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ÆRZTE
Steiermark
|| 04|2017
PRAXIS
Möglicher Extremitätenverlust nach
unwirksamer Antikoagulation
Der aktuelle Fall des Monats ereignete sich an einem Wo-
chenende auf einer chirurgischen Krankenhausstation. Be-
troffen war ein Patient zwischen 61 und 70 Jahren, dessen
Bein vermutlich amputiert werden musste
.
Der Patient litt an pAVK und wurde am Freitag einer elek-
tiven Operation unterzogen. Nach aufwendiger gefäßchi-
rurgischer Rekonstruktion erhielt er einen Heparininfusor.
Als am nächsten Tag ein Bypassverschluss festgestellt wurde,
kam es zu einer Revision, bei der nach wie vor eine norma-
le Gerinnung diagnostiziert wurde. Der Perfusor blieb im
Einsatz; trotzdem kam es auch am nächsten – und über-
nächsten – Tag jeweils zu einem Bypassverschluss. Selbst
nach der dritten Revision war noch keine wirksame Antiko-
agulation festzustellen. Trotzdem wurden die Blutbefunde
nicht kontrolliert, weil an jedem der drei Tage die komplette
Dienstmannschaft den gesamten Tag im OP im Einsatz war.
Zudem hat das Pflegepersonal verabsäumt, aufgrund man-
gelnder Antikoagulation Alarm zu schlagen.
Der/die meldende Arzt/Ärztin nannte als Patientenschaden
die hohe Wahrscheinlichkeit eines Extremitätenverlusts.
Gründe für das Ereignis
:
Im betroffenen Spital kam es in den vergangenen Jahren
zu einer Reduktion von Diensträdern. Zeitweise müssen
nun TurnusärztInnen und StationsärztInnen chirurgische
Hauptdienste übernehmen. Trotzdem ist es üblich, auch am
Wochenende ganztags ein elektives OP-Programm auszu-
schreiben, obwohl stets mit Notfällen zu rechnen ist.
Eigener Ratschlag:
Aufstockung des Personals, sodass der chirurgische Haupt-
dienst wieder von ChirurgInnen übernommen werden
kann. AmWochenende sollen keine elektivenOPs angesetzt
werden.
Die CIRSmedical-ExpertInnen dazu:
Bei komplexen Eingriffen, die eine spezielle OP-Mannschaft
erfordern und bei denen es zu Revisionen kommen kann,
seien organisatorische Vorkehrungen zu treffen. Es sei „kei-
ne optimale Lösung“, wenn die diensthabende Mannschaft
so okkupiert werde, dass die Akutversorgung nicht ge-
währleistet sei. Eine Überschreitung der Wochenarbeitszeit
sei – mit schriftlicher Begründung des Abteilungsvorstands
– auch nach dem neuen AZG möglich. Insgesamt sei der
Fall primär auf „Organisationsversagen“ zurückzuführen.
Es könne auch nicht von ÄrztInnen in der Basisausbildung
erwartet werden, chirurgische Fachkompetenz zu kompen-
sieren.
CIRSmedical.atFALL DES MONATS
Der Tipp von
der Expertin
Ärztin/Arzt sucht Arzt/Ärztin.
Der steirische Ärzteführer ist ein Top-App für Smartpho-
nes im Google-Playstore und im Apple Store. Warum soll
eine Ärztin/ein Arzt einen Arzt/eine Ärztin suchen?
A.:
Um
die eigenen Daten zu kontrollieren.
B.
Weil sie/er wirklich
eine/ braucht.
Download und Nutzung sind ko tenlos.
Ärztin/Arzt sucht Arzt/Ärztin.
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A.:
Um
die eigenen Daten zu kontrollieren.
B.
Weil sie/er wirklich
eine/n braucht.
Download und Nutzung sind kostenlos.
Impfscheckheft
Die von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte öf-
fentliche Gratisimpfaktion für Kinder/Jugendliche von
0–15 Jahren sowie die Masern-Mumps-Röteln-Impfung
(MMR) ohne Altersbegrenzung wird in der Steiermark von
der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin
(WAVM) abgewickelt. Impfstoffe und Impfungen sind mit
dem „Scheckheft Gesundheit für Eltern und Kind“ (0- bis
6-Jährige; Gratisimpfungen: Rotaviren, 6-fach-Impfung,
Pneumokokken, MMR), dem „Bonheft für Schulkinder und
Jugendliche“ (7- bis 15-Jährige; Gratisimpfungen: Hepatitis
B, Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio, Meningokokken,
HPV) bzw. den MMR-Impfbonbögen (ab dem 15. Lebens-
jahr) für Ihre Patienten kostenfrei erhältlich. Das Impfho-
norar beträgt derzeit € 9,- pro Impfung. Die Abrechnung
erfolgt über die WAVM.
Grundsätzlich sind alle niedergelassenen Ärzte für Allge-
meinmedizin, Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde
und bei MMR und HPV auch Fachärzte für Frauenheil-
kunde und Geburtshilfe berechtigt, an der Gratisimpfakti-
on teilzunehmen. Voraussetzung dafür ist die kostenfreie
Anmeldung beim „steirischen Impfnetzwerk“ der Wissen-
schaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin (Radetzkystra-
ße 9/1, 8010 Graz, Tel. 0316/829727, akademie@vorsorge-
medizin.st). Sie erhalten dort alle nötigen Informationen
und Auskünfte. Informationsblatt https://vorsorgemedizin.
st/images/downloads/KurzinfoPraxisNeu.pdf
Elvira Schafler-Zorn, 0316/8044-68