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8

Ærzte

Steiermark

 || 12|2016

Prozentsatz ignoriert aber die

Geldentwertung und schließt

auch private Ausgaben ein –

die aber für den öffentlichen

Haushalt keine Rolle spielen.

In dieser Statistik liegt Ös-

terreich gar nicht so weit

vorne wie es Gesundheitspoli-

tiker gerne beklagen, nämlich

deutlich hinter Ländern wie

Deutschland, den Niederla-

den, Dänemark oder Schwe-

den.

Ärzte hinaus

Die einfachste Methode, die-

sen Kostendämpfungs- und

Leistungskürzungspfad mög-

lichst ungestört weitergehen

zu können, ist es, den un-

bequemen Einfluss der Ärz-

tinnen und Ärzte und der

Finanzziele“ formuliert. Der

Gesundheitspolitik blieb und

bleibt nur die Aufgabe, diese

strengen Auf lagen entspre-

chend zu verpacken und zu

verkaufen.

Weniger Geld

für die Gesundheit

Um diese Kostenreduktionen

verdaulich zu machen, wird

über die massiv steigenden

Gesundheitsausgaben ge-

klagt, die einerseits durch den

höheren Bedarf einer älter

werdenden Gesellschaft zwar

begründet sind, aber durch

höhere Effizienz doch vermie-

den werden könnten.

Nur: Die Fakten sprechen

eine andere Sprache. Im letz-

ten Monitoringbericht der

„Ko s t end ämp f ung s p f ad “,

nicht zum ersten Mal wird

mit diesem Polit-Wort die

Tatsache beschönigt, dass we-

niger als nötig einfach zu

wenig ist. Bereits 2012 wurde

mit der Stabilitätsvereinba-

rung eine mehr oder minder

beliebige Kostenobergrenze

für die Gesundheitsausgaben

in Österreich eingezogen. Mit

der neuen 15a-Vereinbarung

sollen die Daumenschrauben

noch stärker angezogen wer-

den. Gleichzeitig wird aber

von 200 Millionen Euro für

die Primärversorgung und

steigender Qualität gespro-

chen – was nüchtern be-

trachtet nur eine Schutzbe-

hauptung ist. Denn die 200

Millionen kommen selbstver-

ständlich aus dem „kosten-

gedämpften“, also kleineren

Topf und gehen anderswo ab.

Und – siehe oben – weniger

ist nicht mehr, schon gar nicht

mehr Qualität.

Die Vorgaben für die Ein-

schränkungen im Gesund-

heitsbereich sind ursprüng-

lich nicht das Ergebnis ge-

sundheitsplanerischer Akti-

vitäten. Schon lange, bevor

die begonnen haben, hat das

Finanzministerium die Kos­

tenvorgaben als „verbindliche

Bundeszielsteuerungskom-

mission wird bereits darauf

hingewiesen, dass die Einspa-

rungsziele von Ländern und

Krankenkassen schon weit

übererfüllt sind. Es wird mehr

reduziert, als ursprünglich

geplant.

Im aktuellem Bericht der

Europäischen Kommission

(siehe Seite 16) ist schwarz

auf weiß zu lesen, dass die

inflationsbereinigten öffent-

lichen Gesundheitsausgaben

Österreichs im Jahr 2013 nur

mehr 7,7 Prozent des Brut-

toinlandsprodukts betrugen.

In den Jahren 2009 bis 2012

waren es zwischen 7,9 und 8,0

Prozent. In den öffentlichen

Aussagen wird immer von 11

Prozent gesprochen. Dieser

Foto: Schiffer

COVER

#wenigeristNICHTmehr

– was so logisch klingt, wird im neu-

en Bund-Länder-Vertrag zur Gesundheit schlicht ins Gegenteil

verkehrt. Dazu sollen Ärztinnen und Ärzte in der Planung zu

schlichten Befehlsempfängern degradiert werden. Wieder ein-

mal ist Widerstand nötig, auch im Interesse der Patientinnen

und Patienten.

Gesundheit in Gefahr

„Das Gesundheitssystem wird stillschweigend abgebaut“

In der öffentlichen Diskus-

sion wird die Debatte um

das Gesundheitssystem

meist nur als Schlagab­

tausch zwischen den Pro­

tagonisten inszeniert, Be­

hauptungen – auch wenn

sie erkennbar falsch sein

müssen – werden kritiklos

übernommen. Aber Aus-

nahmen bestätigen die Re-

gel – leider zumeist abseits

des Mainstreams.

So war im österreichischen

Online-Ableger der Neuen

Zürcher Zeitung,

nzz.at

,

im August eine schonungs-

lose Abrechnung mit der

Gesundheitsversorgung zu

lesen:

„Das österreichische

Gesundheitssystem wird

stillschweigend abgebaut.

Anstelle einer Grundsatzdis-

kussion gibt es Leistungskür-

zungen in kleinen Schritten“,

schrieb Autor Moritz Mo-

ser. Aber die Politik scheue

sich „vor einer ehrlichen

Debatte“.

Die Resonanz ging aber fast

gegen null.

Promotoren machten im

Vorfeld der parlamenta-

rischen Debatte plakativ

auf die sich öffnende

Kostenschere aufmerksam:

in rund einem Dutzend

österreichischer Einkaufs-

straßen, hier in der Her-

rengasse in Graz.