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Auf dem Brett, das ihm die Welt bedeutet

Der plastische Chirurg Martin Grohmann surft nicht nur beruflich auf der Welle des Erfolgs, sondern verbringt auch seine Freizeit auf dem Brett, das ihm – frei nach Friedrich Schiller – die Welt bedeutet.

U. Jungmeier-Scholz

„Surfen ist eine fast meditative Sportart, die süchtig machen kann.“ Wenn Martin Grohmann von seiner Passion für das Surfen spricht, lässt er in den Köpfen der Zuhörenden ein Naturschauspiel von Wind und Wasser entstehen, das mit Beach-Boy-Klischees so wenig zu tun hat wie die ästhetische Chirurgie mit der Unfallchirurgie. Wo er selbst am liebsten windsurft und wellenreitet, wird er nicht von einer Schar junger, eingeölter Mädchen im Bikini umschwärmt, sondern von rauen Winden begleitet: im nordspanischen La Coruña. Dort verbringt er nun schon seit fast zwei Jahrzehnten mindestens vier Wochen im Herbst mit Freunden beim Surfen. Mit dem Campingbus, direkt am nahezu naturbelassenen Strand. „Auf kleinstem Raum mit minimalistischer Ausstattung zu leben hilft beim Runterkommen. Das ist eine Art Ausgleich zum sonstigen Alltagskomfort und man merkt jedes Mal aufs Neue, wie wenig man zum Leben braucht.“

Zubrot als Surflehrer

Unterm Jahr verbringt er ab April, wann immer möglich, Zeit am Neusiedlersee. Verlängerte Wochenenden locken Grohmann dann bis an den Gardasee, wo seine surferischen Wurzeln liegen. „Zum Surfen hat mich mein Vater in einem Kroatien-Urlaub gebracht, als ich acht Jahre alt war und er selbst erst zu surfen begonnen hat. Ab dann sind wir jeden Sommer vier Wochen an den Gardasee gefahren.“ Der kleine Martin war stets das einzige Kind in den Kursen eines Grazer Sporthauses – unter lauter „coolen Studenten“ und Erwachsenen, die die Trendsportart der 80er-Jahre erlernen wollten. Als Pubertierender träumte er davon, Profisurfer zu werden, beteiligte sich auch an Wettbewerben und verdiente schließlich als Student ein Zubrot als Surflehrer bei Schulsportwochen. Denn die Vernunft hatte gesiegt. Grohmann schnupperte ein Jahr ins BWL-Studium hinein, bevor er sich der Medizin widmete. Zur Freude seiner Großfamilie; schließlich war schon der Großvater Arzt gewesen, ebenso die Mutter und der Onkel. „Aber ich konnte mich ganz frei entscheiden“, betont er. Während eines dreimonatigen Studienaufenthaltes im kalifornischen Irvine hatte Grohmann schließlich die Möglichkeit, beide Leidenschaften parallel auszuleben: die medizinische bei der Arbeit in einer Notaufnahme, die sportliche beim Surfen in einer Gegend, in der man zu jeder Jahreszeit raus aufs Wasser kann. Bereut hat er seinen letztlich eingeschlagenen Berufsweg nicht: „Rückblickend gesehen würde mich eine Karriere als Profisurfer nicht glücklicher machen als ich jetzt bin.“

