AERZTE Steiermark | Februar 2023

Jahre Niederösterreichisches Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie. Klosterneuburg“. 1987 folgte mit der Habilitation Sozialpsychiatrie die Lehrbefugnis für klinische Psychiatrie der Medizinischen Fakultät der Medizinischen Universität Graz, 1991 übernahm Danzinger die Leitung der Abteilung für Psychiatrie der Landesnervenklinik Salzburg und lehrte an der Uni Salzburg, bevor er 1996 wiederum nach Graz wechselte – und zwar als ärztlicher Direktor der Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz und Primar der 2. psychiatrischen Abteilung. Aber nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch in seinem zweiten beruflichen Feld – der Psychoanalyse – setzte Danzinger bleibende Spuren: Seit 1980 war Danzinger Mitglied und 1982 Leiter des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse, 1989 bis 1990 auch Leiter des Vereins, ab 2008 lehrte er im Grazer Arbeitskreis für Psychoanalyse und im Psychodynamischen Curriculum des PSY-III-Diploms. Zudem war er als Psychoanalytiker tätig. Hier schließt sich der Kreis zur gesellschaftlichen Tangente von DanzingersWirken: Wohl die letzte Fachveranstaltung, an der der Anfang Jänner überraschend verstorbene Danzinger mitwirkte, war eine an der ersten psychoanalytischen Adresse Österreichs: Am 15. Dezember 2022 fand in der Bibliothek der Psychoanalyse im Sigmund Freud Ærzte Steiermark || 02|2023 33 Nachruf Museum in Wien der Psychoanalytischer Großgruppendialog - Leonardo zum Thema Wie frei ist die Kunst? statt. Diesen Zirkel für psychoanalytische Kulturkritik hat Danzinger mitinitiiert und konnte am Ende seines Lebens auch den Kreis zu einem weiteren seiner Lebensthemen – der Malerei – schließen. Dieser Nachruf gibt Zeugnis von Danzingers eindrucksvoller Vita, wäre aber nicht vollständig ohne die Erwähnung seiner Publikationen: Allein seine Website (http:// www. ra i ne rdanz i ng e r. a t) führt 200 Publikationen auf – einige mit Downloadmöglichkeit. In den letzten Jahren beschäftigte sich Danzinger etwa mit den Themen Terror und Tod, aber auch mit Humor oder der Kulturgeschichte des Wassers. Und vielem sehr Lesenswerten mehr. Website zur Person: www.rainerdanzinger.at Dank Danzinger Rainer Danzinger war Arzt und Psychotherapeut. Er war Maler und Lehrer. Und er war einer der beeindruckendsten Menschen, denen ich in meinem Studium begegnen durfte. Als Psychologiestudentin landete ich als Praktikantin Mitte der 80er-Jahre auf seiner Abteilung im LKH Gugging. Ja, diese Psychiatrie war „total groovy“, wie es damals hieß. Nicht nur wegen des berühmten Künstlerhauses (in das ich nur ein Mal kurz durfte), sondern dank Danzinger: Morgenrunden, bei denen eine Psycholog ie-Prak t i kantin gefragt wurde, reden durfte. Großgruppen mit sämtlichen Patient:innen, Pf legekräften, Ärzt:innen und dem Herrn Primar, in denen die Patient:innen gefragt waren, reden durften, wirklich gehört wurden. Ein Fasching-Dienstag, den der als Primar verkleidete Psychologe überleben durfte. Ein Jahrhundert-Winter, in dem der Herr Primar sich persönlich bei jedem Patienten bedankte, der ein Auto am Parkplatz ausgegraben hatte – und es waren viele(*). Selten habe ich so viel gelernt. Fürs ganze Leben – dank Danzinger. Jasmin Novak (*) ... damit das Personal in diesem Jahrhundertwinter morgens aufs und ab Mittag wiederum vom Spitalsgelände gelangen konnte. Die Bilder sind dem Katalog zur Ausstellung „Kunst ist Kunst ist Kunst. Bilder aus seelischen Krisen“, die von Peter Pakesch und Mag. Günther Holler- Schuster kuratiert war, entnommen. Am Cover: Gert Steirer, Ohne Titel, Filzstift/Papier, Privatbesitz; ganz links: Anonym, Ohne Titel; Deckfarbe/Papier, 27,0 x 38,0, Abteilung für Gerontopsychiatrie; oben: Alois Brus, Sex Gevatterpostl, Öl/ Karton, 41,8 x 58,8, Privatbesitz; links: Anonym, Ohne Titel, Mischtechnik/ Papier, 42,8 x 29,7, Privatbesitz

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=