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Spitalsärzteumfrage 2010 -
Steirische Krankenhausärzte unter Druck!

Spitalsärzteumfrage 2010/Ärztekammer Steiermark

19. Mai 2010


Wie schon 2003 und 2006 hat das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer die Arbeitssituation der heimischen Spitalsärzte untersucht. Eine repräsentative Stichprobe von 280 steirischen Medizinerinnen und Medizinern zeigt eine unverändert kritische Arbeitssituation der steirischen Spitals-ärztinnen und Spitalsärzte: Bei hohen Arbeitszeiten steigen Arbeitsintensität und Verwaltungsstress weiterhin an.

40 Prozent der befragten steirischen Spitalsärzte (im Vergleich zu 37% im Jahre 2006) fühlen sich durch Zeitdruck sehr stark oder stark belastet.

Ein gutes Drittel (36%) überschreitet die gesetzlich limitierte Durchschnittsarbeitszeit von 60 Wochenstunden und mehr als jeder zweite das erlaubte Maximum von 72 Stunden in einzelnen Wochen. Das durchschnittliche Wochenmaximum betrug im letzten Halbjahr 74 Stunden.

Mehr als ein Drittel der Arbeitszeit wird für administrative Tätigkeiten aufgewendet.


Die Studie
Das Thema der vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Östrreichischen Ärztekammer durchgeführten Studie war die Arbeitssituation der SpitalsärztInnen in Österreich. Zwischen 8. und 22. April 2010 wurden telefonische Interviews durchgeführt. Der Stichprobenumfang für die Steiermark umfasste 280 Spitalsärztinnen und -ärzte. Davon wurde auf die Gesamtzahl der steirischen SpitalsärztInnen hochgerechnet - das sind 2914 Ärztinnen und Ärzte. (Ang. Ärzte Stmk: 3334)

Belastung und Arbeitsdruck steigen an
Auch wenn die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit heute um ca. 2 Stunden niedriger ist als noch vor drei Jahren, arbeiten die steirischen Spitalsärzte mit 59 Wochenstunden weiterhin sehr viel.
Das durch die Sanktionsandrohungen für die Spitalserhalter bewirkte leichte Sinken der Arbeitszeiten führt - bei nicht im gleichen Verhältnis steigendem Personalstand - zu noch mehr Arbeitsdruck: 40 Prozent der befragten steirischen Spitalsärzte (im Vergleich zu 37% im Jahre 2006) fühlen sich durch Zeitdruck sehr stark oder stark belastet.
Ein gutes Drittel (36%) überschreitet die gesetzlich limitierte Durchschnittsarbeitszeit von 60 Wochenstunden und 43% das erlaubte Maximum von 72 Stunden in einzelnen Wochen. Das durchschnittliche Wochenmaximum betrug im letzten Halbjahr 74 Stunden.
„Ein Ergebnis wie dieses ist Auftrag! Es liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers, die Personalsituation so zu gestalten, dass es möglich ist, die Arbeitszeitregelung ohne Qualitätseinbußen zu leben. Wenn der Arbeitgeber seine Verantwortung nicht oder nur spärlich wahrnimmt bleibt die Verantwortung immer wieder dort, wo sich der unmittelbare Kontakt mit den Patienten abspielt - also vor Ort“, so Dr. Martin Wehrschütz, Kurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark.
Die Ärztekammer Steiermark schlägt vor, für Dienstnehmer über 50 die Anzahl der Nachtdienste pro Monat auf drei zu beschränken und nur mehr in gegenseitigem Einvernehmen zu überschreiten.

Arbeit hat für Mediziner hohen ideellen Wert
Auf einen ganz besonderen Aspekt macht Spitalsärztechef Wehrschütz darüber hinaus aufmerksam: 85 Prozent der Befragten sagen, dass die ‚Freude an der Arbeit’ sehr wichtig ist. Persönliche Entfaltungsmöglichkeiten sind für 49 % von Bedeutung, der soziale Aspekt „für andere Menschen und die Gesellschaft nützlich sein“ bezeichnen 53 % als sehr wichtig. „Gerade die hohe Motivation und das hohe soziale Engagement, die sich auch aus dieser Befragung ergeben, verdeutlichen, wie wichtig es ist, für die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte auch Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihrer verantwortungsvollen Aufgabe entsprechend nachzukommen. Denn wir wissen aus zahlreichen Studien, dass die Zeit, die Zuwendung zum Patienten, einer der wesentlichsten Faktoren der Behandlung und letztlich auch des Behandlungserfolges darstellt“, betont Wehrschütz. Die Wunschvorstellungen stimmen jedoch wenig mit der Wirklichkeit überein.

