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Arbeiten und gesund werden?

Das Arbeitsmedizinersymposium am 8. März 2012 widmete sich ganz dem Beruflichen Eingliederungsmanagement.

Präsident Dr. Wolfgang Routil forderte in seiner thematischen Einführung eine höhere Qualität in der Arbeitsdiskussion!
Zunehmende Arbeitsverdichtung und eine älter werdende Gesellschaft stellten Arbeitnehmer/-innen und Betriebe vor große Herausforderungen. Aber sie stellten auch an Ärztinnen und Ärzte große Anforderungen. Denn körperliche und psychische Gesundheitsprobleme führten bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern häufig zu langen Abwesenheiten. Eine Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz unter gleichen Bedingungen sei für die Betroffenen oft nur mehr schwer möglich.
Es sei daher notwendig Strategien und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, um Gesundeten - mit teilweise verändertem Leistungsprofil - einen guten Wiedereinstieg zu ermöglichen. Gleichzeitig gälte es aber auch präventive Maßnahmen für Beschäftigte zu setzen, um künftigen Erkrankungen vorzubeugen - hier könne nur die Medizin den Weg vorgeben ist Routil überzeugt.
Die Arbeitsmedizin – einst kleines Sonderfach, das mittlerweile entscheidend an Bedeutung gewonnen habe – sei gleichsam präventiv, wie kurativ gefragt und bilde die Schnittstelle zwischen Arbeitgebern, Kolleginnen und Kollegen in den Niederlassungen, in der Reha- Medizin und im Spital und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Zentrale Frage sei es zu klären, wie Arbeitssituationen geschaffen werden können, in denen den Menschen die salutogenen Faktoren der Arbeit zu Gute kommen, sie vor den negativen Auswirkungen aber bewahrt werden?

Mit Frau Univ.-Prof. Dr. Mathilde Niehaus war eine deutsche Expertin zum Thema zu Gast in der Ärztekammer Steiermark. Sie hat an der Universität Köln den Lehrstuhl für Arbeit und Berufliche Rehabilitation inne.
In ihrer Keynote berichtete Unvi.-Prof. Dr. Niehaus über Erfahrungen mit Beruflichem Eingliederungsmanagement (BEM) aus Deutschland. Niehaus ist überzeugt, dass Unternehmen nur zukunftsfähig sind, wenn sie den Erfolgsfaktor BEM erkennen und ihn im Betrieb zulassen. Da die Gesellschaft immer älter werde und damit die längeren Abwesenheiten steigen, seien wir alle betroffen. In der Steiermark ist derzeit ein/e ArbeitnehmerIn im Durchschnitt 12,9 Tage arbeitsunfähig. In Deutschland ist die Zahl der Abwesenheiten durch Krankenstand größer, da auch das Pensionsalter höher ist. Die häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit in Österreich und Deutschland sind Muskel- oder Skeletterkrankungen und psychische Erkrankungen. Handlungsbedarf ist also ausreichend vorhanden!
Wozu Beruflichem Eingliederungsmanagement? BEM kann uns helfen Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, erneuter Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen und den Arbeitsplatz bzw. die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten.

Wichtig bei der Wiedereingliederung sei, dass alle zusammenarbeiten (Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Arbeitsmediziner). Die/der ArbeitsmedizinerIn hat eine besondere Rolle als „Vertrauensperson“, die/der auch Kontakt mit HausärztIn, FachärztIn oder dem Krankenhaus hält.

Kernkompetenzen der BetriebsärztInnen/ArbeitsmedizinerInnen bei BEM sind:
• frühzeitige Erkennung von Rehabilisationsbedarf
• Beratungsgespräche zur Prüfung des Eingliederungsbedarfs
• Erstellung eines Wiedereingliederungsplans
• Kooperation mit Sozialversicherungsträgern
• Begleitung der/des betroffenen MitarbeiterIn bei der Wiedereingliederung
• Sicherstellung der Nachhaltigkeit

Berufliches Eingliederungsmanagement ist ein Teil von Betrieblichem Gesundheitsmanagement.
Leider diskutieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber BEM sehr kontrovers.

Erfolgsfaktoren für berufliche Wiedereingliederung nach längeren Krankenständen sind:
1. Frühzeitigkeit
2. Vertraulicher Umgang mit Daten
3. In Prävention und Gesundheitsmanagement investieren
4. Konkrete betriebliche Integrationsmaßnahmen
5. Externe Unterstützung, zB durch Krankenkassen
6. Gelungene Rückkehr: mit Erfolgen werben
7. Professionalisierung des Eingliederungsmanagements


Dr. Georg Wultsch, Referent für Arbeitsmedizin der Ärztekammer Steiermark, sprach in seiner Keynote über die/den ArbeitsmedizinerIn als Schlüsselperson. Bei BEM sei die Arbeitsanalyse eine wichtige Aufgabe der/s ArbeitsmedizinerIn. Dazu zählt die Prüfung der Arbeitsaufgabe, der Arbeitsorganisationsform, physischer und psychischer Anforderungen, der Arbeitsumgebung und der Arbeitsgestaltung. Natürlich zähle auch die Analyse der individuellen Fähigkeiten mit den Anforderungen dazu. Hier gibt es spezielle Verfahren um dies zu testen.
Die Tatsache, dass die/der ArbeitsmedizinerIn die betrieblichen Gegebenheiten kenne, Erfahrung im Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten habe, weisungsfrei sei und der ärztlichen Schweigepflicht unterstehe, seien wesentliche Argumente für die Einbindung der/s ArbeitsmedizinerIn in das betriebliche Eingliederungsmanagement nach längeren Krankenständen.

Ziele von beruflichem Eingliederungsmanagement sind:
• Erhalt des Arbeitsplatzes
   - Arbeitsunfähigkeit überwinden
   - Erneuter Arbeitsunfähigkeit vorbeugen
   - Leistungen oder Hilfen klären
• Arbeitnehmer: Sicherung der Arbeitsfähigkeit, Erhalt des Arbeitsplatzes
• Arbeitgeber: Erhalte des Erfahrungsschatzes, Verringern von Fehlzeiten
• Sozialsystem: Entlastung


Dr. Ingrid Kuster, vom Rechtsservice der steirischen Wirtschaftskammer, erklärte, ist überzeugt, dass viele Betriebe bereits bemüht seien die Wiedereingliederung von MitarbeiterInnen nach längerer Arbeitsunfähigkeit gut zu managen. Da es bei Klein- und Mittelbetriebe nur begrenzte Möglichkeiten gäbe, fehle oft die Hilfe von außen - aber meist schafften die KMUs das einfach mit ihrem „familiärem Zusammenhalt“.


In der Arbeiterkammer Steiermark wurde bereits ein Antrag beschlossen sich mit betrieblichem Eingliederungsmanagement zu beschäftigen, versicherte Mag. Karl Schneeberger. Unternehmen müssten sich verstärkt mit diesem Thema auseinandersetzen. Bei manchen Unternehmen sei es aber die Unternehmenskultur, die BEM noch nicht möglich mache. Ganz wichtig in den Betrieben sei hier die Freiwilligkeit!
BEM müsse richtig verstanden werden.


Univ.Prof. Dr. Petra Kohlberger, ärztliche Vorständin der Steiermärkischen Krankenanstalten GesmbH, berichtete über die lange Tradition in der Integration von MA mit besonderen Bedürfnissen in der KAGes. Seit 1994 gäbe es Behindertenvertrauenspersonen, die sich in Projekten aber auch in der täglichen Arbeit um die Integration von MitarbeiterInnen mit besonderen Bedürfnissen beschäftigten und ihnen ein Tätigkeitsfeld böten. Seit kurzem gäbe es das Projekt „fit2work“, das den Wiedereinstieg nach langer Arbeitsunfähigkeit in den Beruf bzw. die Wiedererkrankung von MitarbeiterInnen begleite.

 

Foto Arbeitsmedizin

Fotocredit: Ärztekammer Steiermark / Schiffer

v.l.n.r. Präsident Dr. Wolfgang Routil, Univ.-Prof. Dr. Mathilde Niehaus,
Dr. Georg Wultsch, Referent für Arbeitmedizin

Foto Arbeitsmedizin

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v.l.n.r. Univ.-Prof. Dr. Mathilde Niehaus, ärztliche Vorständin Univ.-Prof. Dr. Petra Kohlberger, Dr. Georg Wultsch, Präsident Dr. Wolfgang Routil, Dr. Ingrid Kuster, Mag. Karl Schneeberger

Foto Arbeitsmedizin




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