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„Mehr Wertschätzung“

Nolens volens muss Rektor Josef Smolle Schlussbilanz ziehen. Die kann sich aber sehen lassen.

MARTIN NOVAK

Über die Rektorswahl will Rektor Josef Smolle mit ein wenig Abstand zur Entscheidung des Senats, ihn im zweiten Dreiervorschlag nicht mehr zu berücksichtigen, der nach dem Einspruch des Gleichbehandlungsarbeitskreises notwendig geworden war, keine Worte verlieren. Stattdessen zieht er eine Bilanz – und die fällt subjektiv wie objektiv gut aus.
„Ein echter Glücksfall“ ist für Josef Smolle rückblickend der Kooperationsvertrag mit der KAGes. Ohne diesen wäre vieles in Graz nicht möglich gewesen – dem einzigen Standort mit einer vertraglich abgesicherten Vereinbarung, wie er hervorhebt. Sie sei dem „extrem guten Klima der Zusammenarbeit“ und der Bereitschaft aller Beteiligten zu verdanken, über den Tellerrand zu blicken.

Partner Linz

Eine Kooperation – spezieller Art – hat die Meduni Graz auch mit dem neuen Medizin-Standort in Linz abgeschlossen, obwohl Smolle ursprünglich kein Freund einer weiteren Meduni in Österreich war. Aber als sich abgezeichnet habe, dass die Fakultät in Linz kommen werde, habe er die Zusammenarbeit für volkswirtschaftlich sinnvoll gehalten. Kern der Kooperation ist die Übernahme der vorklinischen Ausbildung von Linzer Studierenden in Graz. Dadurch sei es möglich geworden, die vorklinischen Institute in Graz nicht nur abzusichern, sondern sogar auszuweiten. 120 Studierende aus Linz starten so jedes Jahr in Graz, um dann ihr Studium in Oberösterreich zu vollenden.
Seinen Sinneswandel begründet Rektor Smolle aber nicht nur pragmatisch. Ihn habe auch die Professionalität der oberösterreichischen KollegInnen beeindruckt, die „nichts Provinzielles“ an sich hätten. Zudem sei nach der Einführung des neuen Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes eine Neubewertung des Bedarfs erfolgt: „Wir brauchen jetzt mehr Absolventinnen und Absolventen“, so Smolle.

Der Brain Drain in Richtung Deutschland sei mit dem KA-AZG und den folgenden Veränderungen bei Gehalt und Arbeitsbedingungen aber jedenfalls zu stoppen, ist er überzeugt: „Wir brauchen uns vor keinem deutschen Arbeitgeber zu verstecken“, sagt Smolle.

Nachdem der Standort nach formalen Kriterien jetzt „absolut konkurrenzfähig“ sei, gehe es darum, bei der Gestaltung des ärztlichen Arbeitsalltags Fortschritte zu machen, denn, so Smolle, „Begeisterung kommt nur aus der Arbeit“. Das bedeute Selbstverantwortung von Anfang an, die fachärztliche Ausbildung dürfe „keine sechsjährige Schnupperlehre“ sein, „Überregulierung und Fragmentierung“ seien zu bekämpfen. 

Mehr Wissenschaft

Auf der Haben-Seite sind auch die beachtlichen Steigerungen im wissenschaftlichen Output zu verbuchen. So haben sich die an der MUG zu verzeichnenden Punkte gemessen am Journal Impact Factor (JIF) seit 2008 mehr als verdoppelt, auch bezogen auf die einzelnen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ebenso sind die lukrierten Drittmittel pro Jahr von rund 20 (2008) auf knapp 40 Millionen (2014) Euro hinaufgeklettert. Das führt Smolle vor allem darauf zurück, dass sich nach der Ausgründung der MUG „der universitäre Gedanke“ an der ehemaligen Fakultät der Karl-Franzens-Universität stärker ausgeprägt habe. Eine Rolle spiele auch die internationale Vernetzung (Smolle: „Forschung ist nur im internationalen Kontext möglich“) und die intensive Zusammenarbeit mit den anderen Universitäten am Standort. Einziges Manko ist für Smolle, dass in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz deutlich weniger kompetitive Forschungsmittel zur Verfügung stünden, was die nicht von der Industrie finanzierte und die Grundlagenforschung stark behindere.

Mehr Frauen

Hoch ist (nicht nur) in Graz auch der Frauenanteil. Bei Studierenden, AbsolventInnen und FachärztInnen stellen Frauen die Mehrheit (siehe Grafik). Bei den Habilitationen und Berufungen gibt es zwar eine erkennbare Entwicklung nach oben, dennoch dominieren hier noch klar die Männer. Das habe etwas mit der zeitlichen Verzögerung zu tun, aber auch mit der gesamtgesellschaftlichen Situation. „Man muss hier mehr tun, aber nicht alles liegt in der Gestaltungshoheit des Arbeitgebers“ sagt Rektor Smolle. Frauen von außerberuflichen Tätigkeiten zu entlasten, bedeute eben, „die Männer stärker in die Pflicht zu nehmen“.
Mit der zeitlichen Attraktivierung des ärztlichen Berufs und neuen Kinderbetreuungsangeboten werde aber den Bedürfnissen der jetzt heranwachsenden Generation Rechnung getragen.
Seine persönliche Zukunft sieht Smolle am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, wo er sich wieder verstärkt den ‚Neuen Medien‘ in der medizinischen Wissensvermittlung und -verarbeitung widmen will. Sein allgemeiner Zukunftswunsch klingt einfach, ist aber wohl nur schwer zu erfüllen: „Wertschätzung“ für den medizinischen Nachwuchs, aber auch für die im Vergleich zu vielen Regionen der Welt „luxuriösen Rahmenbedingungen“, die (nicht nur) Ärztinnen und Ärzte in Mitteleuropa genießen.

„Wir brauchen uns vor keinem deutschen Arbeitgeber zu verstecken.“
Josef Smolle

 

Fotocredit: beigestellt




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