Graz-Feldkirch und retour

„Ich bin am richtigen Weg“, antwortet er nach seinen Zielen gefragt. Denn als er das Surfen endgültig zu seinem Hobby erkoren hat, fand er seine Berufung in der plastischen, ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie. Als er – über ein Projekt, aus dem letztlich nichts geworden ist – Kontakt zur ästhetischen Chirurgie bekam, änderte er seine Meinung. Das feine Arbeiten, die Konzentration auf das Detail und die Exaktheit des Faches reizten ihn. Eine Assistenzarztstelle war zum Studienende im Jahr 2010 trotzdem nicht in Sicht. Auch ein paar Tage Hospitation im vorarlbergischen Feldkirch brachten zwar neue Kontakte, aber zunächst keinen Ausbildungsplatz. Erst als er schon seinen Turnus in Schladming angetreten hatte, kam der ersehnte Anruf aus Feldkirch. Im Jahr 2014 gelang dem Grazer schließlich die Rückkehr in seine Heimatstadt, wo er seine Ausbildung beendete. Mittlerweile führt Grohmann seit zwei Jahren eine Privatordination in der Schwarzl Klinik auf der Laßnitzhöhe und arbeitet seit Herbst vorigen Jahres zusätzlich als plastischer Chirurg im LKH Oberwart im Burgenland. „Dienstag habe ich meinen Ambulanztag und mittwochs habe ich den ganzen Tag einen OP für mich.“ Grohmann ist der einzige öffentlich angestellte plastische Chirurg im Burgenland – seine Termine sind auf Monate hin ausgebucht.

Zwischen Ästhetik und Armut

In seine Privatordination kommen vorwiegend Menschen, die an einem natürlichen Ergebnis interessiert sind. Denn Grohmanns ästhetische Ansprüche an seine Arbeit sind hoch. Dafür ist er auch bereit, Stunden im OP zu stehen, zu tüfteln und schließlich Schicht um Schicht mit größter Sorgfalt zu nähen, bis er mit dem Resultat zufrieden ist. Dass die ästhetische Chirurgie vorwiegend elektiv arbeitet und nach Perfektion strebt, kommt seinem Naturell entgegen. Die Parallele zwischen seinen beiden Talenten – der Chirurgie und dem Surfen – sieht er folglich auch darin, „dass man in beiden Bereichen viel Zeit investieren muss, um wirklich gut zu werden“.

Seine Expertise stellt Martin Grohmann aber auch ehrenamtlich zur Verfügung. Ingo Plötzeneder, ein ehemaliger Kollege aus Feldkirch, hat ihn auf das spendenfinanzierte Projekt smile4 in Madagaskar aufmerksam gemacht, das unter anderem die medizinische Versorgung der bitterarmen Bevölkerung unterstützt. Grohmann übernimmt dort im Krankenhaus von Tulear, ohne verlässliche Stromversorgung und ohne Fließwasser, Fälle von Tumorchirurgie ebenso wie die Operation von Lippen-Gaumen-Spalten und die Versorgung von Verbrennungsopfern. Denn in dieser Region wird noch über offenem Feuer gekocht.

Adrenalinkick Frontloop

Für das einfache Leben während der Madagaskar-Einsätze – heuer wird Grohmann eine Pause einlegen, um im Burgenland richtig Fuß zu fassen – sind die Herbstwochen in La Coruña eine gute Vorbereitung. So asketisch die materielle Grundausstattung auch sein mag, die Martin Grohmann zur Verfügung steht: Das Surferlebnis ist der pure Luxus. Je nach Wetterlage verbringt er Zeit beim Windsurfen oder Wellenreiten. Grohmann beherrscht auch den „Heiligen Gral des Windsurfens“, den Frontloop (eine Art Rolle mitsamt Surfbrett und Segel). „Zu dem muss man sich schon überwinden – aber er gibt mir immer noch einen Adrenalinkick.“

Angst verspürt er keine beim Surfen. „Solange man nicht an Haie denkt, hat man keine Angst. Obwohl manchmal, wenn die Felsen rasant näher kommen …“ Während der Surfer beim Wellenreiten das Brett an einer Fußleine hat und somit immer sozusagen externes Auftriebsmaterial bei sich, wird es beim Windsurfen gefährlich, sobald man das Board verliert. Dann erweist sich auch das Surfen als Teamsport. „Man ist ja nie allein unterwegs“, betont Grohmann. „Und die Freunde, die gerade am Strand sind, ziehen einen schon wieder an Land.“

 

AERZTE Steiermark 06/2019

Fotos: beigestellt, Tom Mesic




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