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ÆRZTE

Steiermark

 || 09|2017

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COVER

es auch eher vertragliche Rah-

menbedingungen, die junge

Medizinerinnen und Medizi-

ner bzw. Ärztinnen und Ärzte

davon abhalten, sich für eine

Tätigkeit imHausarztberuf zu

interessieren. „Zu wenig Zeit

für den Patienten zu haben,

wie die Jungmediziner als we-

sentlichen vomHausarztberuf

abhaltenden Faktor bewerten,

ist anscheinend demotivie-

rend“, so der Befund von

Stephanie Poggenburg, die als

deutsche Fachärztin für All-

gemeinmedizin die Probleme

der niedergelassenen Allge-

meinmedizinerinnen und

-mediziner auch aus eigener

Erfahrung kennt. Dass auch

der studierende Nachwuchs

das Problem (Studierende:

73 Prozent; Turnusärztinnen

und -ärzte: 85 Prozent) in

dieser Schärfe sieht, hält sie

für bemerkenswert. Ähnlich

problematisch werden von

den Befragten „zu viele Vor-

gaben der Krankenkassen“

und die „mangelnde Abrech-

nung von Zusatzleistungen

im Vergleich zu Fachärzten“

empfunden – dies könnte

im Rahmen der Kassenme-

dizin bedeuten, zu wenig

tun zu dürfen, obwohl man

weiß, dass es nötig wäre und

man auch die erforderliche

Qualifikation besitzt: „Wenn

eine zeitgemäße Diagnostik

nur gelingt, wenn man be-

stimmte notfallmäßig indi-

zierte Laborwerte auf eigene

Rechnung oder allenfalls zum

Selbstkostenpreis bestimmen

muss und die Sonographie

nicht finanziert wird, obwohl

Landarzt live mit Elektroauto

Medizinstudierende sollen das Landarztleben hautnah

erleben. Das ist der Hintergrund des von der Steirischen

Akademie für Allgemeinmedizin (STAFAM) finan-

zierten Projekts LandarztZUKUNFT, das den Studen-

tinnen und Studenten im Rahmen einer Famulatur und

auch im Klinisch-Praktischen-Jahr (KPJ) die Möglich-

keit gibt, vier Wochen bei „echten“ Landärztinnen und

Landärzten zu famulieren. Angeboten wird Landarzt-

ZUKUNFT im oberen Ennstal und in der Südsteiermark

(Eibiswald-Leutschach). Koordinator im Norden ist

der Ramsauer Allgemeinmediziner Oliver Lammel, im

Süden sind dies Andreas Jöbstl und Peter Sigmund, die

genauso wie die anderen hochmotivierten KollegInnen

ihrer jeweiligen Region Studierende unterrichten, ihnen

Fortbildungseinheiten anbieten und sie betreuen werden.

Den beteiligten Landärzten ist es gelungen, in Koope-

ration mit dem Allgemeinmedizinischen Institut der

Medizinischen Universität Graz eine breite Unterstüt-

zung der Gemeinden vor Ort einzuholen, die kostenlose

Wohnmöglichkeiten, Freizeitprogramme und durch

Finanzierung der Energie Steiermark sogar E-Autos zur

Verfügung stellen.

Oliver Lammel:

Studierenden

die Faszinati-

on des Berufs

Landarzt nahe-

bringen.

„Vieles spricht dafür, die Autonomie der Jungmediziner zu

akzeptieren und ihnen Freiheiten einzuräumen, in welcher Form

sie mit wem auf ärztlicher und mit wem auf nichtärztlicher Seite

zusammenarbeiten wollen.“

Stephanie Poggenburg