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Eine gute Reform – mit den Ärzten

„Wie kann man 3,4 Milliarden Euro einsparen, ohne die Gesundheitsversorgung signifikant zu verschlechtern?“

Die Taktik ist gut. Zuerst ignorieren Bund, Länder und Hauptverband die Ärzte. Wenn die ihre Lautstärke erhöhen, damit man sie nicht mehr ignorieren kann, werfen Politiker und Funktionäre der Ärzteschaft vor, zu laut zu sein. Wir bitten um Entschuldigung, dass wir beim Versuch stören, den Bürgern einen Finanzvertrag als Gesundheitsreform unterzujubeln.

Bleiben wir bei den Fakten: Dem Gesundheitssystem sollen in vier Jahren 3,4 Milliarden Euro entzogen werden. Das entspricht mehr als 4.000 Kassenarztstellen oder dem Bau von 140 mittleren Spitalsabteilungen. Weil Bund, Länder und Sozialversicherungen einander nicht ganz vertrauen, braucht es dazu eine Bundes- und neun Landeszielkommissionen.

Medizinische Fragen werden hintangestellt, vor allem die wichtigste, wie man so viel Geld einsparen kann, ohne die Gesundheitsversorgung signifikant zu verschlechtern, bleibt unbeantwortet. Sicherheitshalber umgeben sich die politischen Akteure mit einer Phalanx von Beratern, sogenannten Patientenanwälten und Ökonomen, die auf jeden Arzt hinhauen, wenn er auch nur „ja, aber“ sagt.

Wir tun es trotzdem. Es gibt ein ärztliches Prinzip, das lautet „nil nocere – du sollst deinen Patienten nicht schaden“. Das verpflichtet uns stärker als die Rücksicht auf Politiker, die gerne ungestört bleiben wollen.
Denn man kann etwas tun: Der erste Schritt muss sein, die Kassen zu verpflichten, kostendeckende Tarife für die Leistungen der Spitalsambulanzen zu bezahlen. Das hätte mehrere Vorteile: Die Spitalsträger bekämen faire Tarife für die erbrachten Leistungen. Die Spitalsambulanzen würden entlastet, weil die Kassen aufhören würden, ihre Versicherten systematisch in die Spitäler zu treiben. Die Patienten bekämen viele Leistungen, für die sie jetzt in ein Spital fahren müssen, direkt bei ihrem Haus- oder Facharzt. Das würde zwar mehr Kassenarzt-Stellen und die Schaffung von Ärztezentren erfordern, die es nicht zum Nulltarif gibt. Aber insgesamt würde dieses System deutlich kostengünstiger sein. Details sind übrigens auf der Website der Ärztekammer nachzulesen, der Politiker so gerne Reformverweigerung unterstellen.
Tatsächlich sind es aber die politischen Akteure, die sachlich fundierte Reformvorschläge geflissentlich ignorieren und systematisch den Dialog verweigern.

Fazit: Wir leisten uns in einem der wohlhabendsten Länder der Welt eine sehr gute, wenn auch keineswegs perfekte Gesundheitsversorgung. Darauf sollten wir stolz sein, statt uns dafür zu schämen. Noch besser – medizinisch und wirtschaftlich – kann es nur mit denen werden, die es gut gemacht haben. Dazu gehören die Ärzte.

Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark

 

Quelle: "Kleine Zeitung" vom 27.11.2012 Seite: 34 Ressort: Leserbriefe: HERWIG LINDNER meint, dass ein Finanzvertrag als Gesundheitsreform verkauft wird. Steiermark




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