AERZTE Steiermark 10 | 2014 - page 8

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Ærzte
Steiermark
 || 10|2014
Foto: Schiffer, Privat
cover
martin novak
Ein angesehener Spezialist
hält es nicht mehr aus. Die
Belastungen durch unerwar-
tet ausgefallene Kolleginnen
und Kollegen, das dadurch
immer aggressivere Arbeits-
klima sind zu viel für ihn.
Er entscheidet sich für einen
Arbeitsplatz mit geregelter
Arbeitszeit, auch wenn der
weit weniger anspruchsvoll
ist. Sein wertvolles Know-how
geht unrettbar verloren …
Harte Zahlen
Gewiss, das ist ein Einzelfall,
eine Anekdote. Aber fast je-
der, den man anspricht, kennt
eine ähnliche Geschichte.
Das öffentliche Spitalswesen
erodiert – dort wo es am
schmerzhaftesten ist, bei den
Leistungsträgern und High
Potentials, wie es im Perso-
nalentwickler-Deutsch heißt.
Hinter den Einzelfällen ste-
cken harte Zahlen: Laut Stati-
stik der Österreichischen Ärz-
tekammer tauchten von den
1.413 Absolventinnen und
Absolventen Medizinischer
Universitäten des Studien-
jahres 2011/2012 in Öster-
reich 508 niemals in einer
Ärzteliste auf, das heißt, sie
absolvierten nicht einmal die
Ausbildung.
400.000 Euro
pro Absolvent
Jede/r dieser Absolventinnen
und Absolventen hat rund
400.000 Euro gekostet, in
Wien ist er laut Statistischem
Handbuch der Universitäten
2013 mit 415.000 Euro am
teuersten, in Graz mit 326.000
Sag mir, wo
die Ärzte sind
Fast 800 stei-
rische Ärztinnen und Ärzte
unter 55 Jahren
fielen in den
letzten fünf Jahren aus der steirischen Ärzteliste.
Vor aller Augen
findet die große Ärzteflucht statt. Täglich wird es
schwieriger, sie zu stoppen.
Euro am billigsten, Innsbruck
liegt dazwischen. Durch die
Fehlallokation geht viel Geld
verloren: Rund 200 Millionen
an öffentlichen Euro hat das
öffentliche Bildungswesen für
Medizinerinnen und Medi-
ziner ausgegeben, die dem
öffentlichen Gesundheitswe-
sen niemals zur Verfügung
stehen.
Ärzteflucht
In der Steiermark sind in
den letzten fünf Jahren 785
Ärztinnen und Ärzte (jünger
als 55 Jahre, also weit entfernt
vom regulären Pensionsalter)
aus der Ärzteliste gefallen,
weitgehend solche, die zuvor
in Spitälern gearbeitet haben,
rund 40 Prozent waren Tur-
nusärztinnen und -ärzte, also
die künftigen Leistungsträger.
Fast 400 Ärztinnen und Ärzte
haben im gleichen Zeitraum
Wahlarztpraxen gegründet
und damit ein selbstorga-
nisierbares Arbeitsleben ge-
wählt.
„Nicht Ärztemangel ist das
wahre Problem, es ist die
Ärztef lucht“, diagnostiziert
der Präsident der steirischen
Ärztekammer, Herwig Lind-
ner. Niemand könne es den
Kolleginnen und Kollegen
verdenken, wenn sie zumut­
bare Arbeitsbedingungen
wählen – in der Wahlarzt-
praxis, weit weg von den
Akutspitälern oder im Aus-
land, meint der Obmann der
Angestellten Ärzte, Martin
Wehrschütz.
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