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Zahlen lügen nicht

Welches Land oder auch Territorium kommt am glimpflichsten aus der Coronakrise? Zu dieser Frage gibt es einen permanenten Kommunikationswettbewerb mit vielen Siegern und Verlierern – in mehreren Kategorien.

Bei den absoluten Zahlen der Fälle und Verstorbenen schneiden Länder mit hohen Bevölkerungszahlen naturgemäß schlechter ab als kleine Länder. Ein klareres Bild entsteht bei einer anteilsmäßigen Darstellung, zum Beispiel bezogen auf die Bevölkerungszahl von 1 Million. Allerdings können mehr oder minder zufällige Clusterbildungen in kleinen Regionen das Bild verzerren. Ein Beispiel dafür ist San Marino mit 1.208 Verstorbenen bezogen auf eine Million Einwohner. Tatsächlich sind es 41 Tote in absoluten Zahlen. Hat doch die kleine Stadtrepublik zwischen Emilia-Romagna und Marken in Italien nur etwas mehr Einwohner als der Bezirk Murau.

Keine Toten auf den Färöern

Als vielleicht erfolgreichster Gesundheitspolitiker Europas könnte sich Kaj Leo Holm Johannesen, Gesundheitsminister der Färöer, feiern lassen. Auf der autonomen, aber zu Dänemark gehörenden Inselgruppe zwischen Norwegen, Island und Großbritannien gibt es keine COVID-19-Verstorbenen – trotz der 187 Fälle, die in Relation zur Bevölkerungszahl von etwas mehr als 50.000 Menschen (sie entspricht in etwa dem steirischen Bezirk Voitsberg) gar nicht so wenige sind. Aber, und das zeigt die Statistik auch: Es waren bis zum 11. Mai 2020 keine schweren Fälle dabei und alle Erkrankten bzw. Infizierten waren zu diesem Zeitpunkt wieder genesen.

Ebenfalls keine Verstorbenen gab es bis zum 11. Mai im Vatikan und in Gibraltar, allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt da wie dort Menschen, die noch nicht genesen waren.

Griechenland top

Die wenigsten Fälle bezogen auf die Bevölkerungszahlen (COVID-19-Fälle pro 1 Million
Einwohner) hatte zum 11. Mai übrigens Griechenland zu verzeichnen: nämlich nur 261 bezogen auf 1 Million Einwohner. Also kann sich auch der seit 2019 amtierende griechische Gesundheitsminister Vasilis Kikilias als Sieger fühlen. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Slowakei (267 Fälle) und Bulgarien (285 Fälle). Die meisten Fälle im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen gab es im schon erwähnten San Marino, im Vatikan und in Andorra.

Über den Sinn des breiten Testens gibt es unterschiedliche Ansichten: Einige befürworten es, andere meinen, man solle nur Risikogruppen systematisch testen. So unterschiedlich wie die Meinungen ist auch das Testungsverhalten. Die Färöer hatten bis zum 11. Mai mehr als 17 Prozent der Bevölkerung getestet, in Island waren es ebenfalls fast 17 Prozent. Zehn Länder und Regionen hatten bis zum Stichtag 11. Mai 2020 mehr als fünf Prozent der Bevölkerung getestet, darunter auch große Länder wie Spanien und Portugal. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung wurden in Albanien, der Ukraine, der Republik Moldau, Bulgarien, Nordmazedonien und Griechenland getestet. Gar keine Tests gab es im Vatikan und in Monaco (allerdings könnten diese Tests natürlich in Italien bzw. Frankreich erfolgt sein).

Fazit: Zahlen lügen per se nicht. Aber natürlich können sie selektiv verwendet werden, um ein Land besser oder schlechter darzustellen. Österreich liegt übrigens bei den relativen Fallzahlen auf Platz 24 in Europa und bei den Verstorbenen auf Rang 30.

Die Quelle der Quellen: worldometers.info

Das oft zitierte Corona-Dashboard der Johns-Hopkins-Universität, eine ganze Reihe von Regierungen und Medien haben etwas gemeinsam. Sie greifen auch bei COVID-19 auf die Worldometer-Daten zurück. Ein Team von Entwicklern, Forschern und Freiwilligen wertet dort Daten aus aller Welt laufend aus. Eigentümer der Plattform ist eine kleine US-Firma. Das Projekt finanziert sich über automatisch generierte Anzeigen.

Ein Bericht des US-Nachrichtensenders CNN bringt nun aber auch Worldometer in die Kritik: https://edition.cnn.com/interactive/2020/05/world/worldometer-coronavirus-mystery/index.html

AERZTE Steiermark 06/2020
 

Fotos: Shutterstock, Grafik: Conclusio




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