AERZTE Steiermark 10 | 2014 - page 40

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Ærzte
Steiermark
 || 10|2014
Foto:
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
2,1 und tschüss?
Die Honorarverhandlungen mit der GKK
werden sich auch in diesem Jahr schwierig
gestalten. Wenn sich nichts bewegt, kommt
wohl die Honorarautomatik zur Anwendung, die
deutlich über der Inflationsrate liegt.
Seit Jahren gibt es kaum Be-
wegung in den Vertragsver-
handlungen mit der GKK.
Statt echter Gestaltung und
Neuausrichtung, die in einer
sich verändernden Gesund-
heitslandschaft dringend not-
wendig wäre, werden weit-
gehend nur die bestehenden
Strukturen fortgeschrieben.
Nur punktuell kommt es zu
Reformschritten.
Barrieren
Der Grund: Eher ideo-
logische als ökonomische
Barrieren erweisen sich als
schwer überwindbare Hin-
dernisse. Dazu gehören die
Labortarife und auch die
radiologischen Leistungen,
ebenso die Einbeziehung der
Wahlärzte in die Grundver-
sorgung. Hier will die GKK
Kürzungen oder zumindest
keine Steigerungen – und
selbst dort, wo es im Sinn der
Grundversorgung wichtig
wäre (wie etwa bei der Dia-
betikerschulung im Rahmen
des DMP) keine Integrati-
on der Wahlärztinnen und
Wahlärzte – im Gegensatz zu
anderen Bundesländern.
Überzeugende finanzielle Ar-
gumente gibt es dafür nicht.
Seit 2009 erzielt die steirische
GKK jeweils Überschüsse,
alte Schulden sind abgebaut,
das Vermögen wächst.
Der Wunsch nach „Stärkung
der Hausärzte“, wie ihn GKK-
Generaldirektorin Andrea
Hirschenberger erst kürzlich
wieder bei einem Referat beim
Med&Care-Kongress in Graz
apostrophiert hat, bleibt ohne
Folgen. Im Gegenteil: Der
Anteil für kassenärztliche
Leistungen am Gesamtbud-
get der GKK sinkt. Vor zehn
Jahren waren es noch fast
16 Prozent, im letzten Jahr
waren es kaum mehr als 13
Prozent. Die Zahl der Versi-
cherten pro Vertragsärztin/
Vertragsarzt steigt. Das heißt,
GKK-Versicherte bekommen
weniger um ihren Versiche-
rungsbeitrag.
Trotzdem
Ein paar Dinge gehen trotz-
dem: Die Nachfolgepraxis (sie
fördert die Kontinuität der
Versorgung) ist ein Beispiel,
die Betreuung von Substitu-
tionspatienten wird ab 1. Jän-
ner 2015 eine Leistung (siehe
Seite 17), für Mono-Neurolo-
gen gibt es nun endlich einen
Leistungskatalog (Seite 44).
Aber Grundlegendes bleibt in
der Schwebe: Der Leistungs-
katalog insgesamt ist seit vie-
len Jahren praktisch unverän-
dert, obwohl sich GKK und
Ärztekammer darüber einig
sind, dass er zu modernisie-
ren wäre. Der Gruppenpraxis-
vertrag liegt zwar als Entwurf
längst vor, ist aber immer
noch nicht beschlossen.
Kurienobmann Vizepräsi-
dent Jörg Garzarolli: „So-
lange der GKK die Ideologie
im Weg steht, wird sich nur
wenig bewegen. Wir sind
nicht nur bereit dazu, wir
wollen es.“
Ein Exit-Szenario gibt es je-
doch: Die Honorarautomatik
liegt mit 2,1 Prozent klar über
der Inflation. Kommt sie aber
zum Tragen, werden einfach
alle Honorare gleichmäßig er-
höht. Gesundheitspolitische
Impulse schauen aber anders
aus.
„Wir sind nicht nur bereit,
wir wollen es.“
Jörg Garzarolli
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