AERZTE Steiermark 05 2014 - page 8

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Ærzte
Steiermark
 || 05|2014
interview
martin novak
AERZTE Steiermark:
Das
Spitalsressort gilt ja nicht ge-
rade als Garant für politischen
Erfolg. Warum tun Sie sich das
an? Und was wollen Sie anders
machen als ihre Vorgänger?
Christopher Drexler:
Ich
denke, dass die Kombinati-
on Gesundheit und Spitäler
sowie Pflege eine große po-
litische Herausforderung ist.
Das muss man wissen, wenn
man es angeht. Krankheit
und Pflegebedürftigkeit sind
Extremsituationen im Leben
jedes Menschen, in einer sol-
chen Extremsituation will
kein Mensch Kompromisse
machen. Das ist die Anforde-
rung an die Politik, die einen
besonderen Sorgfaltsmaßstab
wir eine sehr hohe Belastung
unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter haben. Die 17.000
Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter stoßen in vielen Be-
reichen an ihre Grenzen. Die
aktuelle Diskussion über die
Arbeitsproblematik bei den
Ärztinnen und Ärzten einer-
seits und die Situation bei den
Turnusärztinnen und -ärzten
zeigt aber die Schwierigkeiten:
Tippt man bei einer Ecke des
Problemfeldes an, hat man so-
fort an einer anderen Ecke ein
Problem. In dem Moment, in
dem man im Zusammenhang
mit der Turnusärztefrage eine
Delegation von bestimmten
Tätigkeiten an die Pflege an-
denkt, steht sofort die Pflege
auf. Man muss es daher ge-
samthaft sehen. Das aktuelle
erfordert. Aber auch in die-
sem Bereich gilt, dass es eine
ökonomische Hintergrund-
beleuchtung gibt. Keine Kom-
promisse zu machen, kann lo-
gischerweise nicht bedeuten,
überhaupt nicht aufs Geld zu
sehen. Das klingt auf den er-
sten Blick wie die Quadratur
des Kreises, auf den zweiten
Blick kann man aber auch der
Meinung sein, dass es eine
besonders schöne Herausfor-
derung ist. So möchte ich es
annehmen.
In den Spitälern gärt es. Das
Personal stöhnt unter der Ar-
beitsüberlastung. Was wollen
Sie hier tun?
Drexler:
Wenn ich an unseren
größten Bereich, die KAGes,
denke, dann weiß ich, dass
Problem ist die Umsetzung
der EU-Arbeitszeitrichtlinie
in nationales Recht, wo die-
se Problematik beispielhaft
zutage tritt. Für uns, und
da habe ich im Management
der KAGes starke Verbündete,
sind die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der wesentliche
Erfolgsfaktor. Es geht um Mo-
tivation, es geht darum, auch
jenes Maß an Dankbarkeit
auszudrücken, das angemes-
sen ist. Unsere Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter sollen
zumindest das Gefühl haben,
dass die Verantwortungsträ-
ger wissen, welchen entschei-
denden Beitrag sie Tag für Tag,
24 Stunden pro Tag, 365 Tage
im Jahr, für die Gesundheits-
versorgung der Steirerinnen
und Steirer leisten. Damit
allein kann man niemanden
glücklich machen, aber es ist
eine Voraussetzung. Gemein-
sam mit der Belegschaftsver-
tretung werden wir ein paar
Themen zügig besprechen.
Ein Thema: altersadäquate
Beschäftigungsmöglichkeiten
angesichts einer sich stei-
gernden Altersstruktur. Wie
gehen wir damit um? Es hat
vor einiger Zeit schon, letzt-
lich erfolgreich, Gespräche im
Zusammenhang mit Alters-
teilzeitmöglichkeiten gegeben.
Da sollten wir auch als Arbeit-
geber eine gewisse Flexibilität
in den Verhandlungspositi-
onen haben – natürlich immer
die finanziellen Möglichkeiten
Der neue Gesundheitslandesrat
Christopher Drexler glaubt
nicht an die großen Patentlösungen. Gesundheitspolitik ist für
ihn das Drehen an kleinen Stellschrauben, allerdings mit ge-
meinsamen Zielen.
„Wir müssen es
gesamthaft sehen“
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