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Zwischen Heil- und „medizynischer“ Kleinkunst

Internist und Kabarettist Michael Mandak bringt – aktuell mit seinem Programm „Frei von der Leber“ – nicht nur abends Zwerchfelle zum Schwingen, sondern widmet sich tagsüber gebrochenen Herzen und Menschen, die unter Hochdruck stehen.

Von Berufs wegen das Leben aus der Vogelperspektive zu betrachten – davon träumte Michael Mandak seinerzeit. Er wollte Berufspilot werden und bewarb sich folglich nach ersten ermunternden Segelflieger-Erfahrungen bei der AUA. Im Zuge des Eignungsverfahrens kam es zu einem „schicksalhaften medizinischen Test“, wie Mandak es ausdrückt, der für ihn die beruflichen Weichen neu stellte: Der untersuchende Arzt diagnostizierte einen okularen Nystagmus und befand, Mandak sei untauglich für eine Pilotenlaufbahn. Aufgrund dieser ärztlichen Fehldiagnose – die ophthalmologische Untersuchung vor Aufnahme in den Flugrettungsdienst zehn Jahre danach ergab keinerlei Diagnose – bewarb sich Mandak bei keiner weiteren Fluggesellschaft, sondern orientierte sich komplett um. „Zur Medizin bin ich dann im Ausschlussverfahren gekommen: Jus und Naturwissenschaften erschienen mir zu trocken, Sprachen hätten mich interessiert, aber ich wollte weder als Lehrer noch Dolmetscher arbeiten, und so habe ich mich – etwas naiv – dazu entschlossen, Arzt zu werden“, erzählt Mandak.

Familiäre Vorbilder gab es keine, allerdings leitete Mandaks Mutter die damalige Grazer Schule für Physiotherapie. Um das zu ermöglichen, war die Familie von Wien in die Steiermark übersiedelt. Mandak ist geblieben und hat später in Graz in Mindestzeit Medizin studiert. 1978, als pro Jahrgang noch 600 Medizin inskribiert haben, die danach systematisch „ausgesiebt“ wurden. „Ich habe immer darauf geschaut, im Sieb zu bleiben.“

Sehnsuchtsort exterritorialer Bandraum

Noch lange vor Mandaks medizinischen Erfolgen wurde sein musikalisches Talent entdeckt – heute noch integraler Bestandteil seiner Kabarettprogramme. Mandak besuchte den musischen Zweig der damaligen BEA Liebenau , musste aber als Akkordeonspieler das Instrument wechseln: „Weil es kein Orchesterinstrument ist – aber wohl auch, weil es keinen Lehrer dafür gab.“ Als man dem Zehnjährigen vorschlug, Querflöte zu belegen, stimmte er halbherzig zu und stellte sich nach anfänglicher Überwindung auch geschickt an. „Ich hatte eine liebe, geduldige Lehrerin.“ Als Pubertierender wollte er das brave Image des typischen Fraueninstruments allerdings schleunigst loswerden. „Da gab es auf dem Schulgelände etwas abseits den Bandraum, sozusagen exterritoriales Gebiet, das nur selten ein Lehrer betreten hat. Dort trafen sich die coolen Jungs unter den Jimi-Hendrix-Postern, warfen den Verstärker an … Für einen Flötisten bestand dort aber kein Bedarf, wenn man von ein paar Jethro-Tull-Nummern absieht.“ Hatte Mandak als Zehnjähriger noch folgsam zugestimmt, Querflöte zu lernen, war nun die Zeit der Rebellion gekommen: „Mit 16 bin ich nach Paris getrampt und habe mir mein erstes Saxophon gekauft.“ Eine Initiation. Noch während der Schulzeit bestand er die Aufnahmeprüfung an der Vorläuferinstitution der heutigen Kunstuniversität. Mit hochtrabenden Plänen, Weltklassesaxophonist zu werden – und der baldigen Einsicht, wie unwahrscheinlich eine derartige Karriere trotz seines Talentes war. Nach sechs Semestern Musikstudium konzentrierte er sich schließlich auf die Medizin. Aber auch die „brave“ Querflöte flog nicht ins Eck: Selbst im aktuellen Medizinkabarettprogramm „Frei von der Leber“, das am 13. Oktober im Straßganger Kulturzentrum Premiere hatte, spielt er zwei Stücke auf dem ambivalent geliebten Instrument. „Wenn ich mit etwas anfange, bleibe ich dabei. Das gehört zu meinem Charakter.“ Darüber hinaus begleitet er sich selbst auf dem Klavier und spielt Saxophon.