Spitalsärzte verbringen ein Drittel ihrer Arbeitszeit am PC
Mit 35 % entfällt mehr als ein Drittel der Arbeitszeit der steirischen Spitalsärztinnen und -ärzte auf administrative Tätigkeiten. Das Problem ist nicht neu: Die täglich anfallenden Dokumentationsaufgaben nehmen sehr viel Zeit in Anspruch, die den Ärzten dann für die medizinische Versorgung der Patienten, für die Absicherung von Untersuchungen, aber auch für die Ausbildung von Turnusärzten fehlt.
Auch der Vorschlag der Ärztekammer Steiermark ist nicht neu: medizinische Dokumentationsassistenten - nach deutschem Vorbild - könnten die Mediziner entlasten und die Verwaltungsaufgaben zu einem großen Teil übernehmen.
„Wir Mediziner scheuen nicht die Belastung, können die Zeit aber sinnvoller verbringen als mit Dokumentationen und Verwaltung. Daher fordern wir eine ernsthafte Reduktion der Verwaltungsaufgaben für Ärztinnen und Ärzte. Sobald wir hier eine Entlastung erreicht und Personal freigespielt haben, wird auch der allgemeine Zeit- und Arbeitsdruck sinken“, so Dr. Martin Wehrschütz.

Stiefkind medizinische Forschung
Gerade in der Zufriedenheit mit den Bedingungen für medizinische Forschung hat sich seit 2006 keinerlei Verbesserung ergeben.
Nur 8% der wöchentlichen Arbeitszeit werden für Forschung und Lehre aufgewendet.
Zwar haben nur 33 % der Spitalsärztinnen und Ärzte eine „Einschränkung der medizinischen Forschung“ wahrgenommen. 40 % davon sehen darin aber ein gravierendes Problem und 48% ein gewisses Problem.
„Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, bedarf es dringender Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Lehre und Forschung. Die Dreifachbelastung Forschung - Lehre - Patientenbetreuung ist zum Teil unzumutbar. Vielfach wird die Forschung in die Freizeit verlegt, weil die Patientenbetreuung die „normale“ Arbeitszeit fast zur Gänze beansprucht. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen verlassen viele der besten Ärzte die Unis und die Medizinischen Universitäten werden immer mehr zu einer Durchgangsstation auf dem Weg zu einem attraktiven Posten außerhalb der Uni gesehen. Wir brauchen Arbeitsplätze, die für die besten Mediziner attraktiv sind!
Forschung und Lehre müssen ein Teil der Arbeitszeit sein und kein Freizeitvergnügen.
Es ist daher dringend erforderlich zeitliche und personelle Ressourcen bereitzustellen, damit auch die Rechtssicherheit und Planbarkeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegeben ist - Stichwort Qualifizierungsvereinbarung“, so Dr. Wolfgang Routil, Präsident der Ärztekammer für Steiermark

Problemfeld Ambulanzbelastung
Eine Verlagerung von Gesundheitsleistungen in die Ambulanzen, die an sich im niedergelassenen Bereich erbracht werden könnten und sollten, erzeugt hohe Kosten, überlastet die Ressourcen der Spitäler und ist vor allem nicht patientenfreundlich.
Um den Spitälern die Möglichkeit zu geben, sich auf Ihre Kernkompetenz, die stationäre Versorgung der Patientinnen und Patienten zu konzentrieren, muss eine professionelle Entlastung der Ambulanzen erfolgen.

Mit Hilfe von ÄrztegesmbHs, die niedergelassenen ÄrztInnen und Ärzten sowie Spitalsärztinnen und Spitalsärzten die Zusammenarbeit ermöglichen, ließe sich der ambulante Bereich freiberuflich abdecken.
„Eine Verbreiterung des Angebots im niedergelassenen Bereich und ein gut organisiertes, flexibles Miteinander der beiden Bereiche sind der einzige Weg aus der aktuellen Situation, mit der wir alle nicht glücklich sind“, bekräftigt Dr. Martin Wehrschütz, Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark und Kurienobmann der angestellten Ärzte.
Ärztekammer Präsident Dr. Routil wiederholt seinen Appell und sein Angebot an die Verantwortlichen Spitalsmanager vom Juli 2009 einen Masterplan zur Bewältigung der personellen und strukturellen Spitalskrise in der Steiermark vorzulegen. Die Ärztekammer sei nach wie vor zur Mitarbeit bereit.
„Gesicherte qualitätsvolle Patientenversorgung, gute Ausbildung der jungen Ärztinnen und Ärzte sowie Arbeitsplatzqualität müssen an oberster Stelle der Agenda stehen.“ so Routil erneut.


Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz, Präsident Dr. Wolfgang Routil
Fotocredit: Ärztekammer Steiermark / Schiffer

Download Spitalsärzteumfrage 2010


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