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Josef Smolle: Arzt im Parlament

Mit 31. Jänner ist Josef Smolle , habilitierter Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, ehemaliger Rektor der Medizinischen Universität Graz und Professor am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation der Meduni Graz, einer der wenigen Ärztinnen und Ärzte im österreichischen Nationalrat.

Martin Novak

Als Vierter auf der steirischen Landesliste der ÖVP war Josef Smolle zwar gut platziert, aber nicht gut genug, um direkt in den Nationalrat einzuziehen. Erst durch die Bestellung der TU-Graz-Professorin und Landeslistendritten Juliane Bogner-Strauß zur Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend wurde der Weg ins Parlament für Smolle frei.

Am 31. Jänner 2018 wurde er dann offiziell angelobt. Als einziger Arzt im ÖVP-Klub des Nationalrats sitzt er nahezu selbstredend im Gesundheitsausschuss, dazu noch in den Ausschüssen für Wissenschaft bzw. Forschung, Innovation und Digitalisierung.

Was bewegte den ehemaligen Meduni-Graz-Rektor, habilitierten Dermatologen und Professor am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, die Tätigkeit als Nationalratsabgeordneter überhaupt anzustreben? „Die Möglichkeit der Mitgestaltung an einer neuen Stelle“, sagt er im AERZTE Steiermark-Gespräch. Nicht nur die Gesundheit ist seine Domäne, auch Wissenschaft und Bildung sind – verständlich aufgrund seiner beruflichen Vita – zentrale Themen für ihn.

Richtige Mischung

Seiner neuen Aufgabe blickt Smolle „freudig entgegen“ und weiß es zu schätzen, dass er als politischer Quereinsteiger von seiner Partei nominiert wurde, um seine „spezifische Perspektive“ einzubringen. Generell hält er aber die richtige Mischung von Fachleuten ohne starken parteipolitischen Hintergrund und so genannten „politischen Profis“ für notwendig. Dass er, von außen kommend, den Parlamentsbetrieb erst kennenlernen muss, weiß er ganz genau.

„Politik ist ein hochstehendes Handwerk“, betont der neue Parlamentarier. Dass die Reputation der Politik in der Öffentlichkeit und der Gesellschaft nicht übertrieben gut ist, sieht er nicht unbedingt als neues Phänomen: „Politik stand immer in der Kritik.“ Wichtig sei die Bilanz: „Es geht uns sehr gut, alles kann die Politik also in der Vergangenheit nicht falsch gemacht haben.“ Nachsatz: „Ich hoffe, dass man das in der Zukunft auch über uns sagen wird.“

Wobei Smolle auch in seinen früheren Funktionen „Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene immer als extrem unterstützend und fair erlebt“ hat, wie er betont. Darum könne er das „Politiker-Bashing“ auch nicht mittragen.

Dafür, dass die Schärfe des Umgangs mit Politikerinnen und Politikern zugenommen hat, findet Smolle eine doppelte Erklärung: „Institutionen werden heute mehr in Frage gestellt, dazu kommt eine mediale Dynamik.“

Sein Rezept, um dieser negativen Grundhaltung entgegenzuwirken: Dialog der Politik mit der Gesellschaft, in seinem Fall vor allem mit universitären und Gesundheitsberufen, Studierenden und Patientenvertretungen.

Wenn man Josef Smolle nach seinen konkreten politischen Zielen und Vorhaben fragt, ist er als eben erst angelobter Nationalratsabgeordneter noch zurückhaltend. Aber ein paar wesentliche Punkte führt er dennoch an: Vor allem dürfe man nicht vergessen, „dass Österreich eine ausgezeichnete Gesundheitsversorgung hat“ – daher dürfe man das System nur „evolutionär weiterentwickeln“.

Wichtig sei ihm, wie es ja auch im Regierungsprogramm steht, die Aufwertung der hausärztlichen Tätigkeit – auch in Primärversorgungseinrichtungen und Primärversorgungs-Netzwerken. Dadurch verspricht sich Smolle auch eine Entlastung der Spitäler und vor allem der Spitalsambulanzen. Ebenso auf seiner Agenda: einheitliche Leistungen der Krankenkassen – aber auch gute, wie er nicht zu erwähnen vergisst.

Ein zentrales Anliegen ist ihm auch die „Bürokratiedurchforstung“. Um rund 20 bis 30 Prozent könne die ärztliche Arbeitszeit, aber auch die der Pflege von administrativen Tätigkeiten entlastet werden, ist seine Schätzung.

Wenn das gelänge, würde man vorerst auch mit der bestehenden Beschäftigtenzahl im ärztlichen Bereich das Auslangen finden – Bürokratieabbau also auch zur Eindämmung des Ärztemangels.

Volkswirtschaftlich betrachten

In der besseren Verzahnung intra- und extramuraler Versorgung, wodurch Patientinnen und Patienten die nötigen Leistungen an der tatsächlich richtigen Stelle bekommen, sieht Smolle auch den Weg einer „Effizienzsteigerung bei gleichbleibend hoher Qualität“. Details dazu lässt er sich aber – noch – nicht entlocken.

Allerdings seien „die Finanzierungsströme im Gesundheitssystem volkswirtschaftlich zu betrachten“. Überzeugt ist er davon, dass es, wenn die Aufwertung der Hausärzte, die sinnvolle Verlagerung von Leistungen und der Abbau der Bürokratie gelungen ist, nicht mehr Absolventinnen und Absolventen des Medizinstudiums braucht. „Mit den öffentlichen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck sowie der neuen Linzer Universität sind wir gut aufgestellt“, ist sich der ehemalige Meduni-Graz-Rektor sicher. Dazuzuzählen sei für ihn auch die seriöse Privatuniversität Salzburg.

Womit er schon in der medizinischen Universitätspolitik ist: Der Weg der Kombination aus Lehre, Forschung und Patientenversorgung an den Universitätskliniken müsse weiter beschritten werden. Individuelle Schwerpunktsetzungen der Akteurinnen und Akteure seien aber zu ermöglichen.

Einiges abgewinnen kann Josef Smolle dem derzeitigen Aufnahmeverfahren an den Medunis. Er verstehe zwar, „dass man auch andere Kriterien ins Treffen führen will“, aber eine sehr hohe Treffergenauigkeit und eine geringe Dropout-Quote sprächen für das derzeitige System. Und man müsse die Frage stellen, wie etwa soziale Kompetenzen der Kandidatinnen und Kandidaten objektiv gemessen werden könnten.

 

Fotos: Frankl, Simonis




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