Mister X – bis heute ungelöst

Auch dem Kulturzentrum Straßgang als Premierenort bleibt Mandak schon jahrelang treu – obwohl er die Verbundenheit mit dieser Location eigentlich nur einem höchst mysteriösen Vorfall verdankt: Beim ersten Hineinschnuppern in die Welt des Kabaretts im Rahmen des Wettbewerbs „Grazer Kleinkunstvogel 2008“ im Theatercafé, wo Mandak auf Anhieb ins Finale gelangte, kam hinterher ein Mann auf ihn zu. Dieser stellte sich als „vom Kulturzentrum Straßgang“ vor und fragte Mandak, ob er nicht ein abendfüllendes Programm zusammenstellen und in Straßgang präsentieren könne. Monate später, das Programm war fertig, kontaktierte Mandak den vermeintlichen damaligen Gesprächspartner und stieß dabei auf Kulturzentrumsleiter Gerald de Montmorency. Dieser war völlig perplex – er wusste von nichts und war an dem fraglichen Abend auch nicht im Theatercafé gewesen. Bis heute weiß niemand, wer eigentlich das erste medizynische Abendprogramm von Michael Mandak „bestellt“ hat.

Es folgten weitere wie „Fieberhaft!“, das 2010 auch in AERZTE Steiermark präsentiert wurde, „Leerpraxis“ (mit Andrea Schramek) oder „Mehr für alle!“. Das aktuelle Programm nennt sich „Frei von der Leber“. Was sich bei Michael Mandak zu den Themen Gender Medicine, Ernährungsmedizin und Verhaltensmedizin an gelber Galle angesammelt hat, darf dabei ungehindert abfließen. Die Gelegenheit dazu bietet sich auch noch am 3. Dezember im Grazer Theater Lechthaler und Belic sowie im kommenden Jahr im Casineum (die Termine stehen noch nicht fest).

Was verwundern mag: Die Gesundheitsreform wird darin kaum thematisiert. „Die wahre Reform geht ohnehin von technischen Entwicklungen wie Handy-Apps und Telemedizin aus. Die Politik hinkt da nur hinterher“, diagnostiziert Mandak.

Vom Patienten eins weg aufgebaut

Hauptberuflich Kabarett machen wollte Mandak nie, zu unsicher ist der Verdienst und zu groß die Abhängigkeit von der Gunst des Publikums. Kommt eine Pointe gut an, wird eifrig applaudiert, dann „durchfluten mich adrenergene und dopaminergene Stoffe“, wie der Internist die aufwallenden Glücksgefühle fachgerecht benennt. In diesen Momenten gibt das aufwendige Hobby die Kraft und Energie zurück, die es zuvor verbraucht hat. Aber wenn nicht?

Zum Vorbereiten seines Kabarettprogrammes kommt Mandak hauptsächlich im Urlaub. „Der Ort ist nicht wichtig, was zählt, ist die Zeit.“ Im Alltag ist sein Tag zu dicht getaktet, durchdrungen von Medizin und Musik. „Ich bin mit dem Erreichten sehr zufrieden“, bilanziert Mandak. Wenn er doch noch einmal etwas Neues ausprobieren sollte, erklärt er, dann werde es das literarische Schreiben sein.

Einstweilen kümmert er sich lieber um die gebrochenen Herzen seiner Patienten, um deren Bluthochdruck oder Rheuma. Seit 1994 betreibt er seine internistische Ordination in Gratkorn, die er selbst – zunächst als Wahlarzt – „vom Patienten eins weg“ aufgebaut hat. Kurz darauf bekam er seinen Kassenvertrag, der ihn trotz Termindrucks nicht daran hindert, die Arzt-Patienten-Interaktion in den Mittelpunkt seiner Heilkunst zu stellen.

Dass er überhaupt so weit gekommen ist, dass er sein Studium trotz Ernüchterung ob der Studienbedingungen erfolgreich beendet hat, führt er auf die motivierende und erfrischend praxisorientierte Nebentätigkeit im Medizinercorps zurück. Mehr als zehn Jahre war er als Fahrer, Sanitäter und letztlich als geprüfter Notarzt dabei – auch auf Hubschrauber Martin 4. Beständigkeit zählt, wie gesagt, zu seinem Charakter …

Als dann im Zuge der Notarztprüfung doch kein Nystagmus diagnostiziert wurde, war es zu spät für eine berufliche Umorientierung. Genau betrachtet hat er seinen Traum, das alltägliche Geschehen mit etwas Distanz aus einer anderen Perspektive zu betrachten, trotzdem verwirklicht – nur eben als Kabarettist.

Fotos: beigestellt




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