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Patientenautonomie bekommt mehr Bedeutung

Der „Hippokratische Eid“ wird – auch wenn das Medien immer wieder hartnäckig behaupten – schon längst von keiner Ärztin und keinem Arzt mehr geleistet. Die weltweit gültige, maßgebliche ethische Grundlage ärztlichen Handelns ist seit 1948 das Genfer Gelöbnis. Jetzt wurde es (wieder) aktualisiert.

„Ich schwöre, Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen anrufend, dass ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde …“, so beginnt der „Hippokratische Eid“, der Jahrhunderte vor Christi Geburt formuliert wurde, möglicherweise sogar vor der Geburt Hippokrates‘, des berühmten Arztes des Altertums. Nicht nur die Einleitung klingt aus heutiger Sicht seltsam, auch Formulierungen wie „… auch werde ich den Blasenstein nicht operieren, sondern es denen überlassen, deren Gewerbe dies ist …“ sind längst aus der Zeit gefallen. Was Medien nicht daran hindert, in Berichten über Ärztinnen und Ärzte immer wieder auf den „Hippokratischen Eid“ zu rekurrieren.

Tatsächlich Grundlage der ärztlichen Ethik ist das Genfer Gelöbnis, auch Genfer Deklaration genannt. Sie wurde in der ursprünglichen Fassung von der Generalversammlung des Weltärztebundes (World Medical Association) im Jahr 1948 – in Genf, wie schon der Name vermuten lässt – verabschiedet und in sieben Jahrzehnten fünfmal behutsam aktualisiert. Das Gelöbnis „schützt die ethischen Prinzipien des medizinischen Berufs“ – relativ unbeeinflusst vom Zeitgeist und von modischen Strömungen, so heißt es in einem Papier des Weltärztebundes.

Bei der jüngsten Adaption in Chicago wurde das Gelöbnis aber doch von seiner Gewichtung her nicht unerheblich verändert. Alle auf PatientInnen bezogenen Aspekte rückten an den Anfang und wurden erweitert. Vor allem die Betonung des Respekts vor der Autonomie und Würde der PatientInnen ist nun expliziter Bestandteil des Gelöbnisses.

Der Text wendet sich aber auch ganz klar gegen ärztliche Selbstausbeutung und Überforderung: „Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können“, lautet die Formulierung im Gelöbnis.

Die Beziehung zu anderen Ärztinnen und Ärzten, auch künftigen, ist in der Neufassung deutlich weniger hierarchisch und gleichzeitig weniger pathetisch getextet: „Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolleginnen und Kollegen und meinen Schülerinnen und Schülern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen.“ Achtung gab es in der Vorgängerversion nur für die Lehrerinnen und Lehrer. Kolleginnen und Kollegen waren „nur“ Schwestern und Brüder, Schülerinnen und Schüler (im englischen Original weit knapper „students“) kommen in der aktuellen Version erstmals vor.

Das Gewicht des Gelöbnisses unterscheidet sich von Land zu Land. In manchen Staaten ist es für Ärztinnen und Ärzte obligatorisch, in Deutschland etwa Teil der Berufsordnung – die offizielle deutsche Fassung wurde daher auch von der deutschen Bundesärztekammer erstellt. Der deutsche Ärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery will das Genfer Gelöbnis zusätzlich stärker in den ärztlichen Alltag integrieren – jede Ärztin, jeder Arzt sollte es zumindest einmal durchdenken und besprechen – und sie/er sollte auch danach handeln, sagt er in einem Statement.

Der steirische Ärztekammerpräsident und ÖÄK-Vizepräsident Herwig Lindner, der als österreichischer Delegierter bei der Generalversammlung des Weltärztebundes mit Kolleginnen und Kollegen aus 50 Staaten dabei war, hält eine stärkere Verankerung des Genfer Gelöbnisses im ärztlichen Bewusstsein ebenfalls für sinnvoll. In der steirischen Ärztekammer werden es in Hinkunft alle jungen Ärztinnen und Ärzte beim Berufseintritt bekommen.

„Der Ökonomie und in totalitären Regimes auch dem direkten politischen Druck standzuhalten, ist ein sehr schwieriges Unterfangen, die Genfer Deklaration gibt Ärztinnen und Ärzten eine wertvolle Hilfestellung“, sagt Lindner.

Bei der Generalversammlung wurden die Ärzteorganisationen der Tschechischen Republik, von Weißrussland, Pakistan, Russland und Belize als neue Mitglieder aufgenommen. Insgesamt sind nun 114 Staaten im Ärztebund vertreten, von A wie Albanien bis Z wie Zimbabwe.

 

Fotos: Peteris Apinis (WMA), beigestellt




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