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AERZTE Steiermark 01/2017

Flamenco als Ausgleichssport – für die Finger

Werner Zenz, Professor für Kinderheilkunde und Infektiologe, entspannt sich beim Flamenco-Spielen auf der spanischen Gitarre. Anlässlich seines 60. Geburtstags gab er ein Konzert, dessen Erlös in seine Forschung zur Ursache der peripheren Fazialisparese einfließt.

„Sehr schnell und nahezu dramatisch emotional“, so beschreibt Werner Zenz den Flamenco. „Für mich ist die spanische Musik die ausdrucksstärkste – Rhythmus und Emotion haben mir sofort zugesagt.“ Ebenso intensiv und herausfordernd wie seine Lieblingsmusik ist auch sein ärztliches Fachgebiet, die Kinder-Infektiologie. Prinzipiell stand für den gebürtigen Grazer, der seine Zeit neben Arztberuf und Musizieren gerne auch als „Sommerurlaubs-Mineraliensammler“ verbringt, schon in jungen Jahren fest, dass er Arzt werden wollte, obwohl es kein familiäres Vorbild für diesen Berufswunsch gab. Wohl aber beginnt eines seiner drei Kinder, die zweitgeborene Tochter, demnächst ihre klinische Arztausbildung.

Seinem Bubentraum entsprechend studierte Werner Zenz ab 1975 in seiner Heimatstadt Medizin, wurde hier zum Facharzt ausgebildet, habilitierte sich und leitet heute die Forschungseinheit Infektiologie und Vakzinologie der Meduni Graz. Zudem ist er supplierender Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeinpädiatrie. „Die Infektiologie ist eines der effizientesten Fachgebiete der Medizin“, schwärmt Zenz. „Wenn wir Infektiologen gut arbeiten, schaffen wir Teile unserer Arbeit irgendwann einfach ab.“ Der Erfolg seiner Fachrichtung zeigt sich bereits deutlich an der Struktur des Klinikums: Zu Zenz´ Arbeitsbeginn umfasste die dortige Kinderinfektionsabteilung noch drei Stationen, heute wird nur mehr eine benötigt.
Zu seinem Fachgebiet hat er im Laufe des Turnus gefunden, wobei ihn besonders die geistige Herausforderung gereizt hat. Zudem empfand er die Arbeit mit Kindern als Bereicherung, „weil sie zumeist eine sehr optimistische ist“.

Zögerliche Wahl – große Passion

„Keine Sekunde“ habe er jedoch daran gedacht, aus seinem Gitarrenspiel einen Beruf zu machen – und das, obwohl ihn die Gitarre begleitet, seit er eigenständige Lebensentscheidungen trifft und er es beim Spielen zu beeindruckender technischer Kunstfertigkeit gebracht hat. „Aber die Medizin war immer interessanter als die Musik.“
Seine Instrumentenwahl verlief zunächst fast noch ein wenig zögerlich: „Mit 14 habe ich begonnen, Gitarre zu lernen – durchaus, weil mich Gitarrenmusik fasziniert hat, aber auch, weil in meiner Klasse bereits ein paar Kollegen gespielt haben und weil das Instrument relativ leicht verfügbar war.“ Aus diesem Versuch wurde schließlich eine große Passion, eng verwoben mit Zenz´ favorisiertem Musikstil, dem Flamenco. Und wieder ist es die Herausforderung, die ihn lockt: das technisch ausgefeilte, rasante Spiel sowie der manchmal nahezu unbegreifliche Rhythmus. „Den solltest du allerdings beherrschen – sonst müssen ja die Tänzerinnen einen Moment in der Luft schweben …“
Die Musik sorgte stets für ein Gegengewicht zu seinen sonstigen geistigen Anstrengungen. „Schon als Student konnte ich mich beim Üben so richtig entspannen. Gitarrespielen ist sozusagen mein Ausgleichssport.“

Vom Wesen der Dystonie

Wie so viele leidenschaftliche Sportler erlebte auch Werner Zenz einen gesundheitlichen Einbruch aufgrund einseitiger Überbeanspruchung: Plötzlich litt er an einer fokalen Dystonie in der rechten Hand, dem sogenannten Musikerkrampf, der überproportional häufig Pianisten und Gitarristen betrifft (und davon eher die Männer). Zenz stürzte sich sofort auf die Fachliteratur zum Thema und konsultierte Eckart Altenmüller, den renommierten Musikmedizin-Professor aus Hannover – ohne einen Ansatz zur Heilung zu finden. Zudem kontaktierte er zwei betroffene Profi-Gitarristen, doch deren Tipps befriedigten ihn ebenso wenig. „Ich will das Wesen der Dystonie verstehen. Und wenn sich meine Vermutungen zur Ursache bestätigen, möchte ich einmal etwas dazu publizieren.“

Obwohl ihn die Dystonie einschränkt, hörte Zenz nie komplett auf, Gitarre zu spielen – und seit einigen Jahren stellt er erstaunt fest, dass es ihm nach 25 Jahren Dystonie gelingt, mit speziellen Übungen das Problem anzugehen. Von seinem einstigen Können sei er jedoch „Lichtjahre entfernt“, betont er. Trotzdem hat er es gewagt, anlässlich seines 60. Geburtstages im Herbst 2016 ein Konzert zu geben – mit großem Erfolg. Gemeinsam mit den Grazer Flamenco-Tänzerinnen Las Hermanas und dem Profi-Schlagwerker Rafael Casado trat er Ende Oktober in der Generalmusikdirektion auf. Nicht nur, um einmal gemeinsam mit Profis spanische Musik machen zu können und noch einmal so richtig auf der Gitarre durchzustarten (inklusive drei bis vier täglicher Übungsstunden über Monate hinweg), sondern auch, um Geld für seine Forschungsarbeit zu sammeln.

Benefiz für die Forschung

7.400 Euro brachte das Benefizkonzert ein; die Tänzerinnen und Profimusiker hat Zenz aus eigener Tasche bezahlt. Die Konzerteinnahmen ergehen an die Forschungseinheit für Infektiologie und Vakzinologie, für molekulargenetische Untersuchungen bei Kindern mit peripherer Fazialisparese. „Wir suchen Biomarker im Blut, anhand derer wir feststellen können, ob eine Gesichtslähmung bakterielle oder virale Ursachen hat.“
An zwei „verwandten“ EU-Projekten ist Zenz´ Forschungseinheit bereits beteiligt: EUCLIDS – bei dem Genanalysen von Kindern durchgeführt werden, die an Meningokokken erkrankt sind –, und PERFORM zur Identifizierung von Biomarkern im Blut fiebernder Kinder zur Unterscheidung von bakteriellen und viralen Infektionen. Um Fördergelder für ein neues Forschungsvorhaben lukrieren zu können, müssen derzeit vor jedem großen Projektantrag erste Ergebnisse vorliegen.

Genau diese wissenschaftlichen Vorleistungen sollen das Benefizkonzert und künftige Spenden mitfinanzieren. Die Forschungsergebnisse könnten das Leben junger PatientInnen deutlich vereinfachen, denn bisher muss bei Fazialisparese mittels Lumbalpunktion eine Nerveninfektion durch Borrelien ausgeschlossen werden – mit möglichen Nebenwirkungen wie starken Kopfschmerzen und Infektionsgefahr.
„In unserer Studie wollen wir mRNA im Blut sequenzieren, um bakterielle von anderen Ursachen unterscheiden können“, erklärt Zenz. „Funktioniert die Methode so, wie wir uns das vorstellen, können wir den Kindern die Lumbalpunktion ersparen.“ Die Arbeit mit Kindern – und für Kinder – ist eine optimistische …

Mehr zum Forschungsprojekt unter: http://kinderklinik.uniklinikumgraz.at/allg-paediatrie/Forschung/Forschungsgruppe_Infektiologie/projekte/Fazialisparese/Seiten/default.aspx

 

Foto: beigestellt




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