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thema
 ität
heit der School of Medicine
an der Universität New York
die Abgründe der evidenzba-
sierten Medizin (EBM). Tat-
sächlich sei die Behauptung
richtig, weil bis dato niemand
die Evidenz überprüft habe,
so Braithwaite im Journal of
the American Medical As-
sociation (JAMA; Nr. 310, 27.
11. 2013).
Niemals wäre EBM so gemeint
gewesen, dass Erfahrung und
Intuition als Grundlage medi-
zinischer Behandlungen aus-
geschlossen seien, die EBM-
Experten würden sie nur so
interpretieren. EBM müsse
den Stand der verfügbaren
Evidenz-Daten klar kommu-
nizieren, statt Mängel hinter
der gefährlichen Phrase „The-
re is no evidence to suggest
that …“ zu verbergen, schreibt
der Mediziner in seinem Essay.
Die (mangelnde) Qualität der
grundlegenden Daten ist ge-
nerell das Dilemma in der
medizinischen Qualitätssi-
cherung. Das gilt ganz be-
sonders für die Ergebnisqua-
lität. „Man versucht, etwas
messbar zu machen, das nur
begrenzt greifbar ist“, sagt
Eiko Meister, Präsidialrefer­
ent für Qualitätssicherung
in der Ärztekammer Steier-
mark. Grundsätzlich sei es
gut, „die Outcome-Qualität
zu messen“, betont Meister,
man müsse allerdings über
die Qualität der Basisdaten
diskutieren. LKF-Daten seien
oft ungenau, aber genau diese
LKF-Daten sind die Grundla
-
ge des im November vorigen
Jahres A-IQI-(Austrian Im
-
patient Quality Indicators)-
Berichts an die Bundesziel
-
steuerungskommission. Dass
dies nicht unproblematisch
ist, wird im Bericht selbst ein
-
geräumt: „Angemerkt wird,
dass die Daten zum Teil ver
-
zerrt sein können, da sie für
den Zweck der Abrechnung
erhoben werden und dem
-
entsprechende Anreize bei
der Dokumentation auftreten
können.“
Das ist kein österreichisches
Problem. In einem im April
2013 im Deutschen Ärzteblatt
erschienenen Artikel schrei
-
ben Maria Eberlein-Gonska
(Universitätsklinikum Dres
-
den, Qualitäts- und Medizi
-
nisches Risikomanagement)
und Oda Rink (IQM – Initi
-
ative Qualitätsmedizin), dass
in nur 35 Prozent aller seit
2009 durchgeführten Review-
Verfahren „die Dokumentati
-
on einigermaßen zufrieden
-
stellend“ gewesen sei.
Brandgefährlich
Solange Vergleichsdaten nur
anonymisiert zur Verfügung
stehen und in Peer-Review-
Verfahren analysiert werden,
haben Mess- und Datenfehler
nur begrenzte Auswirkungen
und können objektiv disku
-
tiert werden.
Anders ist die Situation, wenn
aus den Daten öffentliche
Spitals-Rankings generiert
werden, wenn sich also Pati
-
entInnen im Internet kundig
machen wollen, in welchem
Krankenhaus sie bei einer
bestimmten Diagnose am be
-
sten aufgehoben sind. Der
Wunsch danach ist verständ
-
lich, auch Medien gieren nach
solchen Rankings. Und auch
die Anbieter selbst wollen
ihre Qualität darstellen: „Die
„Die Erkenntnis, dass Qualität zu einem Wettbewerbsfaktor
im Gesundheitswesen geworden ist, hat sich in den letzten
Jahren verfestigt.“
Maria Eberlein-Gonska, Oda Rink
Ærzte
Steiermark
 || 02|2014
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