins Hochdeutsche. Mittlerweile kennen ihn auch schon seine Patient*innen und deren Eltern aus dem Fernsehen und so konnte Weitzer vor kurzem mit einem 14-Jährigen beim Einrichten dessen Fingers fachsimpeln, warum der Diphthong in Woutl so schwer auszusprechen ist …

 

Lustig und nachdenklich

Zum Training hat sich Weitzer in seinem Carport auf 40 Quadratmetern einen eigenen Parcours aufgebaut, den inzwischen auch Mitbewerber*innen aus ganz Österreich gerne zum gemeinsamen Training nutzen. Einmal pro Woche übt er sich dort an seinen eigenen Hindernissen – immerhin besitzt er die einzige doppelte Himmelsleiter. „Das Auto parkt halt in dieser Zeit im gegenüberliegenden Park & Ride“, erzählt er.

Seine Frau und die dreijährigen Zwillinge sind sein Ninja-Engagement gewohnt und unterstützen ihn dabei. So speedy wie er sind sie aber nicht drauf, unterrichtet seine Frau doch auch Yoga. „Zusammen ergeben wir eine gute Mischung“, erklärt er. Weniger Erklärung gibt es für sein Regenbogen furzendes Einhorn auf seinen Wettkampf-Shirts. „Ich finde Einhörner einfach lustig.“

So lustig er drauf ist und so viel Stärke wie Weitzer im Parcours zeigt, kennt er doch auch Momente der Schwäche, aus dem Beruf: „Das Schöne an der Kinderchirurgie ist, dass man viele Patientinnen und Patienten echt geheilt entlassen kann. Wenn aber ein Kind nach einem Unfall mit einem Polytrauma eingeliefert wird und wir nur sehr bedingt helfen können, fühle ich mich schon schwach.“

 

Fotos: Puls 4_Mathias Knipeiss (2), beigestellt




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