AERZTE Steiermark | Februar 2023

Bereich Ærzte Steiermark || 02|2023 7 Die letzte signifikante Verbesserung für die steirischen Spitalsärztinnen und -ärzte liegt jetzt schon mehr als sieben Jahre zurück. Damals hat unser Bundesland als erstes in Österreich eine KAAZG-gerechte Gehaltslösung gefunden, die vom Burgenland bis Vorarlberg Beachtung fand. Seither ist kaum etwas passiert. Es fehlen uns – der Stillstand ist eine Erklärung dafür – mittlerweile acht Prozent der notwendigen Ärztinnen und Ärzte in den Landeskrankenhäusern. Das sind rund 200 Menschen. Es ist also hoch an der Zeit wieder in die Offensive zu kommen. Und nicht länger hinter unseren Nachbarbundesländern Niederösterreich und Burgenland nachhinken zu müssen. Schauen wir ins Burgenland: Dort gibt es jetzt deutlich bessere Gehälter für Fachärzte in den Spitälern. Aber es gibt noch mehr: Etwa überall Ausbildungsoberärztinnen oder -ärzte. Also haben junge Fachärztinnen und -ärzte mehr als gute Gründe, lieber in Oberwart, Oberpullendort, Güssing oder Eisenstadt zu arbeiten statt in einem steirischen Landeskrankenhaus. So wird der Ärztemangel in der Steiermark aber weiter verschärft. Und die acht Prozent fehlende Ärztinnen und Ärzte (Zahlen des Landes) werden so bald mehr werden. Die steirische Bevölkerung hat sich aber die bestmögliche Versorgung verdient, keinen zunehmenden Ärztemangel. Seien wir also mutig und machen die Steiermark für Ärztinnen wieder zum attraktiven und konkurrenzfähigen Standort. Wir stellen dafür gerne unser Expertenwissen zur Verfügung. Gemeinsam schaffen wir es. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. „Die Ärztekammer ist ein Gegner von Primärversorgungseinheiten (PVE)“, sagen manche Menschen, die die Ärztekammer nicht kennen und offenbar auch nicht genau wissen, was PVE sind. Die meisten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte – so auch ich – finden PVE sehr in Ordnung. Wir finden aber auch, dass sie nicht missbraucht werden dürfen. Und das werden sie leider: Wo es gerade in den Kram passt, werden sie als Ersatz für ein Krankenhaus bejubelt, was sie nicht sind. Schon deshalb, weil in diesen „Zentren“ in den seltensten Fällen Fachärzt:innen vorgesehen sind. Sie werden gleichzeitig von Leuten – auch solchen, die es besser wissen sollten – als Alternative zur wohnortnahen Versorgung durch niedergelassene Hausärzt:innen gelobt. Das sind sie auch nicht, denn es kann sie nur geben, wenn Stellen für Einzelpraxen wegfallen. Und dann sind sie für die meisten naturgemäß weniger wohnortnahe als die Hausärztin, der Hausarzt „um‘s Eck“. Ganz zu schweigen davon, dass es nicht ein paar Dutzend, sondern hunderte, in Österreich tausende PVE bräuchte, damit in ihnen die Versorgung stattfinden kann, die niedergelassene Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin leisten. PVE können einiges: Längere Öffnungszeiten anbieten als eine Einzelpraxis, Teamwork ermöglichen, auch mit nichtärztlichen Gesundheitsberufen. Sie sind also eine sinnvolle, weitere Säule der extramuralen Gesundheitsversorgung. Als solche begrüßen wir sie. Und hoffen, sie durch einen vernünftigen Vertrag mit der ÖGK noch in diesem Jahr in der Steiermark aus dem quasi rechtsfreien Raum zu holen. Wir hoffen sehr, dass stabile Primärversorgungsstrukturen die gute medizinische Versorgung noch besser machen. Sie sind nur kein Allheilmittel gegen alles, was nicht optimal läuft. An Allheilmittel glauben nur Kurpfuscher, leider auch jene in der Gesundheitsadministration. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer PVE sind gut, aber kein Allheilmittel Standortbestimmung Michael Sacherer Die Steiermark voranbringen: Gemeinsam schaffen wir es d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

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