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AERZTE Steiermark 05/2022

„Heilkunst“ – Ausstellung zur Geschichte der Medizin

Die neue Sonderausstellung im Schloss Trautenfels gibt einen Überblick zur Geschichte der Medizin von der Antike bis in die Gegenwart, sie erzählt von aktuellen Forschungsprojekten und ermöglicht Blicke in die Zukunft.

Katharina Krenn

Vielfältige Themenbereiche spannen einen Bogen von Asklepios zur Medizin im Mittelalter, von den Seuchen im Laufe der Geschichte bis hin zu Covid-19, von Gesundheitsreformen und Meilensteinen wissenschaftlich-ärztlicher Erkenntnis bis hin zur modernen Medizintechnik im 21. Jahrhundert. Der Weg führt von Hippokrates zum Landschafts-Medicus, von den Badern und Wundärzten zu Hebammen, Apotheker*innen und Ärzt*innen sowie zu aktuellen internationalen Forschungsprojekten der Med Uni Graz. Der Gesundheitsplan des Landes Steiermark 2035 mit dem geplanten Leitspital für den Bezirk Liezen richtet den Blick auf die zukünftige medizinische Versorgung der Region.

Die Raumtitel „eindenken, bewältigen, behandeln, verordnen, versorgen, forschen, planen, teilhaben“ skizzieren die breitgefächerten Inhalte der Ausstellung in acht Themenräumen. Aktuelle Statements spiegeln die Meinungsvielfalt zur medizinischen Versorgung in der Steiermark wider.

Die einzelnen Themenbereiche sind exemplarisch als „Mosaiksteine“ zu betrachten, die in unterschiedlichen Formaten aufbereitet und transdisziplinär zusammengesetzt sind. Diese Mosaike ermöglichen es, Aspekte des Historischen mit gegenwärtigen Forschungsprojekten zu verknüpfen. Sie durchbrechen die Chronologie und regen zum Nachdenken über die medizinische Versorgung an.

Ein Großteil des medizinischen Wissens im Mittelalter baute auf Erkenntnissen der Antike auf. Über lange Zeit waren Klöster die Zentren der Heilkunde, medizinische Berufe entwickelten sich über die Jahrhunderte. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts ging die Medizin vorwiegend an weltliche Heilkundige über. Christliche Vorstellungen spielten jedoch weiterhin eine wichtige Rolle.

Medicus, Physikus, Bader und Wundärzte

In Österreich sind seit dem 14. Jahrhundert Ärzte nachgewiesen, sie treten als Medicus, Physikus oder Leibarzt in Erscheinung. Bevor ab 1399 das Studium der Medizin in Wien möglich war, absolvierten die angehenden Ärzte ihre Ausbildung an der angesehenen medizinischen Fakultät der Universität von Padua.

Bader und Wundärzte hatten in ländlichen Regionen über Jahrhunderte einen besonderen Status. Für das Heilwesen stand außerhalb der Städte bis Mitte des 19. Jahrhunderts keine moderne ärztliche Versorgung, wie wir sie heute kennen, zur Verfügung. Einerseits gab es bäuerliche Heilpraktiker, welche ihr Wissen über ihre Familien überlieferten und weitergaben. Bader und Wundärzte waren seit der Neuzeit in Bruderschaften und Zünften organisiert. Die (handwerkliche) Ausbildung zum Bader und Wundarzt lag in den Händen der Meister, die Lehrzeit betrug drei Jahre, abschließend war eine Prüfung abzulegen. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert waren Bader und Wundärzte einer strengen staatlichen Aufsicht und Ausbildungspflicht unterworfen.

Frauen in der Medizin

Weibliches medizinisches Wirken ist seit der Antike belegt. Hildegard von Bingens naturheilkundliche Werke aus dem 12. Jahrhundert sind noch heute bekannt und populär. Bis in die Frühe Neuzeit waren nur die an Universitäten ausgebildeten Ärzte für die innere Medizin zuständig, für alle anderen Bereiche Wundärzte, Bader, Handwerkschirurgen sowie Kräuterfrauen und Hebammen.

Im 19. Jahrhundert setzte sich eine Trennung zwischen männlich-rationaler Medizin und weiblich-emotionaler Krankenpflege durch. Die institutionalisierte Krankenpflege wurde zu einem Frauenberuf. Ab den 1860er-Jahren begannen Frauen auch Zugang zum Medizinstudium zu fordern, der in der Habsburgermonarchie erst im Jahr 1900 möglich war.

Kooperation mit der Med Uni Graz

In Graz wird bereits seit dem Jahr 1863 universitäre medizinische Forschung und die Ausbildung neuer Generationen von Ärzt*innen mit hohem Engagement und ausgezeichneten Erfolgen betrieben. Im Jänner 2004 wurde die Medizinische Fakultät der Karl-Franzens-Universität zu einer eigenständigen Medizinischen Universität. Sie bekennt sich zu exzellenter und auf internationalen Wettbewerb ausgerichteter Forschung und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung.

Steirischer Gesundheitsplan 2035

Ein Blick auf die wichtigsten Konzepte der Gesundheitsförderung von der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lässt zwei deutliche Tendenzen erkennen: Einerseits die steigende Bedeutung eines naturwissenschaftlich-medizinischen Gesundheitsverständnisses und andererseits das zunehmende Interesse von Politik und Wirtschaft an der Gesundheitsförderung.

Wirtschaftliche, politische, soziale und technische Positionen bedingen die Entwicklungen im Gesundheitswesen in verschiedenen Zeitepochen.

Aktuell positioniert sich die Steiermark mit dem „Steirischen Gesundheitsplan 2035“ im europäischen Spitzenfeld. Damit auch in Zukunft die bestmögliche Gesundheitsversorgung gewährleistet ist, müssen historisch gewachsene Strukturen an die heutigen Anforderungen angepasst werden.

Wir denken diese Ausstellung auch als „Work in Progress“ während der Laufzeit und verstehen diesen Ort als Raum des Diskurses und der aktiven Auseinandersetzung mit den Themen Medizin, Gesundheit und Gesundheitsversorgung für alle Menschen.

 

Fotos: Furgler, beigestellt, KAGes




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