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Arzt im besonderen Dienst: Eva Czermak und Irene Holzer über die Arbeit in der Marienambulanz.

Die im Dunklen sieht man nicht

Armut macht krank – Krankheit macht arm. In der Marienambulanz der Caritas in Graz kämpfen ÄrztInnen wie Irene Holzer und Eva Czermak für das Recht auf eine adäquate medizinische Versorgung für jeden Menschen.

Text: Heike Jantschner

„Sind Sie versichert?“ Das ist die erste Frage, die die Ärztinnen Irene Holzer und Eva Czermak ihren PatientInnen stellen. Denn 45 Prozent der 1.770 PatientInnen der Marienambulanz waren es im vergangenen Jahr nicht. Die beiden Medizinerinnen betreuen Menschen, die im Schatten der Gesellschaft leben: Obdachlose, Flüchtlinge, AsylwerberInnen, MigrantInnen, Mittellose. Menschen ohne Versicherungsschutz werden in diesen Räumlichkeiten nicht nur untersucht, sondern bekommen darüber hinaus alle notwendigen Medikamente.

Grippe oder Angina sind schnell in den Griff zu bekommen, teuer und langwierig ist die Behandlung von chronischen Erkrankungen, weiß Eva Czermak, organisatorische Leiterin. Heuer ist der Medikamentenbedarf höher denn je. Zu den teuersten Posten gehören Asthmasprays und Psychopharmaka.

Die notwendigen Medikamente werden großteils relativ kostengünstig über eine Apotheke bezogen, manche werden auch von ÄrztInnen, Pharmafirmen oder Privatpersonen gespendet. Das Beschaffen der Medikamente ist nur ein Teil von Czermaks Aufgabengebiet. Sie hält das gesamte Ambulatorium am Laufen: Abrechnungen, das Organisieren von Fortbildungen und Subventionsansuchen gehören zu den täglichen Arbeiten. Und letzteres ist das A und O, denn die Marienambulanz der Caritas lebt von Spenden und Subventionen. Hauptfinanzierer sind die GKK und der Gesundheitsfonds Steiermark.
 

Steigende Nachfrage

Was 1999 in einer 40 Quadratmeter großen Einrichtung begann, hat sich heute zu einer ansehnlichen Praxis mit zwei Ordinationsräumen und einem Behandlungsraum entwickelt – auf insgesamt 250 Quadratmetern. Die PatientInnenzahlen würden jährlich steigen, unterstreicht die ärztliche Leiterin Irene Holzer. Auch Versicherte nützen das niederschwellige Angebot, meist sind es MigrantInnen, weil es hier Dolmetscher¬Innen gibt. Von den Krankheitsbildern unterscheidet sich die Praxis nur wenig von anderen: Die häufigsten Beschwerden sind chronische Schmerzen, akute Infekte, Diabetes, Hypertonie, Hauterkrankungen, Suchtkrankheiten und psychische Erkrankungen. Oft könne man gesundheitliche Probleme behandeln, bevor sie chronisch werden. Nichtversicherte kämen oft im fortgeschrittenen Stadium. „Denn für sie ist es eine große Barriere, das erste Mal hierher zu kommen“, schildert Holzer. „Aber jeder Mensch hat eine adäquate medizinische Versorgung verdient.“

 

Vom Ehrenamt zur Berufung

Beide Ärztinnen begannen als „Ehrenamtliche“ in der Marienambulanz. Fast zwei Jahre lang kam Eva Czermak nach dem Medizinstudium jeden Tag und half aus. Nicht zuletzt deshalb, weil sie sich während ihres Studiums zehn Fremdsprachen angeeignet hatte und diese Fähigkeiten in der Praxis gut einsetzen konnte – von Russisch bis Chinesisch. Ein wesentlicher Faktor, denn rund 90 Prozent der PatientInnen sind MigrantInnen.

Irene Holzer ist Arbeitsmedizinerin, das alleine war ihr allerdings zu wenig. Zuerst arbeitete sie im Vertretungspool der ehrenamtlichen Ärzt¬Innen, inzwischen ist sie fixer Bestandteil des Teams und ärztliche Leiterin.

Man bekomme sehr viel zurück, sind sich beide Ärztinnen einig. Man müsse sich aber von den einzelnen Schicksalen und Lebensläufen auch abgrenzen. Das Team wird täglich mit der harten Realität konfrontiert, die man sonst nicht sieht. „Man muss sich allerdings bewusst sein: Wir können zwar helfen, wir können aber nicht die ganze Welt retten“, bringt es Holzer auf den Punkt.

 

Erfolgreich angekommen

Wenn es den Menschen besser geht, wenn beispielsweise ein Asylverfahren positiv abgeschlossen wird, sie einen Job finden, krankenversichert sind, verlassen sie die Betreuung der Caritas. „Sie suchen sich meist einen Hausarzt, wenn sie nicht mehr auf das niederschwellige Angebot angewiesen sind“, betont Holzer. Solche Entwicklungen freuen die MitarbeiterInnen. Denn schließlich wird die Integration der PatientInnen in das bestehende Gesundheits- und Sozialsystem angestrebt. „Wir weisen sie darauf hin, dass sie, wenn es ihnen besser geht, auch Verantwortung tragen müssen. Zum Leben in Österreich gehört, dass man sich krankenversichern lässt.“

„Es ist ein schöner Job, ein guter Job“, sind sich beide Ärztinnen einig. Obwohl sie täglich mit persönlichen Problemen von sozial schwachen Menschen in Berührung kommen, lassen sie sich nicht entmutigen, sondern sehen täglich die Notwendigkeit der Einrichtung, die Notwendigkeit ihrer Dienste.
Vor einigen Jahren wurde zusätzlich die „rollende Ambulanz“ eingeführt: Ein Kleinbus, der Notschlafstellen und öffentliche Plätze anfährt, um noch mehr Menschen zu erreichen. Neben Untersuchungen und Therapien gibt es noch eine Sozialarbeiterin, die versucht, PatientInnen eine Krankenversicherung zu ermöglichen und bei Rezeptgebührenbefreiung oder Ansuchen um Mindestsicherung hilft.

 

Freiwillige HelferInnen gesucht

Eva Czermak und Irene Holzer sind immer auf der Suche nach ÄrztInnen für den Vertretungspool, AllgemeinmedizinerInnen zum Aufstocken für die „rollende Ambulanz“ und niedergelassenen FachärztInnen, die ihre Dienste kostenfrei in ihren Praxen anbieten wollen.

Nähere Informationen:
Tel. 0316/8015 361.

Spendenkonto:
Caritas Diözese Graz Seckau
AT 346 0000 0000 792 5700
Verwendungszweck:
Marienambulanz


Foto: Schiffer

Symbolbild 1
 



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