AERZTE Steiermark | Februar 2023

wirtschaft&Erfolg hohem Stress nicht nur Luft, sondern sie erleichtern eben auch das Einschieben von Reserveterminen. Besonders an Montagen oder Tagen nach verlängerten Wochenenden besteht erhöhter Bedarf nach diesen. Dabei gilt es abzuschätzen, ob ein/e Patient:in tatsächlich nach fünf Minuten fertig ist und sich nicht als „schwerer Fall“ entpuppt. Rhetorische Bekräftigung Für Arzt/Ärztin und Ordinationsassistenz bieten sich noch einige rhetor ische Kniffe an, um Termine bei Patient:innen zu verankern: z. B. zwei bis drei Fragen, auf die die Patientinnen mit „ja“ oder „nein“ antworten können. Etwa: „Wir sehen uns dann am Montag nächster Woche, um die Befunde zu besprechen?“ „Ja.“ „Falls Ihnen doch etwas dazwischenkommt, wären Sie dann so lieb, rechtzeitig Bescheid zu geben?“ „Ja.“ Durch die mehrfache Zusage fühlt man sich stärker an die Absprache gebunden. Oder man lässt den Patienten selbst einen Termin vorschlagen und sieht im Praxis-Kalender nach, ob dieser noch frei ist. Der Patient bedenkt dann eher, ob er zum angegebenen Zeitpunkt wirklich kommen kann. Sagt er dann dennoch rechtzeitig ab, steht es der Ordinationsassistenz nicht schlecht an, ihn zu loben und gleich einen neuen Termin zu fixieren. Terminerinnerung per SMS Vielfach werden heute mindestens einen Tag vor dem Termin SMSen an die Patient:innen versandt. Zumeist gibt diese unter dem Titel Terminerinnerung Wochentag, Datum und Uhrzeit an. Dazu noch den Namen des Arztes und die Adresse, eventuell ergänzt um Maßnahmen, wie FFP2-Maske oder Nüchternheit. Soll die Terminerinnerung persönlich und sehr freundlich wirken, empfiehlt sich eine persönliche Anrede. In technischer Hinsicht sind Ärzt:innen im Vorteil, bei denen die Ordinationssoftware bereits ein Modul zur Terminversendung eingebaut hat. Wenn nicht, können Terminerinnerungen vom Arzt bzw. dessen IT-Assistenten selbst in der Ordinationssoftware automatisiert werden, was allerdings mit einem gewissen Aufw a n d v e r - b u n - d e n i s t . Oder es wird eine Firma bzw. ein Dienst beauftragt, die besagte BusinessMe s s a g i ng -L ö - sungen gegen Bezahlung anbietet und durchführt. Über deren Schnittstellen können SMS-Terminer innerungen direkt aus der Software der Ordination heraus versendet werden. In jedem Fall, also auch in ersterem, ist für die Versendung der SMS eine gewisse Gebühr beim SMSVersendungsdienst zu bezahlen. Derzeit beginnen die Tarife bei rund einem Cent pro SMS, abhängig von der Stückzahl. Günstiger wäre die Versendung der TerminErinnerung durch E-Mail, die bei beschränkter Anzahl ja kostenlos ist. Doch erstens können viel mehr Patienten ein SMS empfangen als ein E-Mail, und zweitens spricht ein SMS den Empfänger auch direkter an als ein E-Mail. Die Mühe eines persönlichen Anrufs beim Patienten wird hingegen sehr selten auf sich genommen, auch wenn dabei neben der Terminerinnerung noch etwaige administrative Dinge besprochen werden können. Pönale verstärkt gutgeheißen Schließlich bleibt als letzte Konsequenz, Ausfal ls-Termine zu reduzieren, ein Ausfallshonorar einzuführen, auf das allerdings deutlich hinzuweisen ist (etwa via Plakat, Website, im Rahmen der Terminvereinbarung). Entscheidend für eine Forderung nach Ausfallhonorar ist auch der B e - weis, „dass in dieser Zeit keine a nde r en Patienten b e h a n - d e l t we rden können b z w . k e i n e s o n s ­ t i g e n Ange l e - genheiten – z. B. Krankengeschichten fer t igstel len, Gutachten, …– verrichtet werden können“ (www.aekwien.at/document s/263869/276959/Ausfallshonorar). Bereits in einem Schreiben an die ÖGK und die Politik vom August 2021 stellte Dietmar Bayer, damals geschäftsführender Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark, klar, eine Nicht-Absage sei „äußerst unfair gegenüber anderen Patientinnen und Patienten, die keinen Termin bekommen können, weil er durch Menschen blockiert wird, die sich den Luxus leisten, ohne Absage einen Termin nicht einzuhalten“. Bei einer Absage gilt zwar die Devise „Je früher, desto besser“, doch wi rd eine Fr i st bis 24 Stunden vor dem Termin im A l l geme i nen ohne Kosten akzeptiert. Die Toleranz, Ausfallstermine länger gleichsam a l s Kava l iersdelikte hinzunehmen, ist j e d e n f a l l s s t a r k i m S c hw i nd e n , wie die Frage des Monats auf S. 5 und jüngst eine Pat ientenUmfrage der ‚Antenne Steiermark‘ bestätigen. 38 Ærzte Steiermark || 02|2023 Foto: Adobe Stock